Ukraine

"Storm Shadow" in Ukraine – Truppen nirgends sicher

Die Ukrainer haben die Intensität ihrer Langstrecken-Angriffe im besetzten Süden erhöht. Dabei haben sie nun auch eine durchschlagende neue Waffe.

Roman Palman
Das erste Foto einer ukrainischen Su-24 mit montierten britischen "Storm Shadow"-Marschflugkörpern wurde am 24. Mai 2023 öffentlicht.
Das erste Foto einer ukrainischen Su-24 mit montierten britischen "Storm Shadow"-Marschflugkörpern wurde am 24. Mai 2023 öffentlicht.
Twitter/Ukraine Weapons Tracker; Nachbearbeitung "Heute"

Der Nebel des Krieges liegt nach wie vor über der angekündigten Gegenoffensive der Ukrainer. Während diese für einige schon richtig begonnen hat, sehen viele andere erst die Vorbereitungsphase am Laufen.

Dabei greifen die Verteidiger mit westlichen Distanzwaffen russische Kommandoposten und Munitions- und Treibstofflager weit hinter der Frontlinie an, um Fähigkeit der russischen Armee, einen großen Angriff mit Truppen und Panzern abzuwehren, deutlich einzuschränken.

Neun volle Brigaden konnte die Ukraine trotz des Dauerbeschusses der Russen im Hinterland für eine Gegenoffensive aufstellen. Diese sind ausgerüstet mit Panzer-Spenden aus westlichen Ländern und nach NATO-Standards im Ausland ausgebildet worden. Von ihnen ist am Schlachtfeld aber noch nichts zu sehen – auch die geplanten Stoßrichtung(en) sind ein streng gehütetes Geheimnis.

Doch die aktuellen Luft- und Artillerieschläge könnten Aufschluss darüber geben, was die Ukraine plant. Die jüngsten Distanz-Attacken sollen sich laut "Bild" vorwiegenden im Süden des Landes abgespielt haben. Im Zentrum steht dabei das Grenzgebiet zwischen den teilbesetzten Regionen Saporischschja und Donezk.

Russisches S-400-System zerstört

Auch das Institute for the Study of War (ISW) berichtet am Mittwoch über Meldungen von ukrainischen Angriffen auf Straßen und Brücken in der Oblast Saporischschja. Getroffen wurde unter anderem die städtische Siedlung Mychajliwka rund 30 Kilometer nördlich von Melitopol. Die Angriffe reichen sogar bis an die Küste des Asowschen Meers. In Yur'ivka, südwestlich von Mariupol soll ein von Russen besetztes Gebäude zerbombt worden sein. 

Am 30. Mai tauchte zudem ein Foto auf, das das Wrack eines russischen Kommandopostens vom Typ 55K6A für das moderne Luftabwehrsystem S-400 mutmaßlich in der Region Cherson zeigen soll. Es soll durch GLMRS-Raketen wie sie von HIMARS abgeschossen werden, zerstört worden sein. Von russischer Seite gibt es dazu keine offiziellen Berichte: 

Will die Ukraine dann auch mit ihrer Offensive hier zuschlagen? Oder ist alles nur ein Ablenkungsmanöver? Das wird man vermutlich erst erfahren, wenn es wirklich los geht.

Landbrücke zur Krim

Die besetzte Landbrücke zur Halbinsel Krim gilt aber schon lange als wichtiges Ziel für einen möglichen Angriff. Schafft es die Ukraine hier eine Bresche bis an das Asowsche Meer zu schlagen und zu befreien, dann sind Zehntausende russische Soldaten in den Regionen westlich von den wichtigsten Versorgungsrouten abgeschnitten. Munition, Treibstoff und weitere Truppen könnten dann nur noch über die Krim-Brücke herangeschafft werden.

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    Das Feuer auf der Krim-Brücke ist nach Angaben der russischen Behörden durch die Explosion einer Autobombe ausgelöst worden.
    Das Feuer auf der Krim-Brücke ist nach Angaben der russischen Behörden durch die Explosion einer Autobombe ausgelöst worden.
    - / AFP / picturedesk.com

    Diese ist allerdings extrem verwundbar wie der Anschlag auf Wladimir Putins Prestigebauwerk ausgerechnet an dessen 70. Geburtstag zeigte. Lange hatte Kiew dazu geschwiegen, erst kürzlