Frauen können ins heimische Bundesheer zwar freiwillig einrücken, doch das löst das Problem nicht, dass dem Heer nach und nach die Soldaten ausgehen. Geht es nach dem Präsidenten der Österreichischen Offiziersgesellschaft, Erich Cibulka, soll auch eine Wehrpflicht für Frauen kommen, wie es etwa Dänemark demnächst umsetzt. Außerdem solle es wieder eine Übungspflicht für alle Soldaten, wie Cibulka bereits der "Presse" erklärt hatte. Am späten Mittwochabend nahm der Brigadier in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf dazu Stellung.
Es hat "mehrfach das Telefon geläutet", nachdem sein Vorschlag der Wehrpflicht auch für Frauen bekannt geworden sei, so Cibulka, auch viele Medien hätten darüber berichtet, "offensichtlich trifft das Thema auf Interesse". Es habe "erstaunlich viel Zustimmung" für die Forderung gegeben, so der Brigadier, in den Kommentarspalten der Medien orte er eine "Zustimmung zwischen 60 und 75 Prozent, das finde ich doch bemerkenswert". Man könne es "so sehen", dass man in Österreich von einer Gleichberechtigung weit entfernt sei, so Cibulka.
"Ich bin in diesem Punkt auch nicht naiv", so der Brigadier, er könne "diese ungleiche Situation" am Arbeitsmarkt aus seiner langjährigen beruflichen Erfahrung bestätigen und "halbe-halbe" habe auch noch "nicht den Stellenwert, wie man es sich vielleicht wünscht". Aber, so Cibulka: "Wenn man immer darauf wartet, dass andere etwas tun müssen, bevor ich etwas tue, dann wird es Stillstand geben." Sein Plan setze "voraus, dass beide Geschlechter angesprochen werden", davor müsse aber "eine Anzahl notwendiger Soldaten definiert" werden.
"Sonst ist die Gefahr, dass sich alle für den Zivildienst entscheiden", so Cibulka. Den "Topf" benötigter Soldaten solle man "zuerst mit den Freiwilligen" auffüllen, "aber wenn es nicht genug sind, dann schon auch durch Zuteilung". Das erhalte die Freiwilligkeitskomponente, so der Brigadier, gleichzeitig wolle er aber auch einen verpflichtenden "Österreich-Dienst" für alle 18-Jährigen, entweder Bundesheer oder Zivildienst. "Tatsächlich ist das eine bittere Geschichte", so Cibulka dazu, dass es die aktuelle Generation junger Menschen ohnehin schwerer habe.
Und warum greife keine Regierung die von allen Militärs dringend geforderten Truppenübungen an, deren Verpflichtung abgeschafft worden war? Er habe keine Erklärung dafür, so Cibulka, er nehme aber zur Kenntnis, dass man zur Klärung eine Expertenkommission einsetzen wolle. Das Ergebnis werde "der Politik eine Empfehlung" geben, die der Politik dann wohl folgen werde. Wie lange sollen der Grundwehrdienst und die Truppenübungen dann dauern? Sein "Österreich-Jahr" wäre acht Monate Grundwehrdienst und vier Monate in Übungsform, hieß es.
"Wenn man jährlich zehn Tage übt, dann hätte man etwa zwölf Jahre eine Übungsverpflichtung", so Cilbulka. "In seinen 20ern hätte man jährlich eine Übung", mit 30 wäre man fertig. "Ich denke, das ist vom Fitnessgrad her gut für die soldatische Aufgabenstellung, aber auch umgekehrt für den Einzelnen gut leistbar", so der Brigadier. Und der Zivildienst? Wenn sich sein Plan nur an die Männer adressiere, dann würde er 15 Monate vorschlagen, wenn Frauen gleichbehandelt würden, dann sollten Wehr- und Zivildienst gleich lange dauern.