Psychologie

Studie bestätigt: einmal Betrüger, immer Betrüger!

Kleine Lügen sind für dich harmlos? Eine neue Studie zeigt: Wer einmal betrügt, tut es höchstwahrscheinlich wieder – unabhängig von der Situation.
14.06.2025, 12:15
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Schnell in der Schlange vordrängeln, mal beim Würfeln schummeln, eine kleine Notlüge erfinden – gehört das für dich oder jemanden, den du kennst, schon fast zum Alltag? Laut einer aktuellen Studie aus dem "Journal of Personality and Social Psychology" ist das kein Zufall: Wer einmal unehrlich ist, bleibt es oft auch. Das Forscherteam um Isabel Thielmann hat 1.916 Personen über drei Jahre hinweg in mehreren Versuchssituationen getestet – und kam zu einem klaren Ergebnis: Unehrliches Verhalten ist erstaunlich konstant.

So lief das Experiment ab

In einem der Tests sollten die Teilnehmenden eine Zahl zwischen 1 und 8 aufschreiben. Danach wurde ihnen auf dem Bildschirm eine Zufallszahl gezeigt. Wer behauptete, beide Zahlen seien gleich, bekam 2 Euro – egal, ob die Behauptung stimmte oder nicht. Es wurde ihnen ausdrücklich gesagt, dass niemand die Richtigkeit der Aussage überprüfen würde. Wer lügen wollte, konnte das also ganz unbestraft tun.

Wiederkehrende Lügner

Was dabei auffiel: Wer beim ersten Mal schummelte, tat es auch in den darauffolgenden Runden – selbst wenn der Anreiz ein anderer war, etwa das Vermeiden einer Aufgabe statt Geldgewinn. "Wir konnten deutlich zeigen, dass unehrliches Verhalten keine spontane Entscheidung ist, sondern eng mit der Persönlichkeit verknüpft ist", so Thielmann.

Besonders entscheidend waren zwei Merkmale: ein tiefer Wert bei "Honesty-Humility" (deutsch: Ehrlichkeit und Demut) – also fehlende Bescheidenheit und Aufrichtigkeit – sowie ein hoher Wert beim sogenannten "Dark Factor". Wer hier hohe Werte hatte, neigte besonders stark zu wiederholtem Lügen.

Was ist der Dark Factor?

Der sogenannte "Dark Factor of Personality" (kurz: D-Faktor) ist ein Konzept aus der Persönlichkeitspsychologie. Es wurde 2018 von den Forschenden Moshagen, Hilbig und Zettler eingeführt.

Die Idee dahinter: Viele sogenannte dunkle Eigenschaften wie Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie, Sadismus oder Eigennützigkeit lassen sich auf eine gemeinsame Grundlage zurückführen.

Der D-Faktor beschreibt die Tendenz, eigene Vorteile auch dann zu verfolgen, wenn sie anderen schaden, und dies mit einer Überzeugung zu rechtfertigen, im Recht zu sein oder mehr zu verdienen als andere.

Gehört Betrügen zur Persönlichkeit?

Lange Zeit gingen Psychologen davon aus, dass vor allem bestimmte Situationen unser Verhalten beeinflussen. Die neue Studie stellt diese Annahme auf den Kopf. Selbst, wenn die Aufgaben und Belohnungen sich änderten, blieb das Verhalten der Teilnehmer stabil. Lügen ist also nicht nur eine situative Entscheidung – es ist Teil dessen, wer jemand ist.

Wichtig ist: Nicht alle Menschen, die einmal schummeln, sind automatisch unverbesserlich. Die Studie spricht von Tendenzen, nicht von Schicksal. Auch Umstände können eine Rolle spielen. Aber wer leichtfertig lügt, neigt laut Studie auch dazu, in anderen Situationen denselben Weg zu wählen.

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