Gesundheit
Neue Riesenzecke überträgt gefährliches Virus
Immer mehr Exemplare der Hyalomma marginatum werden in Österreich gesichtet. Die Riesenzecke wird bis zu 2,5 Zentimeter groß und verfolgt ihre Beute.
Immer häufiger wird die tropische Riesenzecke oder auch "Hyalomma marginatum" in Österreich gesichtet. Das Tückische an dem blutsaugenden Spinnentier: Es kann bis zu neun Meter weit sehen und verfolgt seine Beute bis zu 100 Meter weit. Doch nicht nur diese Eigenschaften unterscheiden die Riesenzecke von unseren heimischen Zecken, wie dem Gemeinen Holzbock.
"Sie ist zwei- bis dreimal so groß wie der Gemeine Holzbock, läuft ihrer Beute nach und kann bei normalem Schritttempo durchaus mithalten", erklärt Virologe Norbert Nowotny im "Heute"-Interview.
"Heute": Wie häufig kommt die Riesenzecke mittlerweile in Österreich vor?
Wir haben in Österreich zwölf nachgewiesene Exemplare. Die Dunkelziffer ist natürlich wesentlich höher, vermutlich wird es 100-mal so viele geben, aber Panik ist wirklich keine angesagt.
Riesenzecke melden
Sichtungen verdächtiger Zecken können bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) gemeldet werden. Dort wird nicht nur die Ausbreitung der neuen Zeckenarten überwacht, sondern auch analysiert, welche Krankheitserreger enthalten sind. Fotos der Blutsauger können an [email protected] geschickt werden.
Woher kommen diese Riesenzecken plötzlich?
Sie kommen im Larven- oder Nymphen-Stadium an Zugvögeln, aus den Subtropen oder Tropen. 2018 war die erste Sichtung in Österreich und jetzt wissen wir, dass es doch schon einige Exemplare gibt. Das hat wahrscheinlich auch mit dem Klimawandel zu tun. Noch haben sie sich bei uns nicht etabliert oder vermehrt, aber mit wärmeren Temperaturen wird das früher oder später der Fall sein.
Wie groß ist diese Zecke wirklich?
Die Hyalomma ist etwa einen halben Zentimeter und nach einer Blutmahlzeit bis zu 2,5 Zentimeter groß.
Überträgt die Riesenzecke auch Krankheiten?
Sie überträgt keine FSME und wahrscheinlich auch keine Borreliose, wie unser Gemeiner Holzbock, aber sie überträgt das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber, eine relativ gefährliche Viruserkrankung und auch verschiedene Rickettsien, das sind kleine Bakterien, die zu fieberhaften Infekten führen können.
Krim-Kongo-Fieber-Virus
Eine Infektion mit dem Virus verläuft in 80 Prozent der Fälle symptomatisch und kann zu hohem Fieber, Schüttelfrost, starken Kopf-, Muskel- und Gelenksschmerzen, Erbrechen und Durchfall führen. Allgemeine Blutungen können lebensbedrohliche Komplikationen auslösen.
Impfung gibt es keine. Lediglich die Symptome können bekämpft werden. Bei schweren Verläufen geht es in erster Linie um die Sicherung der Vitalfunktionen. Die Sterblichkeit liegt je nach Virus-Stamm und Versorgungslage laut Ages zwischen zwei und 50 Prozent.
Gibt es dagegen eine Impfung?
Nein. Gegen Rickettsien gibt es Antibiotika, gegen das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber das Medikament Ribavirin, das eingesetzt wird und in den meisten Fällen auch wirkt. Und noch kann ich Entwarnung geben: das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber wurde bei uns noch nicht nachgewiesen.
Haustiere sind bekanntlich beliebte Opfer des Gemeinen Holzbocks – wie sieht das bei der Riesenzecke aus?
Das ist vielleicht die gute Nachricht: Die eigentlich bevorzugten Wirte sind landwirtschaftliche Nutztiere, vor allem Rinder und Pferde und weniger der Mensch. Bei Hund und Katz' hat man sie noch nicht wirklich in großer Zahl nachgewiesen.
Was macht man, wenn man eine Zecke – egal welcher Art – auf sich findet?
So rasch als möglich entfernen. Das hat einen bestimmten Grund: Viren werden zwar schnell übertragen, Bakterien aber nicht. Zum Entfernen einer Zecke allerdings bitte kein Öl oder Klebstoff verwenden, sondern den Blutsauger mit einer Pinzette möglichst gerade, ohne Drehung, herausziehen. Anschließend die Stelle desinfizieren. Im Fall der Riesenzecke sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.