Mirjam Puchner schrieb bei der WM in Saalbach-Hinterglemm ein Ski-Märchen. Die 32-Jährige musste sich ihren Startplatz für die Abfahrt in einer internen Qualifikation erst verdienen - das gelang ihr in beeindruckender Manier. Dank bärenstarker Trainingsleistungen befand sich die ÖSV-Läuferin plötzlich im Kreis der Medaillen-Kandidaten. Sie hielt dem Druck stand, eroberte Silber.
"Ich habe keinen Druck verspürt, habe mich nie zuvor auf ein Rennen so sehr gefreut", gestand Puchner nach der Flower-Ceremony im Zielstadion. "Es wird ein bisschen brauchen, bis ich es realisiere, aber Silber bei der Heim-WM ist schon geil. Es gibt keinen besseren Platz, um eine Medaille zu holen."
Wenige Minuten vor ihrem Interview-Marathon genoss die Gewinnerin von zwei Weltcup-Rennen die obligatorische Sektdusche, schenkte ihren Podest-Kolleginnen Breezy Johnson und Ester Ledecka ein - und wurde freilich auch selbst nass. "Ich stinke echt", lachte Puchner. "Aber es gehört dazu."
Bei einem Sekt soll es am Samstag nicht bleiben. "Gut ist, dass wir morgen frei haben. Heute werden wir Gas geben. Die Betreuer werden sicher anheizen, die haben schon zwei Medaillen. Es wird eine Gaudi, wir haben Grund zu feiern", stellte die Vize-Weltmeisterin klar.
Spannend: Super-G-Weltmeisterin Venier hatte vor ihrer Goldfahrt eine turbulente Nach. Auch Puchner kämpfte mit dem Schlaf. "Ich war schon um fünf munter, dachte mir dann, jetzt dauert es schon noch lange. Da beginnen die Gedanken zu kreisen an. Um 6.15 Uhr ist dann der Wecker gegangen. Danach bist in einem Trott, gehst aufwärmen, einfahren, denkst nicht mehr so viel nach wie beim Herumliegen."
15 Hundertstel fehlten am Ende auf Siegerin Johnson. "Breezy hat in letzten Tagen schon gezeigt, wie schnell sie hier ist. Sie hat es sich verdient. Sie hat eine schwierige Zeit hinter sich, mit all dem, was letztes Jahr war." Hintergrund: Die Amerikanerin musste eine 14-monatige Dopingsperre absitzen, weil sie es drei Mal verabsäumt hatte, ihren Aufenthaltsort für allfällige Kontrollen zu nennen.