In Russland fehlen ausgerechnet Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Zwiebeln – trotz riesiger Anbauflächen. Selbst Präsident Wladimir Putin räumte ein: "Es hat sich herausgestellt, dass uns Kartoffeln fehlen." Auch bei Zuckerrüben und Kohl gibt es Engpässe.
Die Preise sind drastisch gestiegen: Kartoffeln haben sich fast verdreifacht, Zwiebeln verdoppelt, Kohl ist laut Statistikbehörde über 50 Prozent teurer als im Vorjahr.
Bei Renten von 200 Euro und einem Durchschnittseinkommen von rund 1.000 Euro belastet das viele Haushalte spürbar.
Die Inflation liegt laut Wirtschaftsministerium bei 9,6 Prozent. Die Zentralbank versucht gegenzusteuern – mit einem Leitzins von 20 Prozent, was Investitionen aber zusätzlich erschwert.
Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow sprach auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg offen von einer drohenden Rezession. Die wirtschaftliche Abkühlung werde bereits spürbar.
Zentralbankchefin Elwira Nabiullina warnte: Viele finanzielle Reserven seien aufgebraucht – ein neues Wachstumsmodell sei nötig. Der Krieg habe die Wirtschaft auf Rüstungsproduktion umgestellt, die zwar das BIP antreibt, aber zivile Bereiche schwächt.
So etwa die Landwirtschaft und der Fahrzeugbau: Der Autobauer Avtovaz hat Absatzprobleme, Neuwagenverkäufe gingen um 26 Prozent zurück. Auch der Landmaschinenhersteller Rostselmasch steckt in der Krise – 15.000 Beschäftigte wurden in Zwangsurlaub geschickt, Mähdrescher bleiben unverkauft.
Die Lage in der Landwirtschaft ist paradox: Trotz früherer Rekordernten fehlen heute die Mittel für neue Technik. Bauern leiden unter hohen Kosten und Zinsen, was auch die Ernteerwartungen drückt. Dabei hatte Putin neue Ziele vorgegeben: 170 Millionen Tonnen Getreide bis 2030. Doch Experten warnen: Der Trend zeigt in die entgegengesetzte Richtung.
Putin bleibt nur noch der Rückgriff auf den "Kartoffeldiktator" Alexander Lukaschenko. Der hatte seinen Landsleuten jüngst empfohlen, Kartoffeln nur ein- bis zweimal pro Woche zu essen – alles andere mache dick.