"Als würde man mich erwürgen"

Panikattacken und Depressionen - Tennisstar packt aus

Emil Ruusuvuori erlebte im vergangenen Jahr die härteste Phase seines Lebens, jetzt macht er schwerwiegende psychische Probleme öffentlich.
Sport Heute
22.05.2025, 21:29
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"Im vergangenen Jahr habe ich viereinhalb Monate lang keinen Schläger angefasst. Allerdings nicht aus dem Grund, den sie vielleicht erwarten. Es lag an meiner geistigen Gesundheit", schrieb Tennis-Star Emil Ruusuvuori in einem Artikel der ATP-Seite. Der Grund: Der Finne leidet seit einigen Jahren an schwerwiegenden psychischen Problemen, hatte Panikattacken und spielte Turniere teilweise wie in Trance. Jetzt machte er dies öffentlich.

Erste Panikattacke in Miami

Seine erste Panikattacke erlitt der Finne vor drei Jahren vor einem Spiel beim Masters in Miami. "Eines Morgens in Florida wachte ich auf und hatte das Gefühl, als würde mich jemand erwürgen. Es war unmöglich, zu atmen. Es war, als ob jemand auf meine Brust treten würde." Ruusuvuori fuhr dennoch zur Anlage. "Als wir ankamen, zitterte ich. Zu diesem Zeitpunkt war ich kaum in der Lage, die Tränen lange genug zurückzuhalten, um meinem Trainer zu sagen, dass es mir nicht gut ging."

Der Tennisplatz bildete für den Finnen einen Fluchtort: "Sobald ich den Platz betreten habe, konnte ich einfach abschalten und mich auf das Tennis konzentrieren." Und so machte der 26-Jährige weiter, erreichte sein erstes ATP-Finale und im folgenden Jahr mit Platz 37 seine beste ATP-Platzierung. Wie er erklärte, versuchte er seine Probleme zu vergessen, in der Hoffnung sie würden verschwinden.

Dies war aber nicht der Fall, sein geistiger Zustand erreichte beim ATP-Turnier in Washington einen neuen Tiefstand. "Als ich ins Bett ging, hatte ich das Gefühl, dass jemand anderes im Zimmer war. Da war eine Art Angst, das Gefühl, dass jemand da war, der mir schaden wollte." Ruusuvuori beschrieb seine Gefühle zu der Zeit: "Es war eine absurde Situation – ich spielte bei einem der Turniere, von denen ich als Kind geträumt hatte, und alles, was ich wollte, war, woanders oder jemand anders zu sein."

Selbst am Platz fühlte sich der Finne abwesend. "Ich war nicht da. Es ging nur noch darum, die Bewegungen zu machen. Als es Zeit für mein Erstrunden-Match in Paris war, hatte ich das Gefühl, nicht wirklich auf dem Platz zu sein. Ich war nicht anwesend, außer mit meinen Füßen." Die Panikattacken begannen sich zu häufen, vor allem außerhalb des Platzes. Er gestand sich ein: "Ich hatte keine Kontrolle mehr."

Am Weg der Besserung

Dann der radikale Cut: "Ich beschloss, dass das genug war. Danach habe ich viereinhalb Monate lang keinen Schläger mehr angefasst, und einige dieser Tage waren die härtesten." Es begann eine der härtesten Phasen seines Lebens. "Ich hatte keine Freude mehr an irgendetwas. Ich trat nicht mehr auf dem Platz an. Jetzt kämpfte ich darum, aus dem Bett zu kommen, und machte mir ehrlich gesagt sogar Gedanken darüber, ob ich leben wollte."

Besonders der Austausch mit Freunden und Familie half ihm in diesen Momenten. Außerdem: Ruusuvuori begann wöchentlich mit einem Psychologen zu sprechen. Ihm wurde klar, dass auch andere Menschen etwas Ähnliches erleben und er nicht alleine war. "Jeder hat seine eigenen Kämpfe, die er bewältigen muss. Das gab mir eine Perspektive." Mittlerweile hat der 26-Jährige auch einen anderen Blick auf die Dinge: "Ich glaube, die größte Veränderung bei mir ist, dass ich mich nicht mehr zwingen kann, wenn ich nicht auf dem Platz stehen will."

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