Fast 1.000 Euro eingesammelt

Pfandjäger fassungslos: "Leute werfen ein Vermögen weg"

Trotz Pfand landen unzählige Plastikflaschen und Dosen in öffentlichen Mistkübeln. Stefan Schlager fischt sie wieder raus und kassiert kräftig.
Newsdesk Heute
16.05.2025, 13:12

Mit dem Läuten der Pummerin trat das neue Einwegpfandsystem in Kraft. Die sich im Keller von Stefan Schlager türmenden Plastikflaschen und Dosen brachten ihn und zwei Freunde auf eine Idee: Schafft man es, an nur einem Tag 50 Euro an Pfandgebinden aus öffentlichen Mistkübeln zu fischen?

Der Oststeirer besiegelte die Wette mit einem Handschlag und machte sich ans Werk. Innerhalb weniger Stunden hatte er am Grazer Hauptbahnhof schon mehr als 30 Euro beisammen, schildert er der "Kleinen Zeitung": "So schwer es war, Anfang Jänner Pfandflaschen zu finden, so einfach war es dann, Dosen vor Kebabhütten zu finden."

Die Wette hatte er klar gewonnen – und danach nicht aufgehört zu sammeln. Inzwischen habe er schon Dosen und Flaschen im Gegenwert von rund 940 Euro retournieren können, schildert Schlager. Er möchte nun Bewusstsein für das oft unbewusste verschleuderte Geld schaffen: "Die Leute werfen ein Vermögen weg". Ihm selbst, so sagt er, geht es aber nicht um das Einkommen. Er hat deshalb die Summe an eine Behinderteneinrichtung in der Oststeiermark gespendet.

Pfandsammler auch in Linz

Er ist nicht der einzige. In Linz ist Johannes S. (63) eifrig am Sammeln, freut sich über die neu an den Mistkübeln angebrachten Pfandringe. "Die sind viel leichter, man kann also mehr sammeln", erklärt der Bedürftige, der auch für die Straßenzeitung Kupfermuckn schreibt. "Das macht es viel lukrativer als vorher."

Flaschen und Dosen gibt es für ihn genug, oft bekommt er sie von den Konsumenten nach dem Austrinken schon direkt in die Hand gedrückt: "Ich hole sie auch aus dem Mistkübel, aber ich grabe nicht bis ganz nach unten", so der 63-Jährige. An guten Tagen kann er sich so einiges dazuverdienen – einmal hat er so über sieben Euro zusammenbekommen.

Pfandjägern droht hohe Strafe

Doch müssen eifrige Pfandsammler auch aufpassen, nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Denn anders als im öffentlichen Raum hinterlassener Müll ist jener in den Mistkübeln eigentlich Tabu.

"Anders als bei Pfandgebinden, die einfach in der Natur oder im öffentlichen Raum weggeworfen werden ('Littering'), führt das Einwerfen von Pfandgebinden in einen Behälter zum Besitzerwerb durch den, der den Behälter aufgestellt hat", erklärt Agnes Schmidhofer, Bereichsleiterin Abfallrecht im Land Steiermark, mit Verweis auf das Bundes-Abfallwirtschaftsgesetz.

Streng genommen handelt es sich also um Diebstahl. Es droht eine Strafe von bis zu 8400 Euro – um die wieder reinzubringen, müsste man viele Säcke Flaschen sammeln.

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