"Viele geben nach zwei Stunden wieder auf, die Arbeit ist ihnen zu schmutzig", Firmenchef Christian D. versteht die Welt nicht mehr. Sein Unternehmen für Brand- und Wasserschäden sitzt in Wien-Donaustadt – größtes Problem ist der akute Facharbeitermangel. "Was sich jetzt in Österreich abspielt, ist das Schlimmste. Man kann sich keine Mitarbeiter mehr leisten. Preise explodieren, die Lohnnebenkosten auch – uns zahlt das ja niemand mehr", sagt der besorgte Unternehmer zu "Heute".
Früher hatte sein Betrieb mehr als 30 Arbeiter und Angestellte, jetzt sind es nur mehr elf. Christian D. tut alles, damit diese bei ihm bleiben: "Ich fahre sogar einmal im Jahr mit meinen Leuten auf Urlaub, damit sie bei mir bleiben." Die letzte Reise ging nach Mallorca, er mietete eine Finca, "für die gute Stimmung."
Sein oberstes Prinzip als Unternehmer: "Wir wollen Top-Qualität abliefern", aber das wird ihm derzeit laut eigenen Aussagen schwer gemacht. Vor kurzem war sich ein Fliesenleger bei ihm vorstellen, er wurde vom AMS geschickt. Die beiden haben eine halbe Stunde geredet, bis es ans Eingemachte ging – Gehaltsverhandlungen: "Er sagte, 'mich können Sie sich nicht leisten!'"
Dann rechnete der Mann vor, warum er eigentlich gar nicht den Job wolle: "Er bekommt 1.500 Euro vom AMS, macht daneben zwei Pfusch-Jobs im Monat – das ist schon mehr als ich zahlen könnte", sagt D. Zum Abschluss des Gesprächs sagte der Mann ohne Job noch: "Und ich brauch mir ihr blödes Gesicht in der Früh auch nicht anschauen!" Die Frau des Firmenchefs setzte den Mann vor die Tür, Unternehmer D.: "Ich habe sofort den AMS-Chef angerufen und gesagt, der Mann gehört gesperrt."
Auch dieser nächste Fall frustriert den Wiener. Damals habe sein Unternehmen eine Assistentin gesucht: "Wir bekamen 30 Bewerbungen, wir haben uns die zehn passendsten ausgesucht und eingeladen." Der Tag war penibel durchgetaktet: Eine halbe Stunde war pro Bewerberin eingeplant: "Im Endeffekt sind nur drei gekommen. Die anderen haben sich weder abgemeldet noch waren sie telefonisch erreichbar." Das Schlimmste: "Die drei, die kamen, wollten nur einen Stempel für das AMS." An Arbeit war also scheinbar keiner der Bewerber interessiert.
Laut D. kein Einzelfall: "Wir erleben hier Langzeit-Arbeitslose, die einen Tag arbeiten kommen, dann melden sie sich krank. In der Folge – es ist ja noch immer die Probezeit – melde ich sie ab", erzählt Christian D. Doch die Bewerber im Krankenstand schlagen zurück: "Die beschweren sich beim Arbeitsgericht. In der Folge muss ich ihnen 870 Euro für den einen Tag zahlen."
Ab und zu verirren sich – so die Schilderung des Unternehmensleiters – auch Arbeitswillige in die Donaustadt. "Uns wurde diese Person vom AMS als Fachpersonal beschrieben", sagt D. Doch dann kam das Kennenlernen: "Er meinte, er sei Maler, also bat ich ihn die Farbe anzurühren." Was dann geschah, schockierte sogar den abgebrühten Wiener: "Der Mann nahm seinen Finger und rührte damit im Kübel um." Auch dieser Kandidat verließ sehr schnell das Firmenareal.
Das sind nur einige Beispiele, die den Unternehmer in die Verzweiflung treiben: "Uns sterben die Facharbeiter aus. Viele kommen drei Monate lang, damit sie sich danach wieder beim AMS melden können, und dort Geld bekommen."