Natur pur

So wirkt sich Gartenarbeit auf dein Gehirn wirklich aus

Studien zufolge, tut die Arbeit im Freien nicht nur der physischen Gesundheit gut, sondern kann auch die Hirnfunktion von Demenzpatienten ankurbeln.
Heute Life
19.06.2025, 21:27
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Die Erkrankung Demenz und ihre Symptomatik, sollte nicht nur mehr mit Arzneimitteln, wie Antidementiva, behandelt werden. Veranlasst durch mehrere Studien, werden mittlerweile auch nicht-medikamentöse Behandlungen empfohlen oder sogar verschrieben, darunter Gartentherapie. Durch die Arbeit im Freien können Patienten nicht nur frische Luft schnappen, sondern tun zudem ihrem Gehirn etwas Gutes, denn die kognitiven Fähigkeiten des Hirns kann dadurch aufrechterhalten bleiben.

Gartenpflege kurbelt unsere Hirnfunktion an

Einige Länder, wie Norwegen besitzen bereits sogenannte "care farms", also Tagespflegestätten, in denen Demenzerkrankte sich ganz der Gartenpflege widmen. In einem Interview mit dem britischen Nachrichtensender "BBC" erzählte Melissa Lem, eine kanadische Ärztin und Forscherin der Universität in British Columbia, dass Erkrankte durch "Naturrezepte" sich mehr bewegen und soziale Kontakte knüpfen können. Außerdem kann durch die Gartenarbeit Stress abgebaut werden, was sich positiv auf den Blutdruck und Blutzucker auswirkt. Laut Lem, verringert sich auch das Risiko an Krankheiten, die zu Demenz führen können, zu erkranken. Sie betont, dass physische Aktivitäten die mentale und physische Gesundheit stärken, aber die Gartenarbeit diese stark ankurbeln kann.

Ob eine Verbindung zwischen der Gartenpflege und Veränderungen unserer Intelligenz besteht, untersuchte auch eine Studie der Universität Edinburgh. Forscher verglichen die Ergebnisse von Intelligenztests und fanden heraus, dass Personen, die bewusst Zeit mit einer Gartenarbeit verbringen, eine größere lebenslange Verbesserung ihrer kognitiven Fähigkeiten besitzen, als jene, die kaum oder gar nicht sich mit der Gartenpflege beschäftigten.

Janie Corley, die Forschungsleiterin der schottischen Studie, erklärte in einem Pressebericht, dass das Werkeln an Gartenprojekten oder das Lernen von Pflanzen, komplexe kognitive Prozesse, wie unser Gedächtnis, anregen zu arbeiten. Sobald Aktivitäten nicht mehr durchgeführt werden, die bestimmte Regionen des Hirns anregen, beginnen diese Teile des Gehirns ihre Funktion zu verlieren, erzählt Corley. Wer aber regelmäßig Übungen, die Problemlösungen beinhalten, durchzieht, regt brav seine Hirnregionen an. Durch das Erlernen einer neuen Fähigkeit können diese ebenso gestärkt werden.

Stichwort Evolution

Tatsächlich bringt bereits nur das "Sein" in der Natur einige kognitive Vorteile mit sich. Roger Ulrich, ein Experte, der sich auf das Designen von Gesundheitssystemen fokussiert, erkannte, dass die Natur eine positive Auswirkung auf die Stressreduzierung hat. Während den 80er- und 90er-Jahren führte er einige Studien durch, die sich damit beschäftigten, wie sich schon das reine Betrachten von Bäumen auf das Wohlbefinden des Menschen auswirken kann. Durch das simple aus dem Fenster schauen, sollen demnach Schmerzen lindern und positive Emotionen hervorrufen.

Laut ihm sind diese Auswirkung auf die Evolution zurückzuführen, denn die Fähigkeit, sich von einer stressigen Situation zu regenerieren, passierte in natürlichen Settings und wurde über Generationen weitergegeben. Dies könnte erklären, wieso nur einige Minuten in der Natur das Wohlbefinden den Menschen positiv beeinflusst. Lem meint ebenfalls, dass die Wirkung der Natur so stark ist, dass alleine das Betrachten von Naturbildern, das Hören von Naturgeräuschen oder das Riechen an der Natur, unsere Gesundheit prägend verbessern kann.

Natur macht gute Laune

Bereits letzten Oktober veröffentlichte die Semmelweis Universität ebenso eine Studie, die die Auswirkungen der Arbeit im Freien in Bezug auf das Gleichgewicht und die Gehgeschwindigkeit dementer Personen kontrollierte. Drei ganze Monate untersuchten sie zwei Gruppen, die an Gemeinschaftsaktivitäten teilnahmen. Der Unterschied: Die eine Gruppe hatte zweimal die Woche für zwei Stunden im Garten gearbeitet, während die andere sich nicht an der Arbeit im Freien beteiligte. Es stellte sich heraus, dass sich das Gleichgewicht der "Grüntherapie"-Gruppe nicht verschlechterte, das der Kontrollgruppe aber sehr wohl. Die Schrittgeschwindigkeit verbesserte sich bei der Gruppe, die sich der Gartenpflege widmete, das Gleichgewicht änderte sich jedoch bei beiden Gruppen nicht.

Durch einen kognitiven Verfall nimmt unter anderem auch die Steuerung des Gleichgewichts und des Gehens immens ab. Deshalb ist die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und das sichere Fortbewegen im Alter wichtig, welche durch neuronaler Kontrolle und Aufmerksamkeit gelingen kann. Eva Kovács, Dozentin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Semmelweis Universität und Autorin der Studie, erläutert in der Presseaussendung: "Dies erklärt, warum es älteren Menschen schwerfällt, sich auf zwei Aufgaben gleichzeitig zu konzentrieren, da sich zwei gleichzeitige Aktivitäten einander stören können. Wenn ein älterer Mensch beispielsweise beim Gehen sprechen muss, bleibt er oder sie oft stehen und konzentriert sich auf das Sprechen".

Interessant zu wissen: die Semmelweis-Studie erkannte zusätzlich, dass sich die Laune der "grünen" Gruppe besserte, die Patienten weniger aggressiv auftraten und auch weniger fluchten. Bei Besuch von Familienmitgliedern präsentierten die Senioren der Grüntherapie-Gruppe den Garten mit ganz viel Stolz.

{title && {title} } red, {title && {title} } 19.06.2025, 21:27
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