In Taiwan ist das Referendum über die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Ma'anshan gescheitert. Bei der Abstimmung am Samstag haben rund 4,3 Millionen Menschen mit Ja gestimmt, etwa 1,5 Millionen mit Nein. Damit sind aber nicht genug Ja-Stimmen zusammengekommen, denn es wären mindestens fünf Millionen notwendig gewesen.
Präsident Lai Ching-te hat nach der Abstimmung vor den Journalisten erklärt, dass er das Ergebnis respektiere und die "Erwartungen der Gesellschaft an vielfältige Energieoptionen" verstehe. "Der größte Konsens der Energie-Debatte in Taiwan" sei Sicherheit.
"Nukleare Sicherheit ist ein wissenschaftliches Thema, und eines, das nicht durch eine einzige Abstimmung gelöst werden kann", hat er betont.
Lais Demokratische Volkspartei (DPP) war gegen eine Wiederinbetriebnahme der Anlage, solange es keine Sicherheitsgarantien und keine Lösung für die Lagerung der alten Brennstäbe gibt. Die oppositionelle Kuomintang hingegen ist dafür, dass Ma'anshan wieder ans Netz geht. Nur so könne Energiesicherheit gewährleistet werden, argumentiert die chinafreundliche Partei.
In den 1980er Jahren hat die Atomenergie mit drei Kraftwerken mehr als die Hälfte der Energieerzeugung in Taiwan ausgemacht. In den letzten Jahrzehnten sind aber auch dort die Sorgen um die Sicherheit gestiegen.
Zwei Kraftwerke haben zwischen 2018 und 2023 ihren Betrieb eingestellt, weil die Genehmigungen ausgelaufen sind. Auch Ma'anshan wurde deshalb im Mai abgeschaltet. Ein viertes Kraftwerk wurde schon 2014 stillgelegt, bevor es überhaupt fertig war.
Die verstärkten militärischen Aktivitäten Chinas rund um Taiwan, das Peking als abtrünnige Provinz sieht, und das Risiko einer Blockade der Insel haben die Ängste um die Energiesicherheit noch weiter verschärft.