Viagra – die blaue Pille für mehr Stehvermögen im Schlafzimmer – könnte schon bald eine ganz neue Aufgabe übernehmen: den Kampf gegen Osteoporose.
Das legen aktuelle Forschungen der Peking-Universität nahe, wo die Wissenschaftler Menglong Hu und Likun Wu eine überraschende Entdeckung gemacht haben. Sie sind überzeugt: "Viagra könnte weit mehr sein als ein Mittel gegen Erektionsstörungen."
Ursprünglich wurde der Wirkstoff Sildenafil entwickelt, um den Blutfluss zu verbessern. Doch nun zeigt eine Reihe von Tierversuchen und Zellstudien, dass die berühmte blaue Pille auch einen positiven Effekt auf die Knochen haben könnte. Das Team der Peking-Universität hat herausgefunden, dass Sildenafil ein Protein namens PKG aktiviert und so wichtige Rezeptoren in den Zellkern transportiert. Heißt im Klartext: Das Wachstum der knochenbildenden Zellen wird angeregt. Das sind besonders gute Nachrichten für ältere Menschen, bei denen der natürliche Prozess der Knochenregeneration abnimmt und sie zunehmend porös werden.
Allein in Österreich sind geschätzt eine halbe Million Menschen von Osteoporose betroffen, besonders Frauen. Sie sind bisher auf Medikamente angewiesen, die nicht immer ausreichend wirken und zum Teil schwere Nebenwirkungen verursachen. Hier könnte Sildenafil eine einfache und kostengünstige Alternative sein – immerhin ist das Mittel bereits seit Jahren zugelassen und gut erforscht.
Die Forscher sind allerdings vorsichtig und betonen: Noch stammen die Ergebnisse nur aus präklinischen Studien an Mäusen. Es brauche umfassende Tests am Menschen, um Sicherheit und Wirksamkeit zu bestätigen, erklären sie. Das Gute daran: Da Viagra bereits zugelassen ist, wäre der Weg zu einer neuen Verwendung theoretisch kürzer.
Gleichzeitig warnen andere Studien, dass Sildenafil auch das Wachstum von Prostatakrebszellen begünstigen könnte. Viagra sei kein harmloses Medikament, erinnern die Forscher und verweisen darauf, dass bereits bekannte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen und in seltenen Fällen lang anhaltende Erektionen ernst zu nehmen sind.
