Ein 42-jähriger Algerier wurde am Dienstag vor dem Landesgericht Wien für wiederholte Misshandlungen seiner Partnerin und gefährliche Drohungen verurteilt. Der Mann hatte seine 55-jährige Lebensgefährtin seit Juni 2024 in ihrer Wohnung in Wien-Margareten immer wieder körperlich misshandelt, sie mit dem Tod bedroht und ihr unter anderem mit einer Waffe gedroht.
Der Vorfall, der letztlich zur Anzeige führte, ereignete sich im Februar, als die Frau nach einer besonders brutalen Attacke die Polizei verständigte. Als die Beamten eintrafen, sprang der Angeklagte vom Balkon im zweiten Stock, verletzte sich schwer am Bein und wurde noch auf der Straße liegend festgenommen. Mit einem eingegipsten Bein und auf Krücken gestützt, wurde der Mann nun vor Gericht geführt, wo er ein umfassendes Geständnis ablegte, sich jedoch dazu entschied, auf weitere Aussagen zu verzichten. "Ich bin schuldig, ohne dass ich Weiteres sagen möchte", erklärte der 42-Jährige.
Der Verteidiger des Angeklagten, Alexander Philipp, erklärte in seiner Verteidigung, dass der Mann im Wesentlichen ein liebevoller Partner gewesen sei – allerdings nur, wenn er keinen Alkohol konsumierte. "Er wurde aggressiv, sobald er getrunken hatte", erklärte die 55-jährige Zeugin, die bekräftigte: "Wenn er nüchtern war, war er ein sehr netter Mensch. Aber sobald er getrunken hatte, ging er auf mich los."
Die Zeugin schilderte, dass der Angeklagte sie während ihrer rund anderthalbjährigen Beziehung wiederholt mit Faustschlägen, Ohrfeigen und Haarziehen malträtiert habe. Zudem erhielt sie drohende Nachrichten, in denen er sie mit Sätzen wie "Heute wird Blut fließen" und "Ich zünde die Wohnung an" einschüchterte. Auch ihrer Mutter schrieb der Mann Drohungen, unter anderem, dass er "der Schlangentochter den Kopf abschneiden" werde.
Auf die Frage, warum sie nicht früher die Polizei gerufen hatte, antwortete die Frau, dass die Angst vor den Konsequenzen sie lange davon abgehalten habe. "Ich hatte monatelang große Schmerzen. Es geht mir jetzt besser, ich fühle mich befreiter", sagte sie und erklärte, dass sie sich während der Beziehung immer "eingeengt" und "unter Druck" gefühlt habe.
Das Gericht verurteilte den 42-Jährigen wegen fortgesetzter Gewaltausübung, Nötigung und gefährlicher Drohung zu einem Jahr Haft. Das Urteil wurde jedoch zur Bewährung ausgesetzt, mit einer dreijährigen Probezeit, und wurde von ihm akzeptiert. Die 55-Jährige erhielt als Entschädigung 1.000 Euro Schmerzengeld.
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Trotz des Strafurteils bleibt der Mann in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin wegen des Verdachts auf Suchtgifthandel im größeren Stil. Bei seiner Festnahme entdeckte die Polizei auf dem Balkon, von dem der 42-Jährige gesprungen war, einen Trolley mit rund sechs Kilogramm Cannabis.