102.770 Einwohner sorgen in Ottakring für ein multikulturelles und urbanes Ambiente. Der Bezirk ist vor allem geprägt von der als "Balkanstraße" bekannten Ottakringer Straße mit zahlreichen serbischen Lokalen. Auch der Brunnenmarkt mit seinen türkischen Spezialitäten und der Yppenplatz sind bekannte Orte.
Bei der letzten Gemeinderatswahl im Jahr 2020 konnte die SPÖ mit +0,32 % einen leichten Zugewinn verzeichnen – sie blieb mit 39,03 % die stärkste Partei im Bezirk. Doch auch die Grünen legten mit 20,01 % ein sehr gutes Ergebnis hin. Die ÖVP kam auf 16,83 %, die Neos auf 6,07 % und die FPÖ mit einem Verlust von 20,52 % auf nur mehr auf 6,02 %. "Heute" fragte bei den Parteien nach, was sie, mit Blick auf die Wien-Wahl am 27. April, in ihrem Bezirk verbessern möchten.
In Ottakring treten Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp und Florian Saurwein (Platz 2 auf der Liste) als Spitzenkandidaten für die SPÖ an. Lamp begann als Öffentlichkeitsmitarbeiterin für den damaligen Bezirksvorsteher Franz Prokop, ab 2016 übernahm sie die Geschäftsführung der SPÖ Ottakring. Im Jänner 2024 folgte sie Prokop nach. Florian Saurwein ist Bezirkssekretär und Bezirksrat.
➤öffentlicher Raum: Seit 2021 wird die Thaliastraße umgestaltet. Nach der für heuer geplanten Fertigstellung lädt sie mit über 240 neuen Bäumen, Sitzgelegenheiten, Nebelstelen und Wasserspielen zum Aufenthalt ein. Der Vorplatz der U3-Station Ottakring soll zum "Hauptplatz Ottakring" werden: Hier werden 3.400 Quadratmeter Asphalt entsiegelt und 43 neue Bäume gepflanzt.
➤Schanigärten: Vermehrte Kontrollen durch das Einsatzteam der Stadt Wien, um ungenutzte oder als Abstelllager zweckentfremdete Flächen im öffentlichen Raum – insbesondere in den Wintermonaten – zu reduzieren.
➤Schulen: Sämtliche Pflichtschulen wurden in den vergangenen Jahren saniert, modernisiert und teils erweitert. Künftig steht die Generalsanierung des Schulzentrums Schinnaglgasse an, zudem werden mehrere Kindergarten- und Schulvorplätze neu gestaltet.
➤Verkehrssicherheit: An der Kreuzung Wernhardtstraße/Roseggergasse wird demnächst eine Bedarfsampel errichtet, um eine sichere Querung für Fußgänger, insbesondere für Schulkinder, zu gewährleisten. In der Seeböckgasse soll ein Radweg mit Anbindung an den Gürtel errichtet werden.
Dem Spitzenkandidaten der ÖVP, Stefan Trittner, liegt besonders der Erhalt der Grünflächen, eine vernünftige Verkehrspolitik, die Sicherheit im öffentlichen Raum sowie ein starker Wirtschaftsstandort und belebte Einkaufsstraßen am Herzen. Seit 2013 ist er Obmann der ÖVP Ottakring und seit 2015 auch Klubobmann der ÖVP-Fraktion im Bezirksparlament.
➤Verbauung: Der Wienerwald wird im Bereich Wilhelminenberg immer mehr verbaut, wie bei der Gallitzinstraße. Ermöglicht wird das durch Flächenumwidmungen von SPÖ und Grünen. Er ist unser wichtigstes Naherholungsgebiet. Der Schutz dieser wertvollen Grünflächen muss endlich höchste Priorität bei der Bezirksentwicklung bekommen, so Trittner.
➤Gewalt am Yppenplatz: Schlägereien, Messerattacken bis zu einer Schießerei im Drogenmilieu – laut Trittner eskaliert die Gewalt am Yppenplatz seit Jahren. "Eine echte Verbesserung können nur harte Sicherheitsmaßnahmen bringen, wozu beispielweise Videoüberwachung, Waffenverbot, Alkoholverbot, oder auch bauliche Änderungen für bessere Sichtachsen gehören", so Trittner.
➤ Sinnlose Fahrradhighways: Die Seeböckgasse soll für Autos und Lkw gesperrt und Parkplätze vernichtet werden, obwohl hier nur 1,7 % mit dem Fahrrad fahren. Die überwältigende Mehrheit sind Autofahrer und Lkw, die Betrieben Waren liefern. Außerdem wollen SPÖ und Grüne auf der Sandleitengasse den nächsten Fahrradhighway bauen, kritisiert Trittner.
