Coronavirus

Riesen-Lkw-Kolonnen und Panikkäufe wegen Virus-Mutation

Grossbritannien ist wegen der neu entdeckten Mutation des Coronavirus isoliert. Drei Tage vor Weihnachten drohen der Insel Versorgungsengpässe.

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Riesige Lkw-Kolonnen quälen sich zum Hafen von Dover in südostenglischen Grafschaft Kent
Riesige Lkw-Kolonnen quälen sich zum Hafen von Dover in südostenglischen Grafschaft Kent
BEN STANSALL / AFP / picturedesk.com

Eine eben entdeckte Mutation des Coronavirus isoliert Großbritannien von der Welt: Zahlreiche europäische Länder, darunter auch Österreich, verhängten Flugverbote oder Grenzschließungen. Auch die Schweiz, Argentinien, Kolumbien, Chile, Kanada und der Golfstaat Kuwait stoppten Flüge von der Insel wegen der Mutation, die nach ersten Erkenntnissen um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form sein soll.

Seit der Nacht auf Sonntag sind auch der Eurotunnel sowie der wichtige britische Hafen Dover geschlossen. Zuvor hatte Frankreich ein zweitägiges Einreiseverbot für Reisende aus Großbritannien auf dem Luft-, See- und Landweg verhängt.

Premierminister Boris Johnson hat für Montag ein Krisentreffen der Regierung einberufen. Die EU beabsichtigt laut Frankreichs Transportminister Jean-Baptiste Djebbari "in den nächsten Stunden" ein "Notfallprotokoll»" zu erlassen, das die Wiederaufnahme des Warenflusses nach Großbritannien wieder erlaubt.

Salat, Blumenkohl, Broccoli und Zitrusfrüchte

Normalerweise würden in der Vorweihnachtszeit etwa 10.000 Lastwagen täglich den Ärmelkanal überqueren – jetzt aber geht im Königreich angesichts der geschlossenen Grenzen und unterbrochenen Fährverbindungen die Angst vor Versorgungsengpässen um.

Die Sorge, dass die Knappheit die Weihnachtstage verderben könnte, hat die Menschen in mehreren Städten vor die Supermärkte getrieben, wo sich bereits um 5 Uhr morgens mitunter auch trotz Regen lange Schlangen bildeten. In den sozialen Medien zirkulieren bereits wieder Schnappschüsse von WC-Papierbergen und leeren Regalen.

Es gebe keinen Grund für Panikkäufe, die Lager seien noch gut gefüllt, beruhigen die Detailhändler und appellieren an die Kunden, "verantwortungsvoll einzukaufen". Der Transport von frischen und verderblichen Waren sei nun die größte Herausforderung, so Richard Burnett, Chef des Transportverbands RHA. Eine Sprecherin der Supermarktkette Sainsbury’s bestätigte: "Wenn sich nichts ändert, werden wir in den kommenden Tagen Versorgungslücken sehen. Etwa bei Salat, Blumenkohl, Broccoli und Zitrusfrüchten, die zu dieser Jahreszeit alle von der EU importiert werden."

Ikea UK entschuldigt sich

Dabei bemerkt die Insel schon seit einiger Zeit, dass es bei manchen Waren stockt. Das Weihnachtsgeschäft, die großen Lieferungen von Medizin- und Pflegeprodukten in der Corona-Pandemie und die Ungewissheit über den Ausgang des Brexit-Dramas – all das führte auf den Zufahrten des Ärmelkanals bereits seit Tagen zu einem Lastwagen- und Frachtverkehrschaos. Erst vor einigen Tagen entschuldigte sich Ikea UK öffentlich für die teils massiven Lieferverzögerungen und das ausgedünnte Angebot in einigen Filialen, wie Spiegel.de schreibt. Auch vielen Spielzeughändlern im Land gehe zunehmend die Ware aus.

Jetzt, da der Verkehr über den Ärmelkanal geschlossen ist, stauen sich am Hafen von Dover die Lastwagen über Kilometer. Das britische Transportamt teilte am Montag mit, im Manston Airport in Kent werde Platz für bis zu 4.000 Lastwagen geschaffen, um das Chaos auf der Straße einzudämmen. Grundsätzlich sollten Lastwagen die Häfen in Kent vorerst gar nicht mehr anfahren.

"Meeresfrüchte im Wert von Hunderttausenden geladen"

Ein Tweet des schottische Meeresfrüchteexporteurs Lochfyne veranschaulicht das Elend zum Auftakt der letzten Weihnachtswoche: Die Schließung der französischen Grenze sei ein "Desaster", teilte er auf Twitter mit: "In der für uns wichtigsten Woche sind Lastwagen aus ganz Schottland auf dem Weg nach Kent und haben Fisch und Meeresfrüchte im Wert von Hunderttausenden von Pfund geladen." Selbst wenn die Sperrungen nach 48 Stunden wieder aufgehoben würden, "werden wir die Weihnachtsdeadline verpassen. Es ist unglaublich."

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    Riesige Lkw-Kolonnen quälen sich zum Hafen von Dover in der südostenglischen Grafschaft Kent.
    Riesige Lkw-Kolonnen quälen sich zum Hafen von Dover in der südostenglischen Grafschaft Kent.
    BEN STANSALL / AFP / picturedesk.com

    Insel im Weihnachts-Lockdown

    Die britische Regierung verschärft die Corona-Restriktionen deutlich: Für Millionen Menschen fallen Weihnachtsfeiern mit Familien und Freunden nun aus. "Wenn das Virus seine Angriffsmethode ändert, müssen wir unsere Verteidigungsmethode ändern", sagte Premierminister Boris Johnson.

    Statt drei Corona-Warnstufen gibt es künftig vier – in die höchste fallen außer der Hauptstadt London auch Regionen im Südosten. Dort dürfen die Bewohner nur noch aus wichtigen Gründen ihre Wohnung verlassen, etwa, um zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen. Auch an Weihnachten dürfe man keine Angehörigen anderer Haushalte treffen, betonte Johnson.

    Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte sowie andere Einrichtungen wie Fitnessstudios, Friseure, Kinos oder Schönheitssalons müssen schließen. Einwohner der höchsten Corona-Stufe 4 dürfen diese Zone nicht verlassen. Bisher war erlaubt, dass sich vom 23. bis 27. Dezember bis zu drei Haushalte zu "Weihnachtsblasen" zusammenschließen können. Dies wurde nun – außerhalb der Zone 4 – auf den ersten Weihnachtstag beschränkt.

    Auch in anderen Landesteilen, die selbst über Corona-Maßnahmen entscheiden können, wurden die Restriktionen verschärft. So soll in Wales von diesem Sonntag an ebenfalls ein Shutdown gelten – analog zur vierten Stufe in England. Schottland verhängte ein Reiseverbot in andere Teile des Vereinigten Königreichs.

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      Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com