Kommende Woche treffen sich ÖVP und SPÖ zu weiteren Sondierungsgesprächen. Auch wenn beide Seiten betonen, dass noch ein langer Weg vor ihnen liegt, ist eines klar: Karl Nehammers Chancen auf das Bundeskanzleramt sind durch den Regierungsbildungsauftrag von Alexander Van der Bellen erheblich gestiegen.
Im Abseits steht damit der eigentliche Wahlsieger: Herbert Kickl, der mit seiner FPÖ den ersten Platz bei der Nationalratswahl holte. Entsprechend verärgert zeigt er sich nun auf die aktuellen Geschehnisse.
In einem Facebook-Posting am Sonntag erinnert der FP-Chef an Aussagen von ÖVP-Funktionären im Sommer, die die Nationalratswahl am 29. September als "Kanzlerwahl" bezeichneten. "Was hat die ÖVP damals damit gemeint? Dass der Zweite den Kanzleranspruch zu stellen hat? Wohl kaum!", tobt der Freiheitliche.
Kickl weist auf die bisherige Tradition hin, dass der Erstplatzierte den Kanzler zu stellen habe – "so haben wir Freiheitliche es auch vor der Wahl definiert! Die ÖVP will jetzt von all dem nichts mehr wissen."
Anschließend teilt der FPÖ-Chef heftig gegen den Kanzler aus. "Herr Nehammer hat nun keinerlei Skrupel, als großer Wahlverlierer den Kanzlersessel zu behalten. Null Anstand, null Respekt vor dem Wähler. Hauptsache Machterhalt! Und das Rezept dafür lautet die Bildung einer Verlierer-Koalition. Ich würde mich schämen", schließt Kickl ab.