Ihr Start ins Leben war alles andere als leicht: Rebekka P. wurde mit der Glasknochenkrankheit geboren, eine seltene Erbkrankheit, die durch eine erhöhte Knochenbrüchigkeit gekennzeichnet ist: "Ich bin mit Brüchen auf die Welt gekommen, die hatte ich schon im Mutterleib", berichtet die 32-Jährige aus dem Bezirk Oberwart (Bgld.) im "Heute"-Gespräch. "Als ich drei Tage alt war, hat das Krankenhaus-Personal zu meiner Mutter im Spital gesagt, dass sie sich nicht an mich binden soll, denn ich werde kein Jahr alt. Diese Rechnung wurde ohne mich gemacht."
Bei Patienten mit Glasknochenkrankheit ist meist ein bestimmter Körperteil vermehrt von Brüchen betroffen: "Bei mir sind es die Beine. Ich hatte am ganzen Körper schon 21 gezählte Brüche, darunter Finger, Steißbein und Oberschenkel. Dazu kommen noch die ungezählten. Seit meinem 5. Lebensjahr sitze ich im Rollstuhl. Ich bin quasi nahtlos vom Kinderwagen in den Rolli gewechselt", lacht die 32-Jährige.
„Auch beim Niesen habe ich mir schon die eine oder andere Rippe gebrochen“Rebekka P.hat die Glasknochenkrankheit
Als Kind hatte die Burgenländerin etwa sechs Brüche pro Jahr: "Ich habe gefühlt die halbe Kindheit im Spital verbracht. Auch beim Niesen habe ich mir schon die eine oder andere Rippe gebrochen. Einmal habe ich mich beim Putzen über das Waschbecken gelehnt und plötzlich gab es einen Knacks."
Kindheit und Jugend waren für die 32-Jährige schwer: "Ich war vom Kindergarten an bis zur Matura mit Mobbing konfrontiert. Besonders in der Schule war es schlimm. Beim Lernen habe ich mir immer superleicht getan. Aber jeden Tag in die Klasse zu kommen und das Getuschel zu hören, das war heftig. Ich wurde selten beim Namen genannt, dafür hatte ich Spitznamen wie 'Außerirdische', 'Behindi-Kindi' und 'Krüppel'", erinnert sie sich.
Eine Zeit lang arbeitete Rebekka P. nach der HAK-Matura als Bilanzbuchhalterin – bis zu einem Sturz über eine Treppe im Jahr 2016: "Mein Oberschenkel war doppelt gebrochen. Die OP ist dann leider schiefgelaufen, es wurde ein viel zu langer Nagel eingesetzt. Der Bruch konnte dadurch nicht heilen und wird es auch nicht mehr. Nur der Nagel hält die Knochen noch zusammen, ich habe daher Pseudoarthrose."
Nach dem Unfall begann die 32-Jährige ihren Inklusionsblog – mittlerweile hat sie über 9.000 Follower: "Es gibt so viel Unverständnis und Diskriminierungen – darauf wollte ich aufmerksam machen. Ich habe mir eine tolle Community aufgebaut", meint Rebekka P., die auch Workshops für Inklusion und Barrierefreiheit durchführt. Für Mitleid hat sie kein Verständnis: "Der Rollstuhl bedeutet Freiheit für mich, ich bin ein unabhängiger Mensch."
„Als Frau mit Behinderung bin ich unglaublich froh, dass es Bälle, wie den Diversity Ball gibt“Rebekka P.ist Ambassador des Diversity Balls
Auch Bemerkungen wie "Es tut mir leid, dass du an den Rollstuhl gefesselt bist" oder "Hauptsache gsund" hört Rebekka P. nicht gerne: "Dagegen bin ich wahnsinnig allergisch. Ich erlebe das eigentlich nur mit der Generation meiner Eltern, mit den Jüngeren nicht. Die haben viel mehr Einsicht. Ich versuche, sie zu sensibilisieren, dass Sätze wie 'Du bist behindert' keine Beschimpfung sind. Denn eine Behinderung ist keine Beleidigung!"
Neben ihrem Inklusionsblog ist die Burgenländerin auch Ambassador des Diversity Balls: "Als Frau mit Behinderung bin ich unglaublich froh, dass es Bälle, wie den Diversity Ball gibt, bei dem jede Person so sein kann, wie sie ist und der jedes Jahr möglichst barrierearm stattfindet. Ich besuche den Ball nun schon sicher zehn Jahre lang, und es ist eine große Ehre für mich auch Botschafterin sein zu dürfen. Der Diversity Ball ist für mich der Ball des Jahres – er wird immer als Ball für queere Personen verstanden, ist aber DER Inklusionsball."
Wann: 6. September 2025, ab 19 Uhr
Wo: Rathaus Wien
Motto: "Together we rise"
Tickets: 17 Euro Assistenz, Rollstuhl (EG only): 36 Euro, Ermäßigt: 78 Euro, Standard: 93 Euro. Auch Tischplätze vorhanden
„Ich habe definitiv den Wunsch, schwanger zu werden. Meine Partnerin und ich wollen Kinder“Rebekka P.möchte eine Familie
Privat ist die 32-Jährige verlobt, seit einem Jahr ist sie mit einer Frau zusammen – das war nicht immer so: "Fünf Jahre lang habe ich ein heteronormatives Leben geführt. Das hat jeden glücklich gemacht, nur mich nicht. Erst mit 23 habe ich mich geoutet und wurde dann gleich doppelt diskriminiert – auch in der LGBTIQ-Community. Das war für mich überraschend, und ich wurde sehr schnell entromantisiert."
Rebekka P. möchte eine Familie, für sie ist klar: "Ich habe definitiv den Wunsch, schwanger zu werden. Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Grund, der dagegen spricht. Meine Partnerin und ich wollen Kinder – entweder durch künstliche Befruchtung oder mittels Samenspender. Leider musste ich erfahren, dass Menschen mit Behinderung Sexualität nicht zugestanden wird. Man stößt auf derartiges Unverständnis und auch Kommentare wie 'Menschen mit Behinderungen sollte man sterilisieren'."
Die 32-Jährige ist ein lebensfroher und optimistischer Mensch: "Ich weiß, dass das Leben mit der Krankheit nicht schlechter ist – das ist kein Leben 2. Klasse. Es gibt keinen einzigen Tag, an dem mich das Leben nicht freut. Selbst dann nicht, wenn ich wochenlang bis zum Brustkorb eingegipst bin."