Nach dem Bericht einer Österreicherin, die sich mit dem AMS-Geld eine schöne Zeit auf Jamaika gemacht hatte, meldete sich Leser Mark bei "Heute" und ließ seinem Ärger dabei freie Luft. Mark, selbst beim AMS gemeldet, beschreibt, wie viele Arbeitslose das System gezielt und schamlos austricksen.
Er selbst sei "übergenau", melde sogar Zahnarztbesuche im Ausland - aus Angst, gegen die Regeln zu verstoßen. Doch das sei die Ausnahme, nicht die Regel: "In AMS-Kursen wurde ich ausgelacht, weil ich ehrlich bin." Laut seiner Schilderung reisen viele Langzeitarbeitslose direkt nach einem AMS-Termin ins Ausland - und kehren kurz vor dem nächsten zurück
Viele Langzeitarbeitslose würden sich damit sogar regelrecht rühmen, alle Möglichkeiten zu kennen, "wie beim Einloggen ins AMS-Konto österreichischen VPN zu nutzen oder kein WLAN vor Ort zu benutzen, weil das AMS dann erkennen kann, wann jemand aus dem Ausland sich einloggt", so Mark weiter.
Außerdem würde der eine oder andere Arbeitslose - vor allem aus dem Ausland - mit dem Auto oder auch mit Bussen in ihre Heimat fahren, damit es nicht auffällt. "Manche kaufen die Tickets beim Busfahrer, damit mit der Kreditkarte nichts verfolgt werden kann", ärgert sich Mark und sagt auch ganz offen: "Sie würden sich wundern, wie link viele sind."
Und wie "link" manche Arbeitslose vorgehen, weiß auch ein Firmen-Chef aus Niederösterreich, der sich bei "Heute" gemeldet hat und in einem Gespräch ganz offen über seine Erfahrungen mit dem einen oder anderen AMS-Bezieher auspackt. "Viele Bewerber können keinen Satz Deutsch oder wollen überhaupt erst Deutsch lernen", sagt der Unternehmer, der mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigt - und dringend Leute suchen würde.
Doch die Bewerber halten sich nicht nur in Grenzen, viele würden erst gar nicht zu einem Bewerbungsgespräch oder Probearbeiten kommen. "Viele sagen nicht einmal ab oder melden sich kurz vor einem Termin krank oder sagen, sie haben keine Zeit", so der Firmen-Chef, der anonym bleiben möchte.
"Ich habe auch schon erlebt, dass manche ihre Lebensläufe bewusst fälschen, etwa die Telefonnummer oder die E-Mail-Adresse, damit man sie nicht erreichen kann", erzählt der Unternehmer weiter. "Es wird immer schlimmer", sagt der Firmen-Boss, der schon viel in seinem Leben miterlebt hat.
"Wir hatten einmal einen Bewerber, der direkt nach der Probezeit mehrere Wochen in den Krankenstand gegangen ist", erzählt der Unternehmer aus Niederösterreich weiter. Er leitet eine Firma für Gebäudereinigung und hat Kunden wie Supermärkte, Ordinationen oder Apotheken: "Da muss man jetzt nicht perfekt Deutsch können, aber man sollte wenigstens mit den Menschen sprechen können und verstehen, was sie wollen."
Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit liegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).
Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.
Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).
Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.
Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).
Der Unternehmer erinnert sich im Gespräch mit "Heute" auch an ein Pärchen, das sich bei ihm um einen Job bemüht hatte. "Die junge Frau hat gut Deutsch gesprochen und ich dachte schon: 'Super, ich stelle sie sofort ein!' Dann hat sie zu mir gesagt, dass sie gar keinen Job braucht, sondern für ihren Vater hier ist. Dieser spreche aber überhaupt kein Deutsch." Der Firmen-Chef lobt zwar die AMS-Betreuer und ihre Arbeit ("Die Berater selektieren eh schon aus"), dennoch sagt er ganz offen:
"Seit Corona geht es mit der Wirtschaftslage bergab! Man bekommt ja nicht einmal mehr Lehrlinge, die einen geraden Satz schreiben können oder die Rechtschreibung beherrschen. Es ist eine Katastrophe!" Er habe aber nicht nur schlechte Erfahrungen mit Menschen aus dem Ausland, sondern auch mit Österreichern: "Das ist wurscht! Egal ob Österreicher oder Ausländer - man hat das Gefühl, viele wollen gar nicht arbeiten."
Im Video: AMS-Chef Kopf im "Heute"-Interview
Der Unternehmer bietet als Einstieg ein Gehalt von 2.046 Euro brutto - also ca. 1.750 Euro netto - dazu gibt es noch mehrere Benefits wie Gutscheine für Supermärkte oder auch diverse Feiern. Dennoch: die Anzahl der Bewerbungen lässt zu wünschen übrig. "Viele kommen nicht einmal zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch. Das ist einfach nur schade."
Gerade jetzt über die Sommermonate würde er dringend Mitarbeiter brauchen: "Aber man hat zu mir beim AMS ganz offen gesagt, ich solle mir für Juli oder August keine allzu großen Hoffnungen machen, weil die Leute ohnehin nicht da sind und auf Urlaub sind."