Zerstrittener Verband

ÖFB-Boss Pröll macht Ansage: "Zurück mit Eitelkeiten"

Der ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzende Josef Pröll will den Verband einen und gibt die WM-Teilnahmen bei Männern und Frauen als sportliche Ziele aus.
Sport Heute
02.08.2025, 12:57
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Seit Mai führt der ehemalige österreichische Vizekanzler offiziell den ÖFB als Aufsichtsratsvorsitzender, löst in diesem Amt damit den Verbandspräsidenten ab. Pröll ist angetreten, um die verfeindet gegenüberstehenden Kräfte im Präsidium, dem nunmehrigen Aufsichtsrat, und in der Geschäftsstelle zu einen.

Gleichzeitig hat Pröll große sportliche Ambitionen mit Österreichs Nationalteams, wie der Niederösterreicher im "Journal zu Gast" bei "Ö1" verriet. Das Ziel für Männer und Frauen müsse die Teilnahme an der jeweils nächsten Weltmeisterschaft sein, so Pröll. "Es ist absolut Wunsch, ich sehe auch, dass es möglich ist, was die Gruppe betrifft und dass es auch ökonomisch für uns Sinn machen wird. Alle Parameter sind angerichtet", meinte der Aufsichtsratsvorsitzende mit Blick auf die bereits gestartete WM-Qualifikation der Männer. Dabei vertraut Pröll auch auf Teamchef Ralf Rangnick: "Mit ihm ist ein impulsiver Geist mit einer Spieldynamik in das Nationalteam gekommen. Das wollen wir nutzen, er wird das auf den Boden bringen."

Gerade die Frauen-Nationalelf hätte sich in den letzten Jahren gut entwickelt. "Wir sehen, das Interesse steigt, die Stadien werden voller. Da tut sich so viel", betonte Pröll. Künftig sollen Schulen, Vereine und das Leistungszentrum in St. Pölten stärker vernetzt werden. Denkbar wäre auch eine Ausgliederung der Frauen-Bundesliga aus dem ÖFB – wie es bei den Männern bereits passiert ist. So solle auch die Gehaltsschere zu den Männern verringert werden.

Zerstrittenen Verband einen

Die größte Baustelle für Pröll ist aber freilich der Verband selbst. Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold sind zerstritten, Ex-Präsident Klaus Mitterdorfer hatte beide deshalb kündigen wollen. Diese Kündigungen waren von Interimspräsident Wolfgang Bartosch zurückgenommen worden. Ebenso ein Zeichen der Zerstrittenheit des Präsidiums, das den Verband lenkt.

"Ich versuche, der Richtige zu sein. Es ist nicht einfach in der Geschichte, die wir haben. Aber ich glaube, dass wir uns auf einem richtigen Weg befinden", meinte Pröll auf sein Amt im zerstrittenen Verband angesprochen.

"Ich habe mit niemandem im ÖFB eine Geschichte. Ich habe auch klargemacht, dass ich nicht zurückblicke. Wir haben offene Worte gefunden", ergänzte der 56-Jährige. Es sei "durchaus der Wille da, an einem Strang zu ziehen", so der nunmehrige Aufsichtsratsvorsitzende, der sich als "Konsolidierer der Emotionen der Vergangenheit" sieht. Er wolle "Zusammenführen statt Streiten, aber auch Hinhören. Ich habe klargemacht, dass wir eine Verantwortung haben gegenüber dem Fußball und es darf nicht über persönliche Querelen gehen, die uns bewegt haben. Am Schluss muss eine gemeinsame Lösung stehen", meinte der Ex-Vizekanzler. Die Landesverbände hätten auch berechtigte Anliegen, müssen ernst genommen werden.

"Zurück mit Eitelkeiten"

Prölls Erfolg als Präsident sei auch die Umsetzung der neuen Strategie im Verband, hin zu einer neuen Geschäftsführung: "Es gibt eine Anzahl an Ausschüssen – braucht man die noch? Können wir schlanker werden in den operativen Strukturen? Wie schauen wir in den Mädchen/Frauenfußball?", warf der 56-Jährige Fragen auf. "Ich habe eine klare Linie, dass alles dem Fußball unterzuordnen ist. Ich werde mich nicht verbiegen, dass der fußballerische Erfolg Österreichs an erster Stelle steht. Zurück mit Eitelkeiten", forderte Pröll, betonte auch, dass Parteipolitik im Verband keinen Platz habe.

Auch der Verband müsse sparen, man rechne mit einem Minus bei den Zuwendungen vom Bund in der Höhe von ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr. Neue Partner würden gesucht werden. Auch, um den Verlust des neuen ÖFB-Campus in Aspern auszugleichen. Auch hier müsse die Effizienz gesteigert werden. Die Sparpakete des Bundes machen auch eine Umsetzung des lange geforderten Nationalstadions besonders schwierig. Es brauche Zuwendungen der Stadt Wien, des Bundes, aber auch private Investoren. "Es ist klar, dass wir von diesem Ziel nicht abrücken, es ist aber auch klar, dass jetzt nicht der Zeitpunkt ist, die Entscheidung zu treffen", meinte Pröll. Es brauche Vorbereitungsarbeiten und "den Willen der Stadt Wien – Ja oder Nein". "Die Dinge sind auf dem Tisch, aber wir werden uns die Zeit nehmen, ohne es über das Knie zu brechen", betonte der ÖFB-Boss. Klar sei aber: "Nur ein Nationalstadion für den Fußball wäre der falsche Weg."

Über allem stehe aber die Förderung des Breitensports. Nur so könne man eine "solide Basis" für die künftigen Nationalteams legen.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 02.08.2025, 15:10, 02.08.2025, 12:57
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