Neonweste an, roter Signalstab in der Hand: Seit über 60 Jahren sorgen Schüler- und Erwachsenenlotsen freiwillig dafür, dass Kinder sicher zur Schule kommen. Was 1964 in Salzburg mit 14 "Nothelfern" begann, ist heute eine österreichweite Erfolgsgeschichte – getragen von rund 6.000 Freiwilligen.
Die Notwendigkeit ist groß: 419 Schulwegunfälle im Jahr 2024 zeigen, wie gefährlich der Weg zur Schule immer noch ist. 451 Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren wurden verletzt, 42 davon schwer. Besonders alarmierend: 80 Kinder verunglückten am Schutzweg. Hauptursachen sind Vorrangverletzungen und Ablenkung am Steuer.
"Es beeindruckt immer wieder, mit welchem Engagement sich SchülerlotsInnen Tag für Tag für die Sicherheit anderer einsetzen. Mit ihren neonfarbenen Westen und dem roten Signalstab sind sie sichtbare Zeichen für Rücksicht und Sicherheit – das ist gelebte Solidarität und verdient höchsten Respekt", sagt AUVA-Vizedirektor Roland Pichler.
Auch Bundespolizeidirektor Michael Takács betont die Bedeutung: "Was einst als Pilotversuch begann, ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Schulwegsicherung und eine wichtige Unterstützung der Polizei."
Die Herausforderungen haben sich in den letzten 60 Jahren verändert: Ablenkung durch Smartphones, E-Scooter, Mopeds und das "Elterntaxi" machen den Straßenverkehr immer unübersichtlicher. Besonders jüngere Kinder sind gefährdet.
KFV-Verkehrssicherheitsexperte Klaus Robatsch warnt: "Es ist wichtig, Kinder durch Schulwegtraining vorzubereiten – und gleichzeitig das Bewusstsein der Erwachsenen zu schärfen. LotsInnen sind unverzichtbare AlltagsheldInnen."
Um Eltern, Schulen und Gemeinden besser zu unterstützen, wurde nun die digitale Plattform www.schulwegsicherung.at vorgestellt. Dort finden sich bundeslandspezifische Regeln, Handbücher, Schulungsvideos und praktische Informationen. "Viele wissen etwa nicht, dass Lotsen während ihres Einsatzes durch die AUVA unfallversichert sind – auch das wird dort erklärt", so Pichler.
Österreichweit sind ungefähr 6.000 Freiwillige im Einsatz. In Wien unterstützen im heurigen Schuljahr außerdem 80 Zivildiener. Doch der Bedarf an Lotsen ist groß – es werden dringend mehr gebraucht.
Wer selbst aktiv werden möchte, meldet sich bei Schule, Kindergarten oder direkt bei der Polizei. Nach einer Einschulung durch Verkehrserziehende der Polizei erhalten die Freiwilligen Ausweis, Schutzausrüstung und werden offiziell bestellt.