Zwölf Jahre nach seiner Pensionierung zieht es Hans Ambros noch immer zurück an seinen ehemaligen Arbeitsort: die Volksschule Windhabergasse (Wien-Döbling). Rund 200 Schüler sitzen montags bis freitags in den Klassenzimmern. Doch vorher müssen sie täglich ihren Schulweg zurücklegen – und auf diesem lauern so manche Gefahren. Mehrere kritische Kreuzungsbereiche erfordern erhöhte Aufmerksamkeit.
In gelber Warnweste und mit roter Tafel steht Ambros daher seit fast 25 Jahren mehrmals im Monat bereit und sichert zwei Schutzwege in unmittelbarer Nähe der Schule.
Von 1968 bis 2013 war Ambros Direktor an der Volksschule. Zwei Schutzwege wurden einst von der Polizei gesichert, ab dem Jahr 2001 dann aus Personalgründen aber nur mehr einer. "Der Elternverein hat sich daraufhin zusammengetan und einen Schülerlotsendienst in Eigenregie organisiert", erinnert sich der 76-Jährige.
Mehrere Eltern und auch Großeltern haben sich zusammengefunden; der ehemalige Direktor selbst sprang mehrmals als Erwachsenenlotse ein. Für diese Initiative wurde die Schule 2003 mit dem österreichischen Verkehrssicherheitspreis "AQUILA" des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) ausgezeichnet.
Nach seiner Pensionierung ist dem Wiener die Sicherheit der Kinder noch immer ein großes Anliegen. Denn auf dem Schulweg gibt es mehrere kritische Kreuzungsbereiche, bei denen Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind oder schlechte Sichtverhältnisse herrschen.
Die Kinder der Schule gehen in drei verschiedene Horte. Bei zwei davon müssen sie die Straße überqueren. Wenn die Schüler am Nachmittag zu Aktivitäten gehen, sind sie zudem alleine –ohne Eltern – unterwegs.
In der Umgebung gab es in der Vergangenheit bereits einen Unfall, bei dem ein Kind verletzt wurde. Es wollte noch schnell den Bus erreichen, erinnert sich der Ex-Direktor. Direkt vor der Schule ist noch nichts passiert und Ambros möchte dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Er beobachtet, dass der Verkehr zunimmt und Situationen gefährlicher werden. "Kinder sind mit Scootern unterwegs und schauen aufs Handy. Da versuche ich schon, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man auf der Straße aufpassen und aufmerksam sein muss", sagt er.
Tempo 30 vor der Schule wird von den Autofahrern nicht immer eingehalten. "Es gibt manche, die schon extrem fahren. Denen deute ich, dass sie langsamer fahren sollen", erzählt der Erwachsenenlotse. Auch das temporäre Halteverbot wird nicht immer eingehalten. "Wenn dort jemand parkt, schicke ich ihn weg", so Ambros.
Insgesamt besteht das ehrenamtliche Lotsen-Team der Volksschule aus 18 Freiwilligen, organisiert über den Elternverein. Um halb 8 bis kurz vor 8 und um die Mittagszeit stehen sie vor der Schule und sichern die Schutzwege. Ambros ist der älteste von ihnen. Nächstes Jahr hat er sein 25. Jubiläum. Der Pensionist will aber noch weitermachen – "solange wie es eben geht", meint er.