Angriff auf Russland

"Operation Spinnennetz" – Hier schlug die Ukraine zu

Hunderte ukrainische Drohnen attackierten Russlands Langstreckenflotte – sogar bis zu 4200 Kilometer tief im Feindesland.
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02.06.2025, 10:42
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Im Rahmen der "Operation Spinnennetz" fügte die Ukraine der russischen Luftwaffe am Sonntag, 1. Juni, empfindliche Verluste zu: Es erfolgten Drohnenangriffe auf Militärstützpunkte tief im russischen Staatsgebiet. Bis zu 4200 Kilometer von der Ukraine entfernt schlugen die unbemannten sogenannten First-Person-View-Drohnen, kurz FPV-Drohnen, zu und zerstörten dabei offenbar Dutzende russische Kampfflugzeuge.

Die koordinierten Angriffe richteten sich gegen Langstreckenluftfahrt-Einheiten der russischen Luftwaffe auf fünf Luftwaffenstützpunkten – Olenia, Belaja, Djagilewo, Iwanowo und Ukrainka – und wurden mit Drohnen durchgeführt, die auf Lastwagen auf russischem Territorium getarnt waren und von dort aus gestartet wurden.

Wie wurden die Angriffe vorbereitet?

Laut ukrainischen Quellen erforderte die "äußerst komplexe" Operation eine Vorbereitungszeit von 18 Monaten und wurde persönlich von Präsident Wolodimir Selenski überwacht. Die Drohnen wurden nach Russland transportiert, in hölzerne Startbehälter umgeladen und diese anschließend auf Lastwagen montiert.

Zu Beginn des Angriffs wurden die Dächer dieser Behälter ferngesteuert geöffnet, und die Drohnen flogen zu ihren Zielen. Ukrainische Quellen behaupteten, dass die Agenten, die die Operation auf russischem Gebiet vorbereitet hatten, vor Beginn der Angriffe evakuiert worden seien.

Inzwischen werden die Ausmaße der Militärschläge klar. Hier die Angriffsziele im Überblick:

Die Angriffe trafen Stützpunkte in Murmansk (Olenia), in Irkutsk (Belaja), in Rjasan (Djagilewo) und in Iwanowo (Iwanowo).
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Olenia

Nach früheren Medienberichten über die massenhafte Verlegung strategischer Luftfahrzeuge zum Luftwaffenstützpunkt Olenia, südlich von Murmansk, wurde der Stützpunkt mit FPV-Drohnen angegriffen. Es sollen mehrere strategische Flugzeuge zerstört oder beschädigt worden sein, darunter ein Tupolev Tu-22M3-Bomber. Die Region Murmansk liegt rund 1900 Kilometer von der Ukraine entfernt.

Russische Medien berichteten über den Angriff auf Olenia, gaben jedoch an, dass die Luftabwehr erfolgreich gewesen sei. Bewohner von Olenegorsk berichteten von Explosionen und einem Feuer, ein Video der Folgen wurde später veröffentlicht.

Auf dem Olenia-Stützpunkt sollen Bomber des Typs Tupolev Tu-22M3 beschädigt worden sein.
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Der Angriff auf Olenia wurde von einem Lastwagen an einer Tankstelle aus durchgeführt. Es kam zu mindestens zehn Explosionen. Die Behörden untersagten der Bevölkerung das Betreten oder Verlassen von Olenegorsk. Zu den auf dem Stützpunkt stationierten Flugzeugen gehörten nuklearwaffenfähige Tu-95-Bomber. Laut dem OSINT-Projekt AviVector waren am 26. Mai zwei Tu-95MS, drei Tu-160 und zwei Su-34 auf dem Stützpunkt stationiert.

Belaja

Ein Angriff wurde auf den Luftwaffenstützpunkt Belaya in der Oblast Irkutsk verübt, was von Anwohnern und dem Gouverneur bestätigt wurde. Gouverneur Igor Kobsew erklärte, es habe einen "Einschlag auf ein altes Gebäude" in Novomaltinsk gegeben. Ähnlich wie in Olenia wurden die Drohnen von Lastwagen aus gestartet.

Es handelte sich um den ersten ukrainischen Angriff in Sibirien. Auf dem Stützpunkt ist das 200. Garde-Schwerebomberfliegerregiment "Brest Rote Standarte" stationiert, das mit strategischen Bombern vom Typ Tu-22M3 ausgerüstet ist. Der Gouverneur veröffentlichte zudem Aufnahmen, die eine Rauchwolke zeigten.

Dieses Satellitenbild soll den russischen Flugplatze Belaja in der Oblast Irkutsk zeigen. Demnach wurden mehrere Flugzeuge des Typs Tu-95 zerstört.
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Laut dem OSINT-Projekt AviVector befanden sich am Tag vor dem Angriff 52 strategische Luftfahrzeuge (35 Tu-22M3-Bomber, 6 Tu-95MS-Bomber und 7 Tu-160-Bomber), 30 MiG-31-Abfangjäger sowie acht Unterstützungs- und Transportflugzeuge auf dem Stützpunkt.

Djagilewo

Auch auf den Flugplatz Djagilewo bei Rjasan wurden Angriffe gemeldet. Der örtliche Gouverneur bestätigte den Angriff und erklärte, dass ein Trümmerteil einer abgeschossenen Drohne das Dach eines Wohngebäudes beschädigt habe, jedoch niemand verletzt worden sei. Es wurden mindestens sieben Explosionen gemeldet. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Djagilewo sind Tu-95MS- und Tu-22M3-Bomber stationiert.

Iwanowo

Ebenfalls wurde ein Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt Iwanowo gemeldet, jedoch berichteten die örtlichen Behörden nicht darüber. Der Stützpunkt Iwanowo war bereits am 23. Mai 2025 angegriffen worden. Laut "The Moscow Times" wurde dort vermutlich ein A-50-Aufklärungsflugzeug getroffen.

Ukrainka

Der Luftwaffenstützpunkt Ukrainka nahe Seryschewo in der Oblast Amur sollte im Rahmen der Operation ebenfalls angegriffen werden. Der Angriff auf den Stützpunkt wurde jedoch vereitelt – der Lastwagen explodierte.

Wie schwer sind die Schäden?

Gemäß ukrainischen Offiziellen wurde durch die Angriffe 34 Prozent von Russlands Trägersystemen für strategische Marschflugkörper beschädigt. Deren Gesamtwert wird auf umgerechnet 5,75 Milliarden Franken geschätzt. Das "Institute for the Study of War" stellte in seiner ersten Analyse fest, dass Russlands Fähigkeit, Langstreckenraketen und Drohnen gegen die Ukraine einzusetzen, zumindest vorübergehend eingeschränkt worden sei und dass einige der getroffenen älteren strategischen Flugzeuge nicht mehr produziert würden und daher nicht ersetzbar seien.

Wie reagiert Russland?

Der spektakuläre Schlag der Ukraine gegen Russlands strategische Bomberflotte hat die Karten für eine Verhandlungsrunde der Kriegsparteien in Istanbul heute neu gemischt. Die Moskauer Reaktion auf den Verlust einer größeren Zahl an Flugzeugen steht noch aus.

Beide Seiten haben Forderungen für ein Ende der Kampfhandlungen formuliert, die bisher kaum zusammenpassen. Der ukrainische Präsident fordert auf der Grundlage eines US-Vorschlags eine international überwachte bedingungslose 30-tägige Waffenruhe als Einstieg in Friedensverhandlungen. Moskau lehnte eine bedingungslose Waffenruhe mit dem Argument ab, Kiew könnte eine Feuerpause zum Kräftesammeln im Krieg nutzen.

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