In Italien läuft jetzt ein Prozess gegen sechs Seenotretter, denen Beihilfe zur illegalen Einreise vorgeworfen wird. Das Verfahren hat am Dienstag auf Sizilien begonnen.
Im Mittelpunkt steht das Rettungsschiff "Mare Jonio" von der Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans (MSH). Im Jahr 2020 hat die Crew 27 Menschen von einem riesigen Frachter geholt und nach Italien gebracht.
Die Flüchtlinge waren über einen Monat lang auf einem Tanker der dänischen Reederei Maersk gestrandet. Weder Italien noch Malta wollten die Menschen aufnehmen.
Die Staatsanwaltschaft meint, die Rettung sei aus finanziellen Gründen passiert. Sie verweist auf eine Zahlung von 125.000 Euro, die MSH nach der Rettung von Maersk bekommen hat.
Die Reederei hat 2021 erklärt, das Geld sei dazu gedacht gewesen, einen Teil der Kosten zu übernehmen, die bei der Rettung entstanden sind. Während der Rettung sei "zu keinem Zeitpunkt" über Geld gesprochen worden.
Maersk hat die Organisation für ihren Einsatz gelobt und betont, dass die Behörden die Hilferufe ignoriert haben. Die Lage an Bord sei aus menschlicher Sicht "entsetzlich" gewesen. MSH selbst spricht von einer "transparenten Spende".
Unter den Angeklagten sind der Mitbegründer der Organisation, Luca Casarini, der Kapitän des Schiffs und drei Crew-Mitglieder, darunter ein Arzt. Die Verteidigung sagt, das sei der erste Prozess dieser Art in Italien.
Frühere Versuche, Crew-Mitglieder von Rettungsschiffen anzuklagen, sind bisher immer gescheitert – entweder vor oder während der Vorverhandlung. Die nächste Verhandlung ist für 13. Jänner angesetzt.
Die Regierung unter der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die seit 2022 im Amt ist, will die Zahl der Menschen, die das Mittelmeer in Richtung Europa überqueren, senken. Hilfsorganisationen kritisieren das Vorgehen der Regierung immer wieder.