Die aktuellen Juli-Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) werfen ein Schlaglicht auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Österreich. Insgesamt waren 359.374 Personen entweder ohne Job oder in AMS-Schulungsprogrammen – das entspricht einem Zuwachs von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig: Rund 150.000 dieser Personen besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft.
Unter den ausländischen Staatsangehörigen, die beim AMS gemeldet sind, führen Menschen aus Syrien weiterhin die Statistik an. 23.642 syrische Bürgerinnen und Bürger wurden im Juli betreut – das bedeutet jedoch ein Rückgang um knapp 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ein anderes Bild zeigt sich bei mehreren anderen Nationen.
Die Zahl arbeitslos gemeldeter Rumänen schnellte um 9,4 Prozent nach oben und liegt nun bei 12.253. Auch bei afghanischen Staatsbürgern verzeichnete man einen Anstieg – auf 9.555 Betroffene, das bedeutet ein Plus von 7,9 Prozent. Noch deutlicher fiel der Anstieg bei deutschen Arbeitslosen aus, deren Zahl um 11,7 Prozent auf 8.132 kletterte. Ebenfalls stark betroffen: Menschen aus Ungarn mit 7.321 Personen – eine Steigerung von 10,6 Prozent.
Den größten Zuwachs gab es allerdings bei den Ukrainern: Um satte 45,3 Prozent ist ihre Zahl innerhalb eines Jahres angestiegen. Mit nunmehr 8.625 Personen, die beim AMS arbeitslos oder in Schulungen geführt werden, sind sie eine der am schnellsten wachsenden Gruppen. Ein Blick auf die Bundesländer zeigt, wo ausländische Arbeitslose am stärksten vertreten sind. An der Spitze liegt Wien, wo 55,7 Prozent der Arbeitssuchenden keine österreichische Staatsbürgerschaft haben.
Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), nahm zu der dramatischen Entwicklung am späten Montagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf Stellung. "Die größten Sorgen machen mir weiter niedrigqualifizierte Personen, die haben einfach eine viel höhere Arbeitslosenquote und damit eine viel geringere Chance, Arbeit zu finden. Sorge macht mir die regional schlechte Verteilung", so Kopf, und "Sorge macht mir, das ist neu unter Anführungszeichen, der ganze Automotive-Sektor".
Warum kämpfe genau Wien mit einer solch hohen Arbeitslosigkeit? Als "wachsende Stadt" schaffe es die Wirtschaft nicht, mit der bevölkerungswachstum mitzuhalten: "Wien hat einfach nicht genug Arbeitsplätze für so viele Menschen." Die Akademikerarbeitslosigkeit müsse in Relation gestellt werden, so Kopf zudem: Zwar sei diese angestiegen, von 100 Akademikern seien aber 2,5 arbeitslos, von Personen mit Pflichtschulabschluss von 100 Personen 20. Deswegen mache dieser Anstieg Kopf "gar keine Sorgen".
Der Anstieg bei der Frauenarbeitslosigkeit wiederum habe auch mit der steigenden Anzahl an Frauen am Arbeitsmarkt zu tun, so der AMS-Chef. Zudem würden Donald Trumps Zölle noch Arbeitsplätze in Österreich kosten, und das Kuriose sei, so Kopf, "dass man auch noch dankbar sein muss für 15 Prozent, weil sozusagen das das Beste war, was man am Verhandlungsweg erzielen konnte". Trotzdem seien die Zölle eine "sehr schlechte Nachricht". Man müsse hoffen, dass andere Branchen die Arbeitslosen aufnehmen könne, denn die Quote im Automotive-Sektor betrage 50 Prozent, hieß es.
Tipps für die Herbstlohnrunden wolle er keine geben, so Kopf auf die Frage, ob er auch für Abschlüsse unter der Inflationsrate plädiere. Hohe Inflation und steigende Kosten hätten dazu geführt, dass Österreich zuletzt als einziges Land in der Eurozone noch in einer rezession steckte, so Kopf: "Das ist ein Problem und der Staat kann kaum gegensteuern." Das sei auch der Grund, "warum ich nicht damit rechne, dass Österreich rasch aus dieser Krise herauskommt und die Arbeitslosigkeit bald deutlich sinken wird".