Wirt traf Franziskus in Rom

Wiener Nobel-Italiener trauert um Papst Franziskus

Papst Franziskus ist tot. Ein Wiener Italiener trauert – Chef Ciro erinnert sich an eine Begegnung, die ihn bis heute nicht loslässt.
Christoph Weichsler
22.04.2025, 15:38

Im Herzen Wiens, gegenüber der Staatsoper, liegt das Ristorante San Carlo. Ein Ort, an dem es nach frischgekochter Pasta duftet, der Wein sanft ins Glas fließt – und wo jetzt Trauer herrscht. Betreiber Ciro Buono steht nachdenklich im Gastraum, umgeben von jahrzehntealten Erinnerungen an seine Heimat.

"Ehrlich gesagt, er war ein sehr, sehr guter Papst für uns", sagt der gebürtige Neapolitaner. Der Tod von Franziskus trifft ihn tief. "Nur war er zu kurz in seinem Amt. Ich hätte ihm mehr Zeit gewünscht." In seinen Worten liegt Wehmut, aber auch Stolz – Stolz auf einen Papst, der für viele kleine Leute so viel bedeutete.

Ein Moment, der für immer bleibt

Ciro Buono erzählt von einer kurzen, aber prägenden Begegnung im Vatikan. "Ich war einmal dort. Wir standen fünf Meter entfernt. Ich hab ihn gesehen, nur kurz gegrüßt – sonst nichts." Doch dieses flüchtige Aufeinandertreffen brannte sich ein.

Die Stimme wird leiser, das Lächeln weicher. Für Ciro war Franziskus nie nur ein Kirchenoberhaupt – sondern ein Mann mit Herz, der den Glauben lebendig gemacht hat.

"In das Haus des Vaters zurückgekehrt"

Am Ostermontag trat Papst Franziskus seine letzte Reise an. "Um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet", erklärte Kardinal Kevin Farrell.

Zuvor war der 88-Jährige in den frühen Morgenstunden nach einem schweren Schlaganfall ins Koma gefallen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer – in Kirchen, Familien, aber auch Restaurants wie dem San Carlo, wo viele Gäste mit Tränen reagierten.

Kampfgeist und Mitgefühl

Was Ciro Buono besonders in Erinnerung bleibt? "Er hat viel gegen die Pädophilie gekämpft", sagt er entschlossen. "Das war wichtig. Und ich hoffe, der neue Papst macht da weiter." Der Blick des Gastronomen wird ernst.

Für ihn war Franziskus einer der wenigen, die sich den wunden Punkten der Kirche wirklich gestellt haben. "Er hat nicht nur geredet – er hat gehandelt. Und er war immer bei den Leuten, immer ganz nah."

Ein Lokal zwischen Pasta und Papst-Gefühlen

Das San Carlo ist mehr als ein Restaurant. Es ist ein Stück Neapel mitten in Wien, ein Ort, an dem Politiker, Operndiven und Schauspieler aus aller Welt zu Gast sind – und nun gemeinsam mit dem Chef trauern.

"Wir lieben Argentinien – wegen Maradona und wegen Franziskus", sagt Buono und lacht kurz. Dann wird er wieder ernst: "Er war der Erste, der so volksnah war. Er hat den Papstpalast geöffnet – für alle."

Wunsch an den neuen Papst

"Ich wünsche mir, dass der neue Papst in seine Fußstapfen tritt", sagt Ciro zum Abschied. "Einfach weitermachen, wie Franziskus es gemacht hat – immer bei den Menschen bleiben." Dann nippt er an seinem Espresso und atmet tief durch.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 22.04.2025, 15:47, 22.04.2025, 15:38
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