Die Lähmung trat plötzlich und ohne Vorwarnung ein: "Ich war damals mit meinem Sohn Schuhe kaufen, dann bin ich zurück zum Auto gegangen und aus – seitdem konnte ich nie wieder stehen", sagt sie im Gespräch mit "Heute". Es ist ein schlimmes Schicksal. Lydia Mayer-Deisting (53) sitzt seit sechs Jahren im Rollstuhl und ist auf Hilfe im Alltag angewiesen.
Vor 30 Jahren brach bei der Welserin Multiple Sklerose aus. "Mein Lieblingshobby war das Wandern, das ging noch lange sehr gut, doch dann war plötzlich Schluss damit!"
Lydia Mayer-Deisting ist noch immer verzweifelt, wenn sie sich an ihre Schwierigkeiten mit dem Bürokratie-Dschungel erinnert. Alles ist streng geregelt, dadurch kommt es zu "einigen Absurditäten".
"Die medizinische Unterstützung macht die Volkshilfe", erklärt die Betroffene, "aber die persönliche Assistenz – also die Hilfe im Haushalt, das Einkaufen und vor allem die Hilfe beim Duschen – das macht der Verein Miteinander." Dieser Verein wurde vom Land Oberösterreich zugeteilt.
Jetzt wird es kompliziert: "Wenn man bereits älter als 65 ist, dann darf die Volkshilfe auch die persönliche Assistenz machen, für Jüngere aber – das besagt das Gesetz – der Verein Miteinander." Das Blöde: Das hat Lydia Mayer-Deisting ein Jahr zu spät erfahren – da hat die Volkshilfe schon längst beim Duschen, etc. geholfen.
Wichtige Unterstützung bekam sie auch mit ihrer Stehhilfe, ein Gestell, mit dem sie das Stehen und Gehen trainiert. Hintergrund: Das verbessert ihre Atmung. "Durch das Rollstuhl-Fahren ist meine Atmung immer flacher geworden, ich wurde gewarnt, dass ich schon bald eine Lungenmaschine brauchen würde."
Die Patientin braucht also Hilfe mit diesem Gestell, einmal pro Tag soll sie darin stehen. Das hat die Volkshilfe auch mitgemacht. Als das Land Oberösterreich davon erfuhr, hieß es, "so geht das nicht."
„Einige Gutachterhaben gesagt, dass ich nur simuliere“Lydia Mayer-Deisting
Doch – so Mayer-Deisting – das wäre ein Fehler des Magistrats gewesen, die wussten, dass sie genau diese Bedürfnisse habe. Nach einem Telefonat habe es geheißen, sie solle einen Antrag auf diese Hilfen ausfüllen. "Entschuldigung, habe ich gesagt, dieses Formular war so kompliziert und lang – das kann niemand alleine ausfüllen!" Zum Glück half die Magistrats-Mitarbeiterin dabei.
Es dauerte weitere sieben Monate, bis die Bewilligung für den Verein Miteinander bei Frau Mayer-Deisting landete. Man gestand ihr 45 Stunden Hilfe pro Monat zu, "aber davon brauche ich alleine 30 Stunden für meine Stehhilfe – da bleibt ja nichts für den Rest." Es kam zu einem Besuch der Chefin des Vereins Miteinander, die das Problem einsah. Sie nutzte ihre Kontakte und plötzlich wurden doch 100 Stunden bewilligt, "damit komme ich jetzt gut aus."
"Doch dann erlebte ich die nächste Absurdität", sagt die Welserin zu "Heute": "Als Pflegegeld-Bezieherin zahle ich einen Selbstbehalt von 13 Euro pro Stunde Hilfe, hätte ich kein Pflegegeld, würde ich nur vier Euro zahlen!"
Klar ist: Die Pflege schluckt viel mehr Geld, als sie zur Verfügung hat. Zum Glück hat sie Familie: "Das zahlt mein Sohn." Ums Pflegegeld habe Lydia Mayer-Deisting dreieinhalb Jahre lang gekämpft, "einige Gutachter haben mir gesagt, dass ich nur simuliere." Als es endlich bewilligt wurde, bekam sie nur drei Monate rückwirkend ausbezahlt.