Gesundheit

Radioaktive Paste soll weißen Hautkrebs heilen

Die schmerzlose Therapie kann weißen Hautkrebs in frühem Stadium mit nur einer lokalen Behandlung heilen.

Sabine Primes
Weißer Hautkrebs: Pigmentiertes Basalzellkarzinom.
Weißer Hautkrebs: Pigmentiertes Basalzellkarzinom.
Getty Images/iStockphoto

Rechtzeitig erkannt, lässt sich weißer Hautkrebs gut behandeln – neuerdings sogar mit radioaktiver Paste. Die Universitätsmedizin Rostock hat eine deutschlandweit einmalige Studie initiiert, in der 22 Patienten mit weißem Hautkrebs mit der Paste behandelt wurden. "Die Ergebnisse sind toll: Alle teilnehmenden Patienten zeigten ein Ansprechen und die meisten waren langfristig geheilt", freut sich Prof. Dr. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie.

Rainer Schnabel ist einer von ihnen. Der 73-Jährige erinnert sich, in der Jugend zu lange in der Sonne gebadet zu haben: "Ich hatte den Sonnenbrand meines Lebens und lag mehrere Tage im Bett." Über die Jahre hat sich in der geschädigten Haut auf der Stirn, den Händen und am Bauch weißer Hautkrebs gebildet. Dank der radioaktiven Paste sind dem Patienten mehrere operative Eingriffe erspart geblieben, bei denen das Krebsgewebe herausgeschnitten worden wäre.

Was ist weißer Hautkrebs?
Entgegen seines Namens, ist weißer Hautkrebs nicht tatsächlich weiß. Weißer Hautkrebs ist ein Oberbegriff für bestimmte Hauttumore, die sich vom schwarzen Hautkrebs (Melanom) unterscheiden. Weißer Hautkrebs tritt häufiger auf als schwarzer. Ursache ist oft intensive Sonnenbestrahlung. Werden Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen gut. Wenn nicht, kann er – wie der schwarze Hautkrebs – Metastasen bilden und sich im Körper verbreiten.
Frauen und Männer erkranken gleich häufig. 70 bis 80 Prozent aller Basalzellkarzinome treten im Kopf-Hals Bereich auf. Besonders oft betroffen sind exponierte hautstellen wie Nase, Lippen oder Stirn, Nacken, Händen.
Jede Minute in der Sonne, jeder Sonnenbrand summiert sich im Laufe des Lebens. Irgendwann sind die Hautzellen überlastet und Hautkrebs kann entstehen. Bis aus einer Zelle Krebs entsteht, braucht es etwa 20 bis 30 Jahre und relativ viele Sonnenbestrahlungen. Mit immer mehr Sonneneinstrahlung und zunehmendem Alter nimmt die Reparaturfähigkeit der Zellen ab, sodass sich defekte Zellen vermehren und zu einem hellen Hautkrebs entarten können. Deshalb: Einschmieren, im Schatten aufhalten und den jährlichen Muttermal-Check beim Hautarzt nicht vergessen!

Punktgenaue Abtötung der Tumorzellen

Die Behandlung mit der radioaktiven Paste ist schmerzfrei und dauert nicht lange. Die gräuliche, unscheinbar wirkende Paste wird mit einem speziellen Gerät von einem Nuklearmediziner auf die betroffene Hautpartie aufgetragen. Das umliegende gesunde Gewebe wird vorher mit einer Folie abgeklebt und bleibt so vor den radioaktiven Strahlungen geschützt. "Mit dieser lokalen Bestrahlung von außen mit einem Radionuklid werden die Tumorzellen punktgenau abgetötet und die gesunde Haut wird nicht in Mitleidenschaft gezogen", erklärt Prof. Dr. Bernd Krause, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. Ein bis zwei Stunden bleibt die Paste auf der Haut. Emmert ergänzt: "So reicht eine einmalige ambulante Anwendung – nicht invasiv und der Patient kann direkt im Anschluss nach Hause gehen." In den folgenden Wochen entzündet sich die Hautpartie, fängt an zu jucken und zu brennen. Während dieses Entzündungsprozesses entfaltet die Strahlung ihre Wirkung und tötet den Krebs. Mit dem Abklingen der Entzündung stellt sich schließlich das normale Hautbild wieder her – der Hautkrebs ist weg.

Auch in Österreich verfügbar

Weißer Hautkrebs lässt sich aber nicht in jedem Fall mit der radioaktiven Paste therapieren. Die Behandlung ist nur erfolgreich, wenn der Krebs frühzeitig erkannt wird und noch sehr klein ist. Der Tumor darf nur eine maximale Eindringtiefe von drei Millimeter haben. "Die Therapie ist insbesondere für die Patienten geeignet, bei denen sich der Hautkrebs an schwer zugänglichen Körperstellen befindet und dadurch nur schwer zu entfernen ist, beispielsweise an Ohr, Nase, in Falten und im Kopfbereich", erklärt Prof. Dr. Julia Tietze, Leiterin des Hautkrebszentrum. Die Studie ist mittlerweile abgeschlossen. Für die Hautkrebspatienten der Unimedizin Rostock ist die radioaktive Paste weiterhin im Rahmen einer nun internationalen Studie mit weiteren Zentren in Australien, England und Österreich verfügbar.