"Sie würden sich wundern, wie link viele sind" – mit diesen Worten meldete sich Leser Mark vor wenigen Tagen bei "Heute". Der Mann ist selbst beim AMS gemeldet und berichtete im Gespräch von haarsträubenden "Tricks", mit denen Langzeitarbeitslose das System und den Sozialstaat umgehen.
So sei er etwa in AMS-Kursen ausgelacht worden, weil er ehrlich jeden Auslandsaufenthalt gemeldet habe. Viele Langzeitarbeitslose würden sich damit sogar regelrecht rühmen, alle Möglichkeiten zu kennen, "wie beim Einloggen ins AMS-Konto österreichischen VPN zu nutzen oder kein WLAN vor Ort zu benutzen, weil das AMS dann erkennen kann, wann jemand aus dem Ausland sich einloggt", erzählte Mark gegenüber "Heute".
Doch nicht nur das! "Viele Arbeitslose am Tag nach einem AMS-Termin ins Ausland fahren und am Tag vor dem nächsten Termin zurückkommen", schildert der AMS-Bezieher. Bus-Tickets für Reisen in die Heimat werden dann oft direkt beim Fahrer gekauft – damit ja keine Spur zurückbleibt und nichts nachverfolgt werden kann.
Nach dem Bericht über die "Tricks" der Arbeitslosen meldete sich auch ein Unternehmer aus Niederösterreich. Der Chef einer Gebäudereinigungsfirma schilderte in "Heute" seine ganz eigenen Erfahrungen mit Arbeitslosen und AMS-Vermittlungen – und spart dabei nicht mit Kritik.
"Viele können nicht einmal einen Satz Deutsch – oder wollen es gar nicht erst lernen", sagt der Firmen-Chef im "Heute"-Talk. Manche Bewerber würden einfach nicht auftauchen, sich kurzfristig krankmelden oder im letzten Moment wichtige Termine absagen. Ein Fall blieb ihm dabei besonders im Gedächtnis:
Eine Frau unterschrieb bei ihm ein Arbeitstraining, sollte im August fix übernommen werden. Doch dann kam am 27. Juli eine Nachricht: "Sie teilte mir mit, dass sie nicht mehr kommt – sie fliegt jetzt in die Türkei, weil ihre Tochter krank sei. Und dann fragte sie mich auch noch, ob ich sie danach fix einstelle", so der Unternehmer kopfschüttelnd.
"Ich meine, wie stellen sich das die Leute bitte vor?", fragt der Firmen-Chef. Viele Bewerber oder potenzielle Kandidaten würden gar nicht wissen, wie viel Schaden sie mit ihrem Verhalten anrichten können. "Denen ist das aber völlig wurscht und das kümmert sie nicht. Ich muss das dann alles melden und kurzfristig einen Ersatz suchen", so der Unternehmer.
Immer wieder habe er mit gefälschten Lebensläufen, plötzlichen Krankenständen direkt nach der Probezeit oder skurrilen Bewerbungsgesprächen zu tun. So kam etwa einmal ein Pärchen zu einem Vorstellungsgespräch – die Frau sprach perfekt Deutsch, der Mann kein Wort. Dann die Überraschung: "Sie sagte, sie sucht gar keinen Job – sondern ist nur für ihren Vater da."
Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit liegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).
Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.
Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).
Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.
Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).
Der Firmen-Chef hat im Laufe seiner Zeit als Unternehmer dabei schon viel erlebt – und manches versteht er bis heute nicht. Wie etwa, dass manche AMS-Bezieher gar mit Luxus-Schlitten zu Terminen vorfahren. So passiert bei einem Recruiting-Day seiner Firma, wo AMS-Bezieher einen Einblick in sein Unternehmen bekommen.
Doch obwohl das AMS bei einem solchen Recruiting-Day viele Einladungen an Arbeitslose ausschickt, würden laut dem Firmen-Chef oft nur wenige Bezieher dann auch tatsächlich erscheinen. "Wenn eine handvoll Leute kommt, ist das schon viel", erzählt der Unternehmer, der dann noch nachlegt: "Und dann fahren die teilweise echt mit den dicksten Autos vor. BMWs, SUVs – alles schon gesehen. Da fragt man sich schon, wie die sich das alles leisten können."
Im Video: AMS-Chef Kopf im "Heute"-Interview
Der Betrieb zahlt 2.046 Euro brutto Einstiegsgehalt (Anm. das sind 1.750 Euro netto), bietet Supermarkt-Gutscheine und Betriebsfeiern. Dennoch bleibt die Bewerberfront leer. "Lehrlinge, die keinen Satz schreiben können – eine Katastrophe", sagt der Firmen-Chef. Besonders im Sommer sei die Lage hoffnungslos: "Im Juli und August, sagen sie beim AMS, kommt nix – da sind alle auf Urlaub."
An den AMS-Beratern lässt er kein schlechtes Wort: "Die sortieren eh gut aus." Doch er sieht die Politik am Zug. "Wollen die wirklich, dass alle heimischen Betriebe zusperren? Jeden zweiten Tag gibt's Pleiten. Es wird Zeit, dass man Firmen wirklich hilft."