Zur Zeit von Maria Theresia war der Zeremoniensaal in Schloss Schönbrunn als Zweite oder Große Antekammer, also als Vorzimmer zum Audienzzimmer von Kaiser Franz I. Stephan, bekannt. Auch für feierliche Anlässe wurde er genutzt. Viele Gemälde der Habsburger zieren normalerweise die Wände, doch nun sind sie leer. Der Saal wurde einer Gesamtrestaurierung unterzogen, die Bilder wurden erneuert.
In dem Saal hängt eines der bekanntesten Porträts Maria Theresias, das sie als "erste Dame Europas" in einem kostbaren Kleid aus Brabanter Spitze zeigt. Auch eine Gemäldeserie zur Hochzeit von Erzherzog Joseph mit Prinzessin Isabella von Bourbon-Parma war dort ausgestellt, sie bildete das Herzstück des Saales. Das größte dieser Gemälde schildert den feierlichen Einzug Isabellas in Wien.
Alle Gemälde wurden für die Restaurierung von den Wänden abgenommen, doch sie hatten es nicht weit. Die Arbeiten konnten alle im Schloss erledigt werden, hierfür wurde extra ein temporäres Atelier eingerichtet. "Aufgrund der enormen Größe und Bedeutung des Hochzeitszyklus haben wir uns in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt dazu entschieden, die Gemälde nicht außer Haus zu geben, sondern in Schönbrunn zu restaurieren", sagt Anna Mader-Kratky, die wissenschaftliche Leiterin der Schönbrunn Group.
Für die Einrichtung eines Ateliers hat sich ein bestimmter Raum besonders gut angeboten, wie Martin Siennicki, Restaurator der Schönbrunn Group, weiß: "Bei der Suche nach einem Arbeitsraum, der sowohl in seinen Dimensionen ausreichend groß ist als auch ein möglichst ungestörtes und sicheres Arbeiten ermöglicht, erwies sich der nahe zum Zeremoniensaal gelegene Salon Franz Karls als ideal." Dieser ist durch Glastüren vom Besucherstrom abgetrennt. "Mit seinen beinahe quadratischen, ausreichend großen Grundriss ermöglicht er die zeitgleiche Bearbeitung der etwa drei mal vier Meter großen, nun auf Staffeleigerüsten montierten Gemälde", so Siennicki.
Damit die Restaurierung der Wandvertäfelungen und der Decke unter den besten Bedingungen durchgeführt werden können, wird der Zeremoniensaal in den kommenden Wochen in eine "Raum-in-Raum"-Konstruktion eingebettet. Diese architektonische Lösung in Form eines Gerüstes mit Plattform ermöglicht es den Besuchern, den Raum weiterhin zu durchqueren – trotz der laufenden konservatorischen Arbeiten und ohne Einschränkung ihres Rundgangs. Der Abschluss der Arbeiten wird Ende 2026 erwartet.