Gesundheit

Heilmittel gegen graues Haar – Forscher finden Ursache

Im Mäuse-Versuch haben Forscher die Ursache für das Ergrauen der Haare entdeckt. Das eröffnet Möglichkeiten, den Prozess aufzuhalten oder umzukehren.

Sabine Primes
Wenn Melanozyten-Stammzellen aufhören, sich zwischen den Wachstumsphasen in den Haarfollikeln zu bewegen, produzieren sie kein Pigment mehr. Die Folge: Die Haare ergrauen.
Wenn Melanozyten-Stammzellen aufhören, sich zwischen den Wachstumsphasen in den Haarfollikeln zu bewegen, produzieren sie kein Pigment mehr. Die Folge: Die Haare ergrauen.
Getty Images/iStockphoto

Graue Haare sind das verräterische Zeichen des Alterns, das Männer und Frauen seit Generationen zu verbergen versuchen. Wissenschaftler könnten dem jetzt einen Schritt näher sein. Nämlich die Ergrauung rückgängig zu machen, ohne zum Frisör gehen zu müssen. Haarfärbemittel bekämpfen nämlich nur das Symptom anstatt der Ursache.

Die Ursache liegt in den Stammzellen

Wissenschaftler der New York University Grossman School of Medicine haben herausgefunden, dass Stammzellen – die sich in viele verschiedene Zelltypen entwickeln können – die einzigartige Fähigkeit besitzen, sich zwischen den Wachstumsphasen in den Haarfollikeln zu bewegen. Insbesondere Melanozyten-Stammzellen (McSCs) sind für die Produktion der Proteinpigmente verantwortlich, die dem Haar seine Farbe verleihen.

Diese McSCs bewegen sich ständig zwischen verschiedenen Abschnitten in den Haarfollikeln und durchlaufen dabei verschiedene Reifungsstadien. Wenn Haare wachsen, ausfallen und wieder nachwachsen, setzen sich immer mehr McSCs in einem Stammzellenabschnitt fest, das als Haarfollikelwulst bezeichnet wird. Anstatt zu reifen und an ihren ursprünglichen Standort zurückzukehren, gelingt es diesen festsitzenden McSCs nicht, sich in pigmentproduzierende Zellen zu regenerieren. Das führt zum Ergrauen der Haare

Feststeckende Melanozyten-Stammzellen produzieren kein Pigment mehr

In Experimenten an Mäusen beobachteten die Forscher, dass die Zahl der Haarfollikel mit eingeklemmten McSCs deutlich zunahm, nachdem das Haar durch Zupfen und erzwungenes Nachwachsen physisch gealtert war. Die Studie dazu wurde im Journal "Nature" veröffentlicht.

Diese gefangenen McSCs blieben unfähig, sich zu regenerieren oder zu pigmentproduzierenden Melanozyten auszureifen, so die in Nature veröffentlichte Studie. Die Forscher entdeckten, dass sich die gefangenen McSCs nicht mehr regenerierten, weil sie keinen Signalen ausgesetzt waren, die es ihnen ermöglicht hätten, in neuen Haarfollikeln Pigment zu produzieren. Währenddessen behielten andere McSCs, die sich weiterhin zwischen dem Follikelwulst und dem Haarkeim bewegten, ihre Fähigkeit, sich zu regenerieren, zu Melanozyten zu reifen und über den Studienzeitraum von zwei Jahren Pigment zu produzieren. 

1/6
Gehe zur Galerie
    300 Haare aus ganz Europa sind für einen Pestizide-Check auf 30 in der EU zugelassene Pflanzenschutzmittel untersucht worden. Auch "<em>Heute</em>"-Redakteurin Lydia Matzka-Saboi machte mit.
    300 Haare aus ganz Europa sind für einen Pestizide-Check auf 30 in der EU zugelassene Pflanzenschutzmittel untersucht worden. Auch "Heute"-Redakteurin Lydia Matzka-Saboi machte mit.
    "Heute" / Sabine Hertel

    Zellen wieder in Bewegung bringen

    "Die neu entdeckten Mechanismen lassen vermuten, dass die gleiche feste Positionierung von Melanozyten-Stammzellen auch beim Menschen existiert. Wenn dies der Fall ist, stellt dies einen potenziellen Weg dar, um das Ergrauen des menschlichen Haares rückgängig zu machen oder zu verhindern, indem gestaute Zellen dabei unterstützt werden, sich wieder zwischen den sich entwickelnden Haarfollikelabschnitten zu bewegen", erklärt Studienleiter Qi Sun.