Wegen Inkontinenz

"Es ist wirklich furchtbar" – Sohn kämpft für Mama (82)

Der 50-jährige Markus S. pflegt seine schwer demente Mutter rund um die Uhr. Statt Unterstützung hagelt es Anträge und endlosen Papierkram.
Oberösterreich Heute
10.04.2025, 04:00

Markus S. (50) steht vor einer täglichen Herausforderung: Die Pflege seiner schwer dementen Mutter erfordert rund um die Uhr seine Aufmerksamkeit. "Wir müssen uns eigentlich 24 Stunden am Tag um sie kümmern", erzählt er im Gespräch mit "Heute".

Kampf um Inkontinenzhosen

Mutter und Sohn teilen sich ein Zweifamilienhaus in Edt bei Lambach (Bez. Wels-Land). Besonders problematisch ist die Inkontinenz der 82-Jährigen – Einlagen entfernt sie selbst und auch Windeln akzeptiert sie nicht. Die Lösung schienen Inkontinenzhosen (auch Pants genannt; Anm.) zu sein – doch der Weg dorthin glich einem bürokratischen Hindernislauf.

Für die Pants braucht es einen Verordnungsschein vom Arzt. Soweit kein Problem. "Der Hausarzt hat den Schein geschrieben und an den Bandagisten geschickt", so S. Dann die Ernüchterung: Die Krankenkasse lehnte den Antrag aufgrund fehlender Informationen ab.

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Sohn kritisiert "Bürokratie-Wahnsinn"

Also ging es zurück zum Hausarzt: "Auf den neuen Verordnungsschein hat er alle geforderten Infos geschrieben, aber es wurde wieder abgelehnt", erzählt der angefressene Sohn. Die Bestätigung der Selbstständigkeit seiner Mutter habe gefehlt.

„Die Bürokratie ist an dem Ganzen das Schlimmste.“
Markus S. (50)pflegt seine schwer demente Mutter (82)

"Es ist wirklich furchtbar", stöhnt der 50-Jährige. Erst beim dritten Anlauf – nach über zwei Monaten "Bürokratie-Wahnsinn" – habe endlich alles gepasst. Mit der Pflege seiner Mutter hat er eigentlich schon genug um die Ohren – S. stellt aber klar: "Die Bürokratie ist an dem Ganzen das Schlimmste."

"Einfach unleistbar"

Im Mai muss der Sohn das Prozedere schon wieder durchmachen: Die Pants wurden nämlich nur für drei Monate genehmigt. "Die halten mich auf Trab", seufzt der 50-Jährige mit sarkastischem Unterton. Das Engagement seines Hausarztes und der Neurologin lobt er aber in höchsten Tönen: "Sie helfen uns wirklich sehr."

Die Pflege war diese Woche auch Thema bei einer Enquete im Bundesrat. Sabine Rödler, Präsidentin des Vereins Friedrich-Karl-Weniger-Gesellschaft, appellierte, "schnell Weichen zu stellen. Damit Pflege und Betreuung daheim einfacher und besser unterstützt wird".

Zur Forderung des SP-Finanzministers Markus Marterbauer "alle werden ihren Beitrag leisten müssen" hat Rödler klare Worte: "Wir Angehörige leisten diesen Beitrag längst. Macht man es uns aber nicht – auch finanziell – leichter, wird das System der 'Pflege und Betreuung daheim' zum Luxus." Für die betroffenen Familien sei das "einfach unleistbar".

{title && {title} } red, {title && {title} } 10.04.2025, 04:00
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