In der Nacht auf Mittwoch hat – inmitten einer russischen Angriffswelle auf die Ukraine – eine größere Zahl von russischen Drohnen den polnischen Luftraum verletzt. Nach Angaben von Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz haben daraufhin aufgestiegene Kampfjets ihre Waffen gegen die feindlichen Objekte eingesetzt.
Eine Nato-Sprecherin bestätigte, dass bei der Abwehr der Drohnen neben polnischen auch Nato-Luftverteidigungskräfte zum Einsatz kamen. Polen beantragte daraufhin Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags. Er sieht Beratungen vor, wenn sich ein Nato-Staat von außen gefährdet sieht.
Besonders brisant: Eine der Drohnen flog sogar über Warschau hinweg. Insgesamt 265 Kilometer drang sie ins polnische Kernland vor. Endstation war dann in der Ortschaft Mniszków. Des Weiteren kam ans Licht, dass sich auch deutsche Soldaten im Rahmen der Nato-Mission an der Abwehr beteiligt hatten.
Das deutsche Verteidigungsministerium betonte auf Anfrage der "Bild", dass noch nie so viele Drohen gleichzeitig den Nato-Luftraum verletzt hätten. Deutschland hat in der südost-polnischen Rzeszów 180 Soldaten stationiert.
Diese seien sofort in Alarmbereitschaft versetzt worden. Via Radar-Tracking lieferten die deutschen Soldaten Zielinformationen und arbeiteten eng mit polnischen und alliierten Kräften zusammen. Zu einem Einsatz von deutschen Patriot-Lenkflugkörpern sei es allerdings nicht gekommen, hieß es.
Nun hat sich auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte zu dem Vorfall zu Wort gemeldet. Er bezeichnete die Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen als "absolut rücksichtslos". Er warnte, dass ein solches Verhalten – ob absichtlich, oder nicht – "absolut gefährlich sei".
Auch an Kreml-Chef Wladimir Putin richtete Rutte klare Worte: "Beenden Sie den Krieg in der Ukraine. Hören Sie auf, den Luftraum der Verbündeten zu verletzen." Gleichzeitig betonte der Nato-General, dass man bereitstehe, wachsam sei und "jeden Zentimeter des Nato-Gebiets verteidigen" werde.
Auch aus Russland gab es bereits erste Stimmen zu dem Vorfall. Der russische Geschäftsträger in Polen, Andrej Ordasch, wies einer Verantwortung Russlands zurück. Ihm zufolge seien die Drohnen aus der Ukraine gekommen.
In einer Stellungnahme auf Englisch hat sich auch das Verteidigungsministerium in Moskau zu Wort gemeldet. Demnach habe nie die Absicht bestanden Ziele auf polnischem Gebiet zu treffen. Eine Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen wurde jedoch weder bestätigt noch dementiert.
"Wir sind bereit, Gespräche über dieses Thema mit dem polnischen Verteidigungsministerium zu führen", fügte das russische Verteidigungsministerium hinzu. Der Kreml hatte einen Kommentar zum Eindringen der Drohnen in den polnischen Luftraum zuvor abgelehnt.