Während die SPÖ die Bezirksvorsteherin stellt, kämpfen die Grünen mit der FPÖ um Platz zwei. Barbara Obermaier (Jahrgang 1969), Spitzenkandidatin der Grünen, führte Jahrzehnte erfolgreich ihre eigene Baufirma, bevor sie 2019 in die Bezirks-Politik wechselte. Die Mutter eines Teenagers singt seit vielen Jahren in einem kleinen Musikensemble. Ihr absoluter Lieblingsort ist der Yppenplatz.
➤Hitze: Ottakring heizt sich auf. Versiegelte Flächen, fehlendes Grün und zunehmender Verkehr machen den Bezirk heiß, staubig und laut. Schattenplätze und frische Luft sind Mangelware. Für jedes Ottakringer Neugeborene soll daher ein Baum gepflanzt werden, damit der Bezirk kühler wird.
➤Unsichere Schulwege: Der starke Durchzugsverkehr macht den Schulweg für viele Kinder gefährlich. Abhilfe soll etwa das Supergrätzl Neulerchenfeld rund um den Leon-Askin-Platz schaffen. Weniger Durchzugsverkehr, dafür mehr Raum für Menschen und Bäume.
➤Lebensraum für Tiere: Der Lebensraum für Tiere schrumpft. Versiegelung, Rodungen und der Verlust von Grünflächen bedrohen die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht. "Der Wilhelminenberg ist ein wertvoller Natur- und Erholungsraum, den wir schützen müssen – für uns und die nächsten Generationen", meint Obermaier.
Bei der letzten Wien-Wahl verlor die FPÖ in Ottakring 20,52 % und kam nur mehr auf 6,02 %. Der Spitzenkandidat für den 27. April, Michael Oberlechner, muss sich diesmal ein Duell mit den Grünen um Platz 2 liefern. Der 45-Jährige ist nicht nur Nationalratsabgeordneter, sondern auch stellvertretender Landesgeschäftsführer der FPÖ Wien und Bezirkspartei-Obmann der FPÖ Ottakring. Als Kammerrat setzt er sich auch in der Arbeiterkammer für die Anliegen der Freiheitlichen Arbeitnehmer ein.
➤Demokratie: Projekte wie die Fahrradstraße Seeböckgasse, die Verbauung am Wilhelminenberg oder der Umbau der Thaliastraße werden laut FPÖ trotz Widerstands der Bevölkerung umgesetzt. Die FPÖ fordert daher verbindliche Bürgerabstimmungen bei Großprojekten, um Parkplatzvernichtung, Grünraumzerstörung und fehlerhafte Verkehrsplanung zu verhindern.
➤Schutz des Wilhelminenberges: Illegale Baumfällungen und Umwidmungen gefährden das Erholungsgebiet und seine Funktion als Frischluftschneise. Die FPÖ spricht sich daher für strengere Kontrollen bei Baumfällungen und den Verzicht auf Umwidmungen für überdimensionierte Bauprojekte aus.
➤Sicherheit: Steigende Kriminalität, insbesondere rund um den Brunnenmarkt, in der Sandleitengasse und an der U6-Station Josefstädter Straße, belastet die Anrainer. Die FPÖ setzt sich für eine Erhöhung der Polizeipräsenz, die Installation von Videoüberwachung an kritischen Punkten und konsequentes Vorgehen gegen Drogenhandel und Bandenkriminalität ein.
Neos-Spitzenkandidat Paul Hirczy hat einen untypischen Background für die Politik: Er kommt aus der Technik. Seit 2017 trägt er bei den Neos in Ottakring die Verantwortung und ist als Bezirkssprecher sowie als Bezirksrat aktiv. Wenn er mal eine Pause vom politischen Trubel benötigt, genießt er die Wanderwege im Wienerwald.
➤Sicherheit: Ottakring leidet an einem niedrigen, subjektiven Sicherheitsgefühl. Um das Sicherheitsempfinden der Menschen kurzfristig zu erhöhen, setzen die Neos auf eine Verbesserung der Beleuchtungssituation im Bezirk, verstärkte Sozialarbeit und mehr Polizeipräsenz im öffentlichen Raum.
➤Öffnungszeiten der Marktgastronomie: Während diese in anderen Bezirken flexibler ist, müssen die Lokale am Yppenplatz am Sonntag bereits um 17 Uhr schließen – obwohl der Schanigarten vom Lokal zwei Meter weiter bis 22 Uhr geöffnet bleiben kann. Die von der Bezirksvorstehung geregelten Öffnungszeiten sind nicht fair, meint Hirczy. Er fordert daher eine längere Sonntagsöffnung für den Yppenplatz.
➤Leere Erdgeschoßzonen: Um die Ottakringer Geschäftsstraßen wiederzubeleben, sind eine wirtschaftsfreundliche Standortpolitik, die Innovation und (Jung-)Unternehmertum fördert, sowie eine Entbürokratisierung für neue Betriebe notwendig, ist sich Hirczy sicher.