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Olympia sicher? "Heute" an Grenze zu Nordkorea

Die Bedrohung immer im Blick! Vor Beginn der Olympischen Winterspiele checkt "Heute" die Lage an der demilitarisierten Zone.

Heute Redaktion
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Wie sicher ist Olympia? "Es herrscht kein Grund zur Sorge", sagen die Organisatoren in Südkorea. Doch stimmt das wirklich? "Heute" wagte sich an die Grenze zur diktatorischen Atommacht Nordkorea.

Kaltes Sperrgebiet

Pyeongchang, 7.30 Uhr morgens. Die Sonne geht langsam auf, es hat minus 20 Grad Celsius. Ein Bus fährt Richtung Norden. Sein Ziel: Die nur 90 Kilometer entfernte Grenze zu Nordkorea. Genauer gesagt: die demilitarisierte Zone. "Heute" ist dabei, wenn es darum geht, einen Blick auf den gefürchteten Nachbarn zu werfen. "Man muss gut aufpassen", warnt Reiseleiterin Shin. "Wir werden vom Militär überwacht. Man darf keine Soldaten fotografieren." Konkret heißt das: 20 Kilometer vor der Grenze Zwischenstopp bei einem Checkpoint. Ein Formular muss ausgefüllt werden – Name, Geburtsdatum. Dann steigen zwei junge Soldaten ein, nehmen die Papiere, zählen die angegebenen Leute. Der Schranken geht auf – hinein geht es in das militärische Sperrgebiet.

Gefährliche Grenze

Der nächste Stopp ist ein Aussichtsposten. Die Aussicht ist beeindruckend und beängstigend zugleich. Vor uns: Vier Kilometer Niemandsland. Drei Jahre führten Nordkorea und Südkorea Krieg, Millionen starben. Das Ergebnis ist eine Demarkationslinie. Zwei Kilometer nördlich und südlich von ihr sind keine Soldaten erlaubt. Für die Natur ein Paradies – für die Menschen eine gefährliche Einöde. Landminen sind hier verborgen, beide Länder lassen kein Auge von der Grenzlinie. Verborgene und offensichtliche Geschütze sind auf sie gerichtet.

Krieg oder Frieden?

Der Anblick der sanften Hügel, der Steppe und eines Strandes, der das Prädikat "Surferparadies" haben könnte, macht nachdenklich. Hinter uns liegt eine moderne Demokratie mit einer boomenden Wirtschaft. Vor uns eine Diktatur, in der es Atomwaffen und Hungersnöte gibt. Wie reagiert Machthaber Kim Jong-un auf die Olympischen Spiele? Drückt er den roten Knopf, den er angeblich auf seinem Schreibtisch hat? Ist Olympia der erste Schritt zu einer Epoche des Friedens, oder nur ein Innehalten vor einer nuklearen Apokalypse für beide Länder? Reiseleiterin Shin meint: "Wir leben seit 60 Jahren wie in einem Krieg, obwohl wir das gleiche Volk sind, die gleiche Kultur haben, die gleiche Sprache sprechen. Wir haben kaum Kontakt zu unseren nördlichen Nachbarn. Aber dank des Sports reden wir jetzt zumindest wieder miteinander. Das lässt uns alle hoffen."

Korea-Konflikt: Zahlen, Daten, Fakten

Korea war von 1910 bis 1945 von Japan besetzt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Teilung des Landes entlang des 38. Breitengrades beschlossen. 1950 startete Nordkorea mit Hilfe der Sowjetunion einen Überraschungs-Angriff, eroberte fast ganz Südkorea. Mit US-Hilfe schlug der Süden zurück, drang bis an die chinesische Grenze vor. Nachdem auch China eingriff, kam es 1953 zum Waffenstillstand. Drei Millionen Zivilisten und 940.000 Soldaten waren im Krieg gefallen. Derzeit hat Südkorea eine Armee von 600.000 Soldaten, die Streitkräfte Nordkoreas werden auf 1,2 Millionen Soldaten geschätzt.

Eine entmilitarisierte Zone, die Demarkationslinie ("DMZ") teilt seit dem Waffenstillstand das Land. Sie ist 248 Kilometer lang und vier Kilometer breit. Das militärische Sperrgebiet beginnt in Südkorea 20 Kilometer vor der Grenze. Zwei Dörfer liegen in der DMZ: Daeseong-dong ist von Südkoreanern besiedelt – sie erhalten ein Honorar für ihren Verbleib. Kijong-dong liegt auf dem Gebiet Nordkoreas und dürfte unbesiedelt sein. Gemeinsame Projekte wie Fabriksanlagen oder eine Bahnlinie zwischen beiden Ländern wurden von Nordkorea gestoppt.