Eine aktuelle Umfrage unter mehreren hundert Lehrerinnen und Lehrern an Wiens Pflichtschulen zeigt alarmierende Entwicklungen: Drei von vier PädagogInnen berichten von Schülern mit massiven Verhaltensauffälligkeiten, die mit herkömmlichen pädagogischen Mitteln kaum noch zu erreichen sind.
Gewalt, Überforderung und fehlende Unterstützung prägen den Alltag vieler Schulen – doch eine Entwicklung bereitet zunehmend zusätzliche Sorgen: Immer öfter schalten Eltern Rechtsanwälte ein.
Eltern von verhaltensauffälligen Schülern kooperieren nicht mit der Schule und treten immer öfterer sogar gegen die Schulleitungen und Lehrer auf. "PädagogInnen haben immer häufiger mit rechtlichen Anschuldigungen und Drohungen durch Erziehungsberechtigte bzw. deren Rechtsanwälte zu tun", sagt Thomas Krebs, Vorsitzender der FCG im Zentralausschuss der Wiener LandeslehrerInnen an allgemeinbildenden Pflichtschulen (APS).
Solche Vorfälle seien behördlich zwar längst bekannt, doch sie werden weitgehend verharmlost oder sogar verleugnet. Krebs nennt dazu ein Beispiel: Eltern wurden vom beauftragten Rechtsanwalt angehalten, weitere rechtliche Schritte gegen die Schule einzuleiten, obwohl die Eltern mittlerweile mit den Pädagogen den Konflikt bereinigt haben und mit der Vorgehensweise der Schule sogar zufrieden waren.
Laut der Umfrage vom April 2025 arbeiten 75 Prozent der Lehrkräfte mit Schülern, die als kaum oder gar nicht beschulbar gelten. 68 Prozent wurden selbst bereits Opfer körperlicher Übergriffe. Nur ein Bruchteil erfährt im Ernstfall Unterstützung durch Polizei oder Behörden. Inmitten dieser angespannten Lage stellt die zunehmende Einschaltung von Anwälten eine zusätzliche Hürde für sinnvolle pädagogische Arbeit dar.
"Die pädagogische Arbeit obliegt den Lehrern und den Eltern. Rechtsanwälte mischen sich zu häufig ein, weil schulische Anliegen anscheinend ein neues Geschäftsfeld darstellen", kritisiert Krebs. Er fordert, dass Rechtsanwälte sich von schulischen Angelegenheiten fernhalten.