Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán stellt sein Land nach eigenen Angaben wirtschaftlich schon auf die Zeit nach dem Ukraine-Krieg ein. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Kecskemet, mitten in Ungarn, kündigte Orban am Samstag an, dass eine Wirtschaftsdelegation nach Moskau geschickt wird.
Die Delegierten sollen sich um wirtschaftliche Zusammenarbeit kümmern. Die Reise sei Teil des Plans, "jetzt schon über die Welt nach dem Krieg und nach den Sanktionen nachzudenken".
"Wir müssen vorausschauend handeln, denn wenn Gott uns hilft und der Krieg endet, ohne dass wir darin verwickelt werden, und wenn es dem amerikanischen Präsidenten gelingt, Russland wieder in die Weltwirtschaft zu integrieren und die Sanktionen aufzuheben, werden wir uns in einem ganz anderen Wirtschaftsraum wiederfinden", sagte Orban zur Begründung.
Er sei sowohl mit den USA als auch mit Russland im Gespräch, betonte Orban. Er könne aber "nicht alle Details offenlegen".
Laut ungarischen Medien will der Öl- und Gaskonzern MOL Raffinerien und Tankstellen in Europa übernehmen, die derzeit noch den russischen, von US-Sanktionen betroffenen Konzernen Lukoil und Gazprom gehören. Außerdem soll sich MOL an Förderstätten in Kasachstan und Aserbaidschan beteiligen. Über diese Pläne habe Orban Anfang November bei seinem Besuch in Washington mit US-Präsident Donald Trump gesprochen.
Ungarn zählt trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, der jetzt fast vier Jahre andauert, zu den letzten Verbündeten Moskaus in der EU. Das Land ist weiterhin stark auf Energieimporte aus Russland angewiesen. Ende November war Orban zu einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Moskau gereist und hatte dort unter anderem zugesichert, weiter russisches Erdöl zu kaufen.