Ukraine

Russen-Kämpfer: "Alles steht bereit" für Gegenoffensive

Angespannt warten die Russen auf die ukrainische Gegenoffensive. Ein Putin-Kämpfer behauptet nun zu wissen, wo der Schlag passieren soll.

Ukrainische Soldaten feuern einen Mehrfachraketenwerfer des Typs RM-70 Vampir bei Awdijiwka in der Oblast Donezk ab; 31. Mai 2023.
Ukrainische Soldaten feuern einen Mehrfachraketenwerfer des Typs RM-70 Vampir bei Awdijiwka in der Oblast Donezk ab; 31. Mai 2023.
REUTERS/Viacheslav Ratynskyi

Die ukrainische Armee soll bereits Truppen für eine Gegenoffensive im Saporischschja-Sektor der Front zusammengezogen haben. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

"Die Aufstellung der Kampftruppe der Streitkräfte der Ukraine in Richtung Saporischschja ist abgeschlossen. Alles ist für sie bereit, sie warten nur noch auf den Startschuss und den Befehl", wird Wladimir Rogow, Leiter der Bewegung "Wir sind mit Russland", zitiert.

Rogow betonte, dass die russischen Einheiten bereit seien, den Feind zurückzuschlagen, und dass mehrere Verteidigungslinien errichtet worden seien, um die Region zu schützen. Ihm zufolge wäre ein Angriffsversuch in diese Richtung "selbstmörderisch für das Selenski-Regime und seine Kämpfer".

Pläne sind streng geheim

Ob es wirklich dort zu einem Vorstoß der Ukrainer kommen wird, ist ungewiss. Trotz des Dauerbeschusses der Russen haben die Verteidiger im Hinterland neun frische Brigaden mit westlichen Waffen und Ausbildung aufstellen können, die in der erwarteten Gegenoffensive eingesetzt werden sollen. 

Von ihnen ist am Schlachtfeld aber noch nichts zu sehen – auch die geplanten Stoßrichtung(en) sind ein streng gehütetes Geheimnis. Doch die aktuellen Luft- und Artillerieschläge könnten Aufschluss darüber geben, was die Ukraine plant. Die jüngsten Distanz-Attacken sollen sich laut "Bild" vorwiegend im Süden des Landes abgespielt haben. Im Zentrum steht dabei das Grenzgebiet zwischen den teilbesetzten Regionen Donezk – und Saporischschja.

Neue Waffe: "Storm Shadow"

Neue Waffen aus Großbritannien eröffnen den Ukrainern dabei völlig neue Möglichkeiten. Vor wenigen Tagen tauchte erstmals ein Foto eines ukrainischen Kampfjets mit montiertem "Storm Shadow"-Marschflugkörper auf. Diese haben, je nach Version, mit rund 250 bis 560 Kilometern eine deutlich höhere Reichweite als die bisher von den HIMARS-Systemen abgefeuerten GLMRS-Raketen (~80 km). 

Die Einführung von HIMARS hatte bereits die russische Armee zu einer radikalen Umstrukturierung gezwungen, nachdem sich täglich neue Munitionsdepots, Treibstofflager und Kommandoposten hinter der Front in Feuerbällen verabschiedeten. Seither wurden diese für alle Operationen überlebenswichtigen Lager deutlich verkleinert, gegen die relativ schwachen GLMRS-Sprengköpfe besser befestigt oder einfach weiter zurück ins Hinterland verlegt. 

    Großbritannien hat der Ukraine <strong>Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow"</strong> und eröffnet dem angegriffenen Land völlig neue Möglichkeiten für Gegenschläge.
    Großbritannien hat der Ukraine Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow" und eröffnet dem angegriffenen Land völlig neue Möglichkeiten für Gegenschläge.
    Reuters (Archivbild 2003)

    Russen nirgends sicher

    In allen Fällen bieten die bisherigen Maßnahmen keinen Schutz mehr gegen "Storm Shadow". Diese können nicht nur nun jeden Winkel der besetzten Gebiete treffen, sie haben noch dazu eine deutlich größere Sprengladung, die als Bunker-Brecher konzipiert ist. Selbst Beton schützt dagegen erst in beträchtlicher Dicke. 

    Die ohnehin schon überlastete Logistik der Russen und die Versorgung der Fronttruppen mit Munition, Treibstoff, Nahrung und anderem wird dadurch noch weiter strapaziert. Das liegt unter anderem daran, dass die russische Armee in den vergangenen Jahrzehnten lieber in Panzer als Transport-Lkw investiert hat. Im eigenen Territorium wird für den Nachschub massiv auf die Bahn gesetzt, doch voll beladene Züge sind im Kriegsgebiet ein leichtes und vor allem lohnendes Ziel für Präzisionsmunition.

    Über die Region Saporischschja

    Die Region Saporischschja wurde nach einem Scheinreferendum illegal zu russischem Staatsgebiet erklärt. Während die russischen Besatzer laut eigenen Angaben mehr als 70 Prozent der Region kontrollieren, ist die Hauptstadt weiter fest in ukrainischer Hand.

    In der Region liegt auch das gleichnamige Atomkraftwerk. Es wird seit kurz nach Kriegsbeginn von der russischen Armee besetzt – immer wieder kommt es seither zu technischen Problemen. Vor dem Krieg arbeiteten dort etwa 11.000 Menschen. Derzeit sind nach Enerhoatom-Angaben noch 3.100 Angestellte mit ihren Familien in der Anlage. Weitere etwa 2.900 arbeiten in der nahegelegenen Stadt Enerhodar.

    Die russischen Truppen hindern die verbliebenen Angestellten daran, miteinander zu kommunizieren oder das Werksgelände zu verlassen, wie Enerhoatom via Telegram mitteilte. Auf diese Weise wollten sie verhindern, dass Kraftwerksmitarbeiter russische Stellungen auf dem weitläufigen Kraftwerksgelände an die ukrainischen Streitkräfte weitergeben.

      Blick auf das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.
      Blick auf das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.
      ED JONES / AFP / picturedesk.com
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