Ein Jahr lang suchte die Stadt Wels europaweit nach Pflegepersonal – erfolglos. Die dafür beauftragte Agentur brachte keine einzige Pflegekraft in die städtischen Einrichtungen. Zurück bleibt ein hoher Preis: 72.000 Euro an Honorarkosten, die nun im Raum stehen.
Die Welser SPÖ sieht die zuständige Sozialreferentin und Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger (FPÖ) in der Verantwortung. Gemeinderat Johann Reindl-Schwaighofer spricht von einem "Signal dafür, dass die Sozialreferentin über keine geeignete Fachkräftestrategie verfügt und ein Engpass bei Pflegebetten in der Langzeitpflege droht".
Besonders scharf fällt die Kritik an den Kosten aus. Trotz ausbleibender Ergebnisse drohe die Stadt auf hohen Zahlungen von 72.000 Euro sitzen zu bleiben. Die SPÖ fordert jetzt einen grundsätzlichen Kurswechsel. Schon bei der Entscheidung für die Agentur habe man darauf hingewiesen, dass es in Österreich selbst ungenutzte Personalreserven gebe – etwa bei Migranten oder Quereinsteigern.
Ein solches Modell hätte laut SPÖ mehrere Vorteile: fixe Jobzusagen ab Ausbildungsbeginn, faire Bezahlung während der verpflichtenden Praktika sowie eine frühe Bindung der Fachkräfte an die städtischen Pflegeeinrichtungen. Dass diese Strategie funktionieren kann, zeige ein Blick auf bereits bestehende Modelle in der Stadt.
Im Gespräch mit "Heute" stellt Raggl-Mühlberger allen voran klar: 72.000 Euro hätte die Stadt bei einem Erfolg zahlen müssen. Tatsächlich bezahlt wurden bisher 28.000 Euro. Fix ist auch: "Wir wollen den Vertrag mit der Agentur kündigen."
Denn auch sie habe sich von der Zusammenarbeit mehr erwartet. Während die SPÖ vor einem drohenden Engpass bei Pflegebetten warnt, sieht die Sozialreferentin die Lage derzeit deutlich entspannter: "Wir haben leerstehende Betten, keine Wartelisten und keinen Pflegenotstand. Das ist für mich das allerwichtigste."
Wie die Situation in einem halben oder einem Jahr ausschaut, könne man natürlich nicht sagen. Auch noch nicht sicher ist, ob bzw. wie viel die Stadt von den bereits gezahlten 28.000 Euro zurückbekommt. "Die Gespräche laufen", so Raggl-Mühlberger.