Nachricht an Firmen-Boss

"Ich komme nicht arbeiten – ich fliege in die Türkei"

Ein Firmen-Chef aus Niederösterreich packt in "Heute" über AMS-Bezieher und deren "Tricks" aus und erinnert sich an Fälle, die sprachlos machen.
André Wilding
19.08.2025, 18:00
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Ein Österreicher, selbst AMS-gemeldet, meldete sich bei "Heute" und machte in einem Gespräch kein Geheimnis daraus: "Viele Langzeitarbeitslose wissen ganz genau, wie sie das System austricksen."

In AMS-Kursen sei Leser Mark selbst ausgelacht worden, weil er jeden Auslandsaufenthalt ehrlich melde – andere würden sich sogar damit brüsten, per VPN oder Barzahlung im Ausland unentdeckt zu bleiben. Laut seiner Schilderung reisen viele Langzeitarbeitslose direkt nach einem AMS-Termin ins Ausland – und kehren kurz vor dem nächsten zurück.

"Viele sagen nicht einmal ab"

Außerdem würde der eine oder andere Arbeitslose – vor allem aus dem Ausland – mit dem Auto oder auch mit Bussen in ihre Heimat fahren, damit es nicht auffällt. "Manche kaufen die Tickets beim Busfahrer, damit mit der Kreditkarte nichts verfolgt werden kann", ärgert sich Mark und sagt auch ganz offen: "Sie würden sich wundern, wie link viele sind."

Nach dem Bericht meldete sich dann ein Unternehmer aus Niederösterreich, um über seine Erfahrungen zu berichten. Und der erfolgreiche Firmen-Chef – er möchte anonym bleiben – kann ein Lied über die "Tricks" mancher Arbeitsloser oder Bewerber schreiben. "Viele Bewerber können keinen Satz Deutsch oder wollen überhaupt erst Deutsch lernen", sagt der Unternehmer, der mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Doch die Bewerber halten sich nicht nur in Grenzen, viele würden erst gar nicht zu einem Bewerbungsgespräch oder Probearbeiten kommen. "Viele sagen nicht einmal ab oder melden sich kurz vor einem Termin krank oder sagen, sie haben keine Zeit", erzählt der Firmen-Chef zu "Heute" weiter.

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"Stellen Sie mich dann fix ein?"

Außerdem erinnert er sich an eine Situation, die sich erst vor wenigen Wochen zugetragen hat: "Eine Frau unterzeichnete bei mir mit dem AMS ein Arbeitstraining. Dieses sollte bis Ende August abgeschlossen werden und dann würde die Frau in meiner Firma fix aufgenommen werden." Doch dann bekam er Ende Juli eine Nachricht, mit der er so nicht gerechnet hat:

"Am 27. Juli bekam ich von ihr eine Nachricht, dass ihre Tochter in der Türkei krank sei und sie mit 1. August das Arbeitstraining abbrechen müsse. Sie hat mir geschrieben, dass sie nicht mehr arbeiten kommt und jetzt in die Türkei fliegt." Doch die Frau war noch nicht fertig und fügte noch eine Nachricht hinzu: "Sie wollte dann von mir wissen, ob ich sie danach fix anstellen werde?", schüttelt der Unternehmer in "Heute" den Kopf.

"Ich meine, wie stellen sich das die Leute bitte vor?", fragt der Firmen-Chef. Viele Bewerber oder potenzielle Kandidaten würden gar nicht wissen, wie viel Schaden sie mit ihrem Verhalten anrichten können. "Denen ist das aber völlig wurscht und das kümmert sie nicht. Ich muss das dann alles melden und kurzfristig einen Ersatz suchen", so der Unternehmer.

Gefälschte Lebensläufe

Außerdem erinnert er sich an einen Bewerber, der direkt nach der Probezeit mehrere Wochen in den Krankenstand gegangen ist". "Seit Corona wird es nur schlimmer. Kaum einer will wirklich arbeiten", so der Unternehmer, der eine Firma für Gebäudereinigung leitet und Kunden wie Supermärkte, Ordinationen oder Apotheken betreut.

Arbeitslosigkeit in Österreich
Die Arbeitslosigkeit liegt Ende Juli weiterhin um rund +15.000 (+5,5% auf 289.968) über dem Wert von 2024. Die Register-Arbeitslosenquote beträgt 6,7% (+0,3%-punkte gegenüber Juli 2024). Die Beschäftigung wächst gegenüber dem Vorjahr aber wieder leicht (geschätzt +16.000 Beschäftigungsverhältnisse).

Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöht sich im Juli mit +6,8%, während bei den Männern ein Anstieg von +4,3% zu verzeichnen ist.

Die Jugendarbeitslosigkeit erhöht sich Ende Juli 2025 erstmals seit Monaten unterdurchschnittlich (+3,7%). Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden steigt jedoch deutlich (+7,3% oder +685).

Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft steigt um +5,3% an, während die Arbeitslosigkeit von Inländer:innen sich mit +5,5% erhöht.

Da die Zahl der Arbeitssuchenden schon über viele Monate ansteigend ist, wächst auch die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen mit Status Arbeitslos und mindestens ein Jahr AMS Vormerkung auf rund 90.500 (+8.100 oder +9,8%).

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm auch ein Pärchen, das zum Vorstellungsgespräch kam – eine junge Frau und ein Mann. Die Frau sprach laut dem Firmen-Chef einwandfrei Deutsch und er wollte sie sofort einstellen. Doch dann kam eine überraschende Aussage: "Sie sagte zu mir, dass sie gar keinen Job suche, sondern für ihren Vater. Der sprach allerdings kein Wort Deutsch."

So wie dieser Fall läuft es öfter, berichtet der Firmen-Boss. Und es ist nicht nur ein Sprachproblem: "Viele kommen nicht zum Termin, fälschen Lebensläufe oder sind nach der Probezeit sofort im Krankenstand." Dabei zahlt der Betrieb ein Einstiegsgehalt von rund 1.750 Euro netto, plus Supermarkt-Gutscheine und Betriebsfeiern.

Im Video: AMS-Chef Kopf im "Heute"-Interview

"Eine Katastrophe"

Die AMS-Berater sieht er positiv: "Die sortieren eh aus." Doch an der Bewerberfront sei seit Corona Flaute. "Lehrlinge, die keinen Satz schreiben können – eine Katastrophe! Und das betrifft Österreicher genauso wie Zuwanderer." Besonders im Sommer sei die Lage hoffnungslos: "Beim AMS hat man mir ehrlich gesagt: Im Juli und August ist nix zu erwarten – da sind die alle auf Urlaub."

Der Unternehmer sieht den Ball bei der Politik und fragt ganz offen: "Wollen die eigentlich, dass die heimischen Betriebe alle zusperren? Jeden zweiten Tag liest man über Pleiten und Insolvenzen. Es wird Zeit, dass sich etwas ändert und man Firmen unter die Arme greift und sie unterstützt."

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 19.08.2025, 18:22, 19.08.2025, 18:00
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