Auch wenn seinen Namen wahrscheinlich viele nicht kennen, gehören Jeff Lynne wohl gleich ein paar Seiten in den Geschichtsbüchern des Rock ’n’ Roll. Als Produzent zeichnete er u.a. für Alben der Beatles verantwortlich, war Teil der Superband Traveling Wilburys und feierte mit seinem Electric Light Orchestra weltweit Erfolge.
Heute (13. Juli) kehrt der 77-Jährige für ein allerletztes Konzert in den Londoner Hyde Park zurück – genau an den Ort, an dem vor über einem Jahrzehnt das spektakuläre Comeback begann. Für Fans wird es ein Abschied mit Gänsehautgarantie.
Nach dem Album "Balance Of Power" im Jahr 1986 war praktisch Schluss mit dem Electric Light Orchestra. Ein offizielles Ende gab es zwar nie, aber Lynne hatte andere Pläne.
Der Mann mit der Lockenmähne und der Sonnenbrille zog sich aus dem Rampenlicht zurück, feierte stattdessen riesige Erfolge als Produzent und Songwriter – unter anderem für Paul McCartney, Bryan Adams und Michael Bolton.
Ende der 1980er-Jahre gründete er eine jener Supergruppen, die den Namen auch tatsächlich verdienen. Tom Petty, Roy Orbison, Bob Dylan, George Harrison und eben Lynne bildeten die Traveling Wilburys. Nach dem Tod Orbisons löste sich die Band 1990 jedoch wieder auf.
Ein Comebackversuch mit dem Electric Light Orchestra 2001 verpuffte ohne große Resonanz. Die Hoffnung der Fans, Lynne je wieder live zu erleben – und dann auch noch unter dem Namen ELO – schien endgültig begraben. Dann kam 2014 – und alles änderte sich.
Die Initialzündung kam von der BBC. Gemeinsam mit der einstigen Begleitband von Take That stellte man einen Live-Auftritt im Hyde Park auf die Beine. Jeff Lynne’s ELO trat dort vor über 50.000 Fans auf – und die sangen "Mr. Blue Sky", "Evil Woman" oder "Don’t Bring Me Down" so textsicher mit, dass selbst der sonst so zurückhaltende Lynne sichtlich gerührt war.
Der Funke sprang über – und der Altmeister kehrte zurück. Zwei neue Studioalben und Welttourneen folgten. Im Herbst des Vorjahres kündigte Lynne dann an, endgültig Abschied von der Bühne zu nehmen.
Nun schließt sich im Londoner Hyde Park der Kreis. "Mein Comeback begann hier – also soll es auch hier enden", so Lynne, der 2015 seinen Stern am "Hollywood Walk of Fame" bekam, 2017 in die "Rock'n' Roll Hall of Fame" aufgenommen und 2020 von der Queen für seine Verdienste um die Musik mit dem OBE ausgezeichnet wurde.
Ein poetischer Schlussstrich unter eine Karriere, die Höhen und Tiefen kannte – und doch mit einem Happy End glänzt, wenn auch womöglich mit einem gebrochenen Arm.
Der 77-Jährige verletzte sich, als er unlängst mit dem Taxi in London unterwegs war und dieses abrupt bremsen musste. Beim Konzert vergangene Woche in Birmingham stand er deshalb noch mit einer Armschiene auf der Bühne. Aber wie singt er treffend: "A-wa-ma-la-ma, ba-ma-la-ma, Rock 'n' Roll is King".