Gehaltssprung nach unten

Plötzlich 300 Euro weniger – "Da habe ich gekündigt!"

Die Wr. Neustädter Stadtwerke haben Pierre Köck von einer Leihfirma übernommen, aber weniger bezahlt. Er zog einen Schlussstrich.
Aram Ghadimi
04.03.2025, 05:30

"Ich gehe davon aus, dass hier mit der Angst der Menschen gespielt wird", sagt Pierre Köck im "Heute"-Interview. Noch in der Probezeit, bei einer Tochterfirma der Wiener Neustädter Stadtwerke und Kommunal Service GmbH (WNSKS), beendete Köck das Arbeitsverhältnis. Weil er selbst kündigte, sagt der 50-Jährige, habe er auch noch kein Arbeitslosengeld bekommen.

Leiharbeiter und "lieber Kerl"

Ursprünglich war er als Elektriker beim Personaldienstleister PCP angestellt, erzählt Köck. Die PCP verlieh ihn an eine Abfallbehandlungsanlage in Wiener Neustadt. Nach einiger Zeit habe ihm der dortige Betriebsleiter angeboten, ihn von der Leihfirma zu übernehmen.

Das Angebot nahm er zunächst an, nachdem er aber seinen neuen Dienstvertrag gesehen hatte, entschied sich Köck zu kündigen.

"Er war der letzte Mitarbeiter, der noch über eine Leihfirma angestellt war. Ganz ein lieber Kerl", sagt der Betriebsleiter der Abfallbehandlungsanlage, der sich an die gute Zusammenarbeit mit Köck erinnert: "Das ist jetzt auch schade für mich, denn Herr Köck hat seine Arbeit sehr gut gemacht. Aber wir haben eine Betriebsvereinbarung mit fixen Gehaltsstufen."

Gleiche Arbeit, weniger Geld

"Eine Reduktion von 300 Euro für die gleiche Arbeit, am gleichen Dienstort, das lehnte ich ab", sagt Köck und fragt dann: "Warum soll ich zu deutlich schlechteren Bedingungen weiterhin genau dieselbe Arbeit machen?" Der Gemeindebetrieb habe auf die Übernahme bestanden und nachdem er nicht eingewilligt habe, sogar dem Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet, dass er arbeitsunwillig sei, sagt Köck entrüstet. Selbst zu kündigen sei Arbeitsverweigerung, habe man ihm dann am AMS erklärt.

"Bei der Leihfirma blieben mir jeden Monat 2.200 Euro Nettolohn über, aber den neuen Vertrag konnte ich mir nicht leisten", erzählt der ausgebildete Elektriker. "Vermutlich bin ich nicht der Einzige, dem es so geht", sagt er.

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"Entweder unterschreibe ich einen schlechteren Vertrag oder ich erhalte kein Geld", seufzt Köck.

"Das ist ein ganz normaler Vorgang", sagt Thomas Iwanschitz, Pressesprecher bei der WNSKS. Im Bereich der Abfallwirtschaft seien Leiharbeiter überhaupt nur bei dringendem Bedarf oder zeitweise bei Arbeitsspitzen üblich. Und: "Wir zwingen niemanden, bei uns zu arbeiten. Herr Köck hätte bei uns seine fixe Anstellung gehabt, aber zu unseren Bedingungen." Als "Leiharbeiter mit Ablaufdatum", sei es Köck freigestanden, zur Gemeinde zu wechseln.

Weiter Mitarbeiter gesucht

Ähnliches sagt auch der Betriebsleiter der Abfallbehandlungsanlage, bei dem Köck kündigte: "Das ist auch schade für mich, denn wir suchen derzeit Leute. Vielleicht können wir mit den Gehältern in der Privatwirtschaft nicht immer mithalten, aber Abfall wird es immer geben. Es wäre ein sicherer Job gewesen. Aber ich verstehe auch den Kollegen."

Nach einer kurzen Pause sagt Köcks ehemaliger Vorgesetzter noch: "Er kann jederzeit zu uns zurückkommen, wenn er draufkommt, dass er wieder bei uns arbeiten möchte."

Das dürfte seit Kurzem recht unwahrscheinlich sein. Pierre Köck hat nämlich eine neue Arbeit gefunden – als Servicetechniker mit besserem Gehalt. Gestern war sein erster Arbeitstag.

Auch vom AMS habe es gute Neuigkeiten gegeben, sagt Köck: "Wenn ich hier lange genug angestellt bleibe, bekomme ich auch das AMS-Geld für die drei Wochen nachgezahlt, die ich jetzt ohne Arbeit war."

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 09.03.2025, 13:29, 04.03.2025, 05:30
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