Jahrelang hatte die St. Edmund Arrowsmith Catholic Academy in einem Vorort von Liverpool keinen besonders guten Ruf. Anders als der Name vermuten lässt handelt es sich um keine Privatschule. In der durch die Abwanderung der Industrie in den letzten Jahrzehnten hart getroffenen Gegend in England gibt es viele soziale Probleme.
Das sorgte auch an der Schule für immer mehr Vorfälle mit kaum zu bändigenden "Problemschülern", die den Unterricht störten und auf Ermahnungen durch Lehrer kaum noch reagierten. Das Ergebnis war, dass auch die Leistungen der anderen Schüler im Laufe der Jahre immer weiter nach unten gingen und die Schule in Schulvergleichen immer weiter abrutschte.
Im Mai warf die Schulleitung schließlich hin – ohne nach Außen hin die Gründe zu kommunizieren. Die Schulbehörde bestellte als Übergangslösung eine kommissarische Leiterin, Clare McKenna. Und diese griff sofort hart durch. Im Juli trat eine neue Hausordnung mit dem Titel "Fürsorge, Unterstützung, Anleitung und Verhalten" in Kraft. Es soll Schülerinnen und Schüler dazu anleiten, "moralische und tugendhafte Fähigkeiten zu entwickeln", heißt es auf der Webseite der Schule.
Darin wurde definiert, dass vier Ermahnungen automatisch zu einem temporären Schulausschluss führen. Und Ermahnungen kann es für alles mögliche geben: "Negative Einstellung zum lernen", "Untergraben der Autorität einer Lehrkraft", "Ablenkung vom Lernen" – und natürlich die offensichtlichen Dinge wie fluchen, Beleidigungen, Unpünktlichkeit, Essen im Unterricht, spielen am Handy, vergessene Hausübungen, Müll auf den Boden werfen – aber auch Nagellack (!) Und Make-Up.
Ein sofortiger Rauswurf droht hingegen bei Rauchen, Schule schwänzen, Sachbeschädigung, Diebstahl oder das nicht herausgeben von Gegenständen, die in der Schule verboten sind. Besonders lange Strafen drohen bei rassistische oder homophobe Beleidigungen, Mobbing, Drogenbesitz (inkl. E-Zigaretten!) und unerlaubtes Filmen mit dem Handy. Hier drohen Suspendierungen von fünf Tagen oder länger.
Bereits in der ersten Woche des Inkrafttretens der neuen Regeln wurden 99 (!) Schüler (vorübergehend) suspendiert. In der Woche darauf waren es 67, in der dritten Woche 37. Ergibt 203 Kinder in drei Wochen. Für McKenna sind die Zahlen ein Erfolgsbeweis: Der Rückgang zeige, dass die Schüler verstünden, was nun von ihnen erwartet wird, teilte die Schule mit. Die meisten Suspendierungen seien nur für einen Tag erfolgt.
In Großbritannien begann das Schuljahr 2024/25 am 3. September 2024. Das harte Vorgehen der Interims-Direktorin erfolgte in den letzten drei Wochen vor Beginn der britischen Sommerferien am 18. Juli.
"Die große Mehrheit unserer jungen Leute verdient Lob dafür, wie sie diese Veränderungen angenommen haben. Die Schule ist noch ruhiger und konzentrierter – und das Feedback, das wir von den Schülern bekommen, ist äußerst positiv", zitiert das "Liverpool Echo" die Schulleiterin McKenna.
Einige Eltern sind jedoch nicht überzeugt: "Ich habe kein Problem damit, wenn mein Kind bestraft wird, aber Suspendierungen sollten immer nur das letzte Mittel sein", sagte ein Vater zum britischen Fernsehsender ITV. Er habe den Eindruck, viele Kinder seien wegen Kleinigkeiten aus der Schule geworfen worden.
„Schulen sind keine Gefängnisse. Kinder gehen dorthin, um zu lernen, und nicht, um wie in der Armee behandelt zu werden.“Anonymer Vater auf Facebookzitiert via "Liverpool Echo"
„Wenn sie sich nicht an die Regeln halten, wird die Schule die Verhaltensregeln befolgen. Schluss damit. Es ist an der Zeit, dass die Schulen strenger werden.“Ian Reece auf Facebookzitiert via "Liverpool Echo"
Es werde auch gar nicht versucht, die Ursache für das Fehlverhalten herauszufinden, so der Vater, der anonym bleiben wollte. Problematisch sei auch, dass es für berufstätige Eltern schwierig sei, ihre Kinder frühzeitig abzuholen. Einige Eltern äußerten aber auch Verständnis für die Schule und sind überzeugt, dass das strengere Vorgehen im Interesse der Kinder ist, wie die britische Zeitung "Liverpool Echo" online berichtet.