Ob schnurgerade, wellig oder wild gelockt: Die Haarstruktur jedes Menschen ist einzigartig. Trotzdem haben die Bewohner bestimmter Regionen häufiger Locken, andere eher glatte Haare. Woran liegt das? Und wie entscheidet sich, wer mit welcher Haarstruktur auf die Welt kommt? Dabei spielen einerseits Genetik und andererseits Evolution eine Rolle.
Deine Mutter und dein Vater haben wilde Locken? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es bei dir und bei deinen Geschwistern ähnlich aussieht – aber, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Hat ein Elternteil Locken und der andere glattes Haar, kommt häufig etwas dazwischen heraus: Wellen.
Was die Struktur deiner Haare bestimmt, sind übrigens deine Haarfollikel: Bei Menschen mit glatten Haaren sind sie rund und das einzelne Haar kann gerade wachsen. Hast du Locken, sind deine Haarfollikel oval oder gebogen. Das Haar wächst dann in einer Spirale oder Welle heraus. Auch die Verteilung des Keratins – dem Protein, aus dem Haare bestehen – in der Haarfaser beeinflusst die Biegung des Haares.
Aber wieso sind die verschiedenen Strukturen überhaupt entstanden? Hier kommt die Evolution ins Spiel. So haben in Regionen mit heißen, sonnigen Klimazonen (etwa in großen Teilen Afrikas) viele Menschen stark gelockte oder krause Haare. Das ist kein Zufall: Die Locken bilden eine Art Luftpolster, das hilft, den Kopf kühl zu halten. Dazu schützt das dichte Haar die Kopfhaut vor Sonnenstrahlen. Mit dieser Haarstruktur fing übrigens alles an, denn der moderne Mensch stammt ursprünglich aus Afrika. Erste Gruppen verließen den Kontinent vor 60.000 bis 80.000 Jahren.
In Ostasien entwickelten sich über die Jahrtausende glatte, dichte Haare. Ursprünglich war dafür eine genetische Mutation verantwortlich, die sich durchsetzte. Glatte Haare liegen näher an der Kopfhaut und helfen besser dabei, Wärme zu speichern.
Auch in Teilen Indiens haben Menschen trotz der Hitze glattes oder nur leicht gewelltes Haar. Die Haarstruktur liegt hier nicht am Klima. Im riesigen Land liefen viele unterschiedliche Einflüsse zusammen und Ethnien mischten sich. In der Geschichte Indiens gehörten dazu etwa die Draviden, die Indoeuropäer, die Perser, die Mongolen und die Araber.
Übrigens: Auch an der Existenz von blondem Haar ist die Evolution schuld. Die Farbe entstand zunächst zwar durch eine genetische Mutation, vermutlich im nordischen Raum. Durch die helle Farbe kommt aber mehr Sonnenlicht an den Körper, was ihm hilft, Vitamin D zu produzieren. In Ländern mit wenig Sonnenlicht war das überlebenswichtig – so setzten sich Menschen mit der Mutation durch natürliche Selektion durch.