Sarajevo trauert um eine Legende. Im bekanntesten Cevapcici-Lokal "Petica" laufen den ganzen Tag Songs von Halid Bešlić. Im Restaurant sitzt EU-Ministerin Claudia Plakolm (ÖVP). Sie erweist dem Sänger auch ihre Ehre.
Kurze Zeit vorher stattete sie dem Rathaus einen Besuch ab. Menschen legen Blumen nieder, Kerzen flackern im Wind. Im Kondolenzbuch für Halid Bešlić, steht in sauberer Handschrift ein Eintrag: "Danke, für die Musik, die Menschen und Nationen verbindet. Besonders Österreich und Bosnien-Herzegowina. Ruhe in Frieden."
Geschrieben hat das Plakolm. Eine Geste, die zeigt, was Bešlić über Jahrzehnte hinweg geschafft hat: Er war nicht nur ein Sänger, er war ein Brückenbauer zwischen Kulturen. Zwischen Balkan und Alpen.
Wer Halid Bešlić war, lässt sich schwer in Zahlen oder Jahren messen. 1953 in Sokolac geboren, wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Ein Junge vom Land, der schon früh mehr Gefühl in seiner Stimme hatte, als viele es in einem Leben finden. Später wurde er zur Stimme eines ganzen Volkes. Zur Ikone der Volksmusik, zum Symbol für Wärme, Zusammenhalt und Menschlichkeit. Seine Songs erzählten Geschichten vom Leben, vom Lieben und vom Verlieren.
Mit "Miljacka", "Romanija" oder "Prvi poljubac" schrieb er Lieder, die längst zu Volksgut wurden. Sie liefen auf Hochzeiten, im Radio, in verrauchten Cafés. Sie begleiteten Generationen. Auch in Österreich, wo Zehntausende Menschen mit Wurzeln am Balkan seine Musik als Teil ihrer Identität mit sich tragen.
Halid Bešlić nicht mehr da. Doch irgendwie ist er das eben doch. Denn wer seine Stimme einmal gehört hat, vergisst sie nicht. Diese tiefe, warme Melancholie, die zwischen Schmerz und Hoffnung schwebte.
"Heute"-Reporter Robert Cajic ist in Sarajevo vor Ort: "Halid Bešlić hat Generationen mit seinen Liedern begleitet, unzählige Menschen mit seinen wunderschönen Texten über Liebe verheiratet. Deshalb ist er am gesamten Balkan eine Legende. Und Legenden leben ewig."
In Sarajevo singen Menschen leise seine Lieder, aus den Lokalen hört man seine Songs. Kein Superstar, kein Showeffekt. Halid Bešlić hat den Menschen etwas gegeben, das bleibt: Musik, die Grenzen sprengt. Worte, die trösten. Und das Gefühl, dass manche Stimmen einfach unsterblich sind.