Politik

Rendi-Wagner pocht auf Rücknahme der Öffnungsschritte

Pamela Rendi-Wagner übt heftige Kritik an der Bundesregierung. Diese habe vor Wochen "das Ruder aus der Hand gegeben". Verschärfungen seien notwendig.

Michael Rauhofer-Redl
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 Pressekonferenz in Wien mit Pamela Rendi-Wagner zur aktuellen Corona-Entwicklung. Archivbild
Pressekonferenz in Wien mit Pamela Rendi-Wagner zur aktuellen Corona-Entwicklung. Archivbild
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Am Dienstagvormittag lud SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zur Pressekonferenz. Dabei ging die Bundesparteivorsitzende auf die aktuelle Corona-Situation in Österreich ein. Hauptthema war freilich der Corona-Gipfel, der am Montag im Wesentlichen ohne nennenswerte Verschärfungen oder Lockerungen zu Ende ging. In diesem Zusammenhang übte die studierte Medizinerin heftige Kritik an der Regierung. Die Sozialdemokratin fordert gar die Rücknahme der "verfrühten Februar-Öffnungen". 

Neben dem Anstieg der Zahlen der täglichen Neuinfektionen – am Dienstag wurden 3.415 neue Fälle, fast um 1.000 mehr als noch vergangenen Dienstag, vermeldet – bereitet Rendi-Wagner vor allem die Entwicklung auf Österreichs Intensivstationen große Sorgen. Denn anders als noch im Oktober oder November 2020 würden sich die heimischen Intensivbetten viel rascher füllen. Die SP-Chefin erklärt, dass Patienten nun schon vermehrt in der ersten Krankheitswoche intensivpflichtig werden, noch vor einem halben Jahr sei dieser Umstand erst in der dritten Verlaufswoche eingetreten. Auch die Liegedauer habe sich dank der britischen Virusvariante B 1.1.7., die mittlerweile für mehr als 80 Prozent der Infektionen in Österreich verantwortlich ist, verlängert. 

Kritischer Punkt in zwei Wochen

Im Rahmen der Pressekonferenz plauderte Rendi-Wagner aus dem Nähkästchen des gestrigen Corona-Gipfels. Vor allem eine Aussage von Klaus Markstaller, Leiter der Universitätsklinik Wien für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie. Dieser warnte in der Gesprächsrunde davor, in "zwei bis drei Wochen" einen kritischen Punkt zu erreichen.

Nach diesen zwei bis drei Wochen wird eine Minderversorgung von Intensivpatienten gegeben sein, so der Experte. Das betreffe dann nicht mehr "nur" Covid-19-Patienten, sondern alle Personen, die intensivmedizinische Betreuung benötigen. Die Triage wäre dann unumgänglich. Man könne nicht so lange warten bis Ärzte mittels Triage darüber entscheiden, wer leben darf und wer sterben muss, so Rendi-Wagner.

Die Parteichefin folgt der Forderung des Intensivmediziners, der eine Trendumkehr "jetzt" fordert. Die Nicht-Entscheidung der Bundesregierung am Montag sei Ausdruck von Plan- und Hilflosigkeit, so die Politikerin. Die Regierung setze auf das Prinzip Hoffnung, das allein sei aber zu wenig. Auch glaubt Rendi-Wagner nicht, dass die Bevölkerung nicht mitziehen würde. 

Einschränkung von Sozial-Kontakten

Man dürfe sich nicht wundern, dass die Bevölkerung nicht mitgeht, denn sie wisse nicht wohin sie gehen solle, weil die Regierung keine Richtung vorgibt. Eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik und Bevölkerung könnten die so notwendige Trendwende bewirken. Dafür wirbt die Sozialdemokratin mit harten Maßnahmen. Wichtig sei die Einschränkung von sozialen Kontakten und die Einschränkung der Mobilität. 

Je länger man mit diesen Maßnahmen wartet, desto schwieriger sei die Notbremsung und umso härter müssten sie ausfallen. Klar ist für Rendi-Wagner jedenfalls, dass die "Februar-Öffnungen "zu früh gekommen sind. Sie stehe seit jeher für evidenzbasierte Maßnahmen ein. Außerdem müsse die Impfung deutlich schneller voranschreiten. Es könne nicht sein, dass drei Monate nach dem Impfstart noch nicht einmal alle über 65-Jährigen geimpft worden seien oder gar einen Termin für die Impfung erhalten haben, so Rendi-Wagner abschließend. 

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