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Pflege-Praktikanten fordern: "Impft uns endlich!"

Obwohl sie wie vollwertiges Pflegepersonal eingespannt werden, sollen Pflege-Praktikanten keine Corona-Impfung erhalten. 

Marlene Postl
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Pflege-Studenten klagen über die unfaire Behandlung.
Pflege-Studenten klagen über die unfaire Behandlung.
privat

Seit geraumer Zeit wird von verschiedensten Seiten wiederholt beklagt, wie gravierend der Mangel an Pflegepersonal sei. Gerade jetzt in der Corona-Pandemie sind die Gesundheits- und Pflegeberufe wichtiger denn je. Im ersten Lockdown wurde medizinisches Personal – gemeinsam mit Mitarbeitern des Handels – als Helden gefeiert, inzwischen ist der Enthusiasmus der Öffentlichkeit für Pfleger mit einkehrender "Normalität" großteils versiegt. 

Auch wenn ihnen keine Anerkennung mehr geschenkt wird, bringen Pflegekräfte im Stillen weiterhin Hochleistungen. So auch der Pflege-Nachwuchs, die Studenten des FH Campus Wien, die in angewandten Pflegewissenschaften ausgebildet werden. Moritz (Name von der "Heute"-Redaktion geändert) ist einer der Studierenden, die sich in einem offenen Brief an Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und die Stadt Wien wandten – leider vergeblich. 

"FFP2-Maske und Tests keine Selbstverständlichkeit"

Gegenüber "Heute" erzählt er, er und seine Kollegen arbeiten oft über 40 Wochenstunden in unbezahlten Praktika. Im Rahmen ihrer Ausbildung müssen die Studierenden schon viele pflegerische Tätigkeiten übernehmen und werden durch den akuten Pfleger-Mangel häufig wie vollwertiges Personal eingesetzt. 

Im Gegensatz zu fertig ausgebildetem Personal gelten für die Praktikanten allerdings völlig andere Regeln. Moritz berichtet, die Studierenden hätten anfangs sogar darum kämpfen müssen, Testungen und eine FFP2-Maske zu bekommen. Nun steht ihnen ein viel größerer Kampf bevor – die Nachwuchs-Pfleger wünschen sich nämlich, so wie das andere Pflegepersonal auch gegen Corona geimpft zu werden. "Sobald das Praktikum beginnt, werden wir ans Krankenbett geschickt und somit dem Virus direkt ausgesetzt. Wir fühlen uns alleine gelassen, nicht wertgeschätzt und außerdem NICHT geschützt", klagt Moritz. 

Lehrpersonal im Homeoffice vor Praktikanten in Krankenhäusern geimpft

Besonders ärgerlich ist für die Nachwuchs-Kräfte, wie ungerecht die Verteilung sei: "Es ist bekannt geworden, dass unser Lehrpersonal bereits geimpft wurde. Unsere Vortragenden sind seit März 2020 im Homeoffice und haben weder Patientenkontakt noch arbeiten sie im Krankenhaus oder ähnlichen Einrichtungen. Unser Theorieunterricht findet online statt damit wir uns nicht anstecken. Man stellt sich die Frage: besteht im Praktikum bei körpernaher Arbeit (nicht) ein größeres Ansteckungs- und Verbreitungsrisiko als im Homeoffice vor dem Laptop?"

Jetzt fordern die Studierenden eine schnelle Impfung mit "einem gleichwertigen und sicheren Impfstoff", wie andere im Gesundheitsbereich Tätige sie auch erhalten. "Wir lieben unseren Beruf und hoffen, dass dies so bleibt. Dafür muss sich aber einiges ändern, beginnend bei der Ausbildung", fordern die Nachwuchs-Pfleger. 

FH Campus Wien kann Vorwürfe nicht nachvollziehen

Die Leitung des FH Campus Wien äußerte sich dazu: "Ich kann diese Vorwürfe nicht ganz nachvollziehen. An unserem Standort in Wien-Favoriten gibt es Impftermine im März, die Praktika starten nach Ostern beziehungsweise im Mai. Die Studierenden sollten demnach bei Praktikumsbeginn schon geimpft sein." Die FH Campus Wien habe aber diverse Partner-Ausbildungsstätten, über die man so keine Aussage treffen könne.