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Werden länger arbeiten müssen – AMS-Chef packt aus

AMS-Chef Johannes Kopf rechnet mit einer Anhebung des Pensionsantrittsalters – und gibt im "Heute"-Interview Einblicke in die Teilzeitdebatte.
Heute Politik
06.08.2025, 05:30
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Das politische Sommerloch wird dieses Jahr von einer Arbeitsmarktdebatte ausgefüllt. Vollzeit versus Teilzeit, lautet das Streitthema zwischen den Parteien und der Wirtschaft. Direkt dahinter reiht sich die Diskussion über eine Anhebung des Pensionsantrittsalters.

Doch was ist überhaupt nötig? Und müssen/sollen die Österreicher mehr und länger arbeiten? In einem Interview mit "Heute" packte AMS-Chef Johannes Kopf aus und erklärt, dass die Anhebung des Pensionsantrittsalters früher oder später kommen wird.

AMS-Chef: "Werden länger arbeiten müssen"

"Ich persönlich glaube, dass wir in Zukunft wohl länger arbeiten werden müssen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Pensionsbezugs. Aber die Frau Arbeitsministerin war zuletzt sehr klar und hat gesagt: Sicher nicht in dieser Legislaturperiode", führt er aus.

Wenn auch nicht in dieser Legislaturperiode, aber in ferner Zukunft kann es also sein, dass die Menschen in Österreich länger als bis zum 65. Lebensjahr arbeiten müssen.

Mitunter ein Grund dafür ist der demografische Wandel: Mehr Menschen gehen in Pension, zugleich kommen weniger Junge nach. Die Pensionskosten schießen dadurch in die Höhe und der Sozialstaat kann nicht mehr finanziert werden.

Es muss sich also etwas ändern. Die Regierung will deshalb das faktische Pensionsalter an das gesetzliche annähern. Heißt, die Österreicher sollen länger arbeiten – zumindest bis 65 Jahre.

Damit das aber auch gelingt, müsse sich die Einstellung in den Unternehmen ändern, betont der AMS-Chef: "Mitarbeiter zwischen 50 und 55 sind in Betrieben hochgeschätzt – als Führungskräfte, Expertinnen, Mentoren für Jüngere. Aber wenn so jemand den Job verliert, tritt eine Art Instant-Aging-Effekt ein und plötzlich gilt die Person als alt, wird nicht mehr gerne eingestellt."

Österreicher arbeiten weniger als früher

Im Mittelpunkt der Sommerdebatte stand zuletzt aber vor allem das "Mehrarbeiten". Ausgelöst wurde die Diskussion von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), der die Teilzeitquote in Österreich ins Visier nahm.

Vor allem jene, die keine Betreuungspflichten hätten und einfach keine 40 Stunden pro Woche arbeiten wollten, kritisiert der ÖVP-Politiker scharf. Diese sogenannte "Lifestyle-Teilzeit" schwäche den Standort und die Wirtschaft.

AMS-Chef Johannes Kopf im Interview mit "Heute".
Helmut Graf

Auch hier gibt Kopf im "Heute"-Interview weitreichende Einblicke. Fix ist: Im Durchschnitt arbeiten die Österreicher weniger als früher. In Kombination mit der erhöhten Anzahl an Pensionsantritten, gerät die Finanzierung des Sozialsystems ins Wanken

. "Das ist offenbar so relevant geworden, dass jetzt überlegt wird: Was kann der Staat tun, um Arbeitsverhalten zu ändern oder zu beeinflussen?"

Größere Nachfrage für Teilzeitstellen

Beim AMS gebe es laut Kopf jedenfalls eine größere Nachfrage nach Teilzeitstellen, als Angebote: "Zwei Drittel der ausgeschriebenen Stellen sind Vollzeit, 15 Prozent explizit Teilzeit". Bei den Arbeitssuchenden wollen aber 22,6 Prozent nur eine Teilzeit-Beschäftigung.

Grundsätzlich werde die Teilzeit weiterhin vor allem von Frauen in Anspruch genommen, bestätigt Kopf die jüngsten Statistiken. Die aktuelle Arbeitszeitverkürzung sei aber Männersache – junge Väter würden sich heute anders verhalten als früher.

"Das ist genau das, was wir alle wollten – dass sie sich mehr an der Kinderbetreuung beteiligen. Auch wenn’s manchmal nur der Papa-Monat ist", so der AMS-Chef.

Neuer Teilzeit-Typus

Gleichzeitig gebe es aber auch einen neuen Teilzeit-Typus: "Hochqualifizierte junge Leute, die sagen: Ich will nur 30 Stunden arbeiten", erklärt Kopf und führt aus, dass diese Gruppe in der Diskussion seiner Meinung nach überbewertet ist. Denn viele Menschen würden sich das Leben von einem Teilzeitjob gar nicht leisten können.

Dass die Österreicher faul sind, will Kopf zudem nicht behaupten. Viel mehr sehe er ein Problem im System: "Wenn ich 10 oder 20 Stunden mehr arbeite und dafür nur ein Drittel mehr netto bekomme, dann überlege ich mir das."

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