"Nach Termin auf Urlaub"

AMS-Kunde enthüllt – diese Tricks nutzen Arbeitslose

Eine Österreicherin machte sich mit ihrer Sozialhilfe ein schönes Leben auf Jamaika. Nun enthüllt ein AMS-Bezieher die "Tricks" der Arbeitslosen.
André Wilding
13.08.2025, 11:56
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Der österreichische Sozialstaat soll Menschen in Not helfen - doch manche nutzen das System schamlos aus. 2024 verzeichnete die Taskforce Sozialleistungsbetrug des Bundeskriminalamts einen Rekord: 4.865 Anzeigen wurden erstattet, 9,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Monatelanger Urlaub auf Jamaika

Spitzenreiter ist einmal mehr Wien mit 2.626 Fällen. Besonders dreist agierte etwa eine Wienerin, die im Verdacht steht, über Jahre hinweg das System betrogen zu haben. Zwischen Juli 2018 und Jänner 2024 soll sie in 71 Fällen Leistungen wie Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Mindestsicherung bezogen haben - während sie regelmäßig monatelang auf Jamaika urlaubte.

Doch damit nicht genug: Während ihrer Abwesenheit vermietete sie ihre Wohnung in Wien weiter - teilweise gleichzeitig an bis zu 16 Personen. Über Online-Plattformen verlangte sie neben Monatsmieten auch hohe Kautionen. So kassierte sie zusätzlich ordentlich ab. Die Behörden beziffern den Schaden auf 42.000 Euro.

Dank enger Zusammenarbeit von Polizei, AMS, Sozialämtern und anderen Stellen kam die Masche nun ans Licht. Und laut einem AMS-Bezieher greift der eine oder andere Arbeitslose noch auf andere Möglichkeiten und "Schlupflöcher" zurück, um den Sozialstaat hinters Licht führen zu können.

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"Am Tag nach AMS-Termin ins Ausland"

Nach dem Bericht jener Wienerin, die sich mit dem AMS-Geld eine schöne Zeit auf Jamaika gemacht hatte, meldete sich Leser Mark bei "Heute" und ließ seinem Ärger dabei freie Luft. "Ich bin beim AMS und ein Übergenauer. Ich melde dem AMS alles, weil ich immer in Sorge bin, was falsch zu machen. Sogar meine Zahnarztbesuche in Ungarn melde ich, weil ich ja Österreich verlasse", stellt Mark gegenüber "Heute" klar.

Fakt sei aber auch, "dass ich in Kursen des AMS war und dafür dort ausgelacht wurde. Am Ende ist man Außenseiter und man wird schief angeschaut. In Wahrheit ist es so, dass viele Arbeitslose am Tag nach einem AMS-Termin ins Ausland fahren und am Tag vor dem nächsten Termin zurückkommen", teilt der AMS-Bezieher seine Erfahrungen.

Viele Langzeitarbeitslose würden sich damit sogar regelrecht rühmen, alle Möglichkeiten zu kennen, "wie beim Einloggen ins AMS-Konto österreichischen VPN zu nutzen oder kein WLAN vor Ort zu benutzen, weil das AMS dann erkennen kann, wann jemand aus dem Ausland sich einloggt", so Mark weiter.

Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit lliegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).

Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.

Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).

Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.

Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).

Tickets nicht mit Kreditkarte kaufen

Außerdem würde der eine oder andere Arbeitslose - vor allem aus dem Ausland - mit dem Auto oder auch mit Bussen in ihre Heimat fahren, damit es nicht auffällt. "Manche kaufen die Tickets beim Busfahrer, damit mit der Kreditkarte nichts verfolgt werden kann", ärgert sich Mark und sagt auch ganz offen: "Sie würden sich wundern, wie link viele sind."

Laut dem "Heute"-Leser sei es zudem auch "keine Minderheit", die den Sozialstaat ausnütze, sondern eine "überwältigende Mehrheit". "Eher sind Typen, wie ich es bin, die Minderheit, die belächelt wird", so Mark.

Im Video: AMS-Chef Kopf im "Heute"-Talk

Doch stimmen die Aussagen des Lesers wirklich? Gibt es noch mehr "Maschen", mit denen AMS-Bezieher den Sozialstaat gekonnt bzw. gezielt ausnutzen? "Heute" wollte es genau wissen und fragte direkt beim Arbeitsmarktservice nach, ob die erwähnten "Tricks" bekannt sind und wie man gegen solche Betrugsmaschen vorgeht.

Das sagt das AMS

"Kunden, die eine Geldleistung des AMS beziehen, haben Meldepflichten. Kommt man diesen Verpflichtungen nicht nach, werden Sanktionen ausgesprochen. Ein Auslandsaufenthalt z. B. muss dem AMS gemeldet werden, da die Person ja während des Bezugs dem österreichischen Arbeitsmarkt zu Verfügung stehen muss", teilt das AMS in einer Stellungnahme gegenüber "Heute" mit.

Und weiter: "Das AMS nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel, um Missbrauch von Geldleistungen zu verhindern. Das AMS kooperiert mit der Task Force Sozialleistungsbetrug (SOLBE) des Bundeskriminalamts. Sozialleistungsbetrug ist strafbar. Wir empfehlen dringend, den gesetzlichen Meldepflichten Folge zu leisten. Besteht der Verdacht auf Betrug, kommt es auch zu Anzeigen und Rückforderungen."

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 14.08.2025, 08:31, 13.08.2025, 11:56
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