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Rätsel um 300 Jahre alte "Meerjungfrau"-Mumie gelöst

Mit Hilfe eines CT-Scans haben Forscher aus Japan herausgefunden, was wirklich hinter dem mystischen Wesen mit Fischschwanz steckt.

Christine Scharfetter
Die Kreatur schein zur Hälfte Mensch und zur anderen Hälfte Fich zu sein. Sie hat einen behaarten Kopf, spitze Zähne und zwei Hände mit jeweils fünf Fingern. Unterhalb des Kopfs ist der Körper mit Schuppen bedeckt.
Die Kreatur schein zur Hälfte Mensch und zur anderen Hälfte Fich zu sein. Sie hat einen behaarten Kopf, spitze Zähne und zwei Hände mit jeweils fünf Fingern. Unterhalb des Kopfs ist der Körper mit Schuppen bedeckt.
KURASHIKI UNIVERSITY OF SCIENCE AND THE ARTS

Vor 300 Jahren soll eine Meerjungfrau im Pazifischen Ozean vor der japanischen Küste aus dem Meer gefischt worden sein. Aufbewahrt wurde das mystische Wesen – dessen Kopf und Oberkörper an einen Menschen erinnern, dessen Unterteil jedoch einem Fischschwanz gleicht – gemeinsam mit einem historischen Brief aus dem Jahr 1903 in einer Kiste im Enjuin-Tempel in der Präfektur Okayama.

Was wirklich unter der mumifizierten Hülle steckt, wollten Forscher rund um Takafumi Kato, Paläontologe an der Kurashiki University of Science and the Arts in Japan, herausfinden. Sie unterzogen die 30 Zentimeter lange Kreatur einem CT-Scan. Jetzt wurden die Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschung veröffentlicht – mit einer ernüchternden Enthüllung.

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    Die Meerjungfrauen-Mumie ist im Grunde weder Tier noch Mensch.
    Die Meerjungfrauen-Mumie ist im Grunde weder Tier noch Mensch.
    KURASHIKI UNIVERSITY OF SCIENCE AND THE ARTS

    Von Menschenhand geschaffen

    "Basierend auf unserer Analyse und der Geschichte der Mumienherstellung in Japan kommen wir nur zu dem Schluss, dass die Meerjungfrauenmumie wahrscheinlich von Menschenhand geschaffen wurde", erklärte Kato, gegenüber "Vice". Vor der Untersuchung gab es bereits Spekulationen, dass es sich bei der Mumie einen Affentorso, der an einen Fischschwanz angenäht wurde, handeln könnte.

     Doch die Wahrheit ist noch viel banaler: Die Mumie war kein Tier, sondern eine Puppe mit Fischgräten.

    Papier, Stoff und Baumwolle

    Der CT-Scan offenbarte lediglich Papier, Stoff und Baumwolle. Röntgenbilder zeigten, dass ihr wichtige Skelettknochen wie Wirbelsäule, Kopfknochen und Rippen fehlen. Allerdings enthält der Unterkörper Fischgräten, möglicherweise von einem Schwanz oder einer Rückenflosse. Der Kiefer und die Zähne der Mumie stammen von einem fleischfressenden Fisch. Die Haut stammt von einem Kugelfisch.

    Eine Radiokarbondatierung der Fischgräten ergab, dass die vermeintliche Mumie wahrscheinlich im späten 19. Jahrhundert entstanden ist.

    Für Kozen Kuida, den obersten Priester des über tausend Jahre alten Tempels, schmälern die Entdeckungen der Forscherinnen und Forscher allerdings keineswegs den Wert der schauerlichen Skulptur: "Es ist das gleiche, wie wenn Menschen vor Buddhastatuen aus Stein oder Holz ihre Hände zusammenlegen. Ich würde gerne weiter diese Mumie mit großer Sorgfalt beschützen und weitergeben."

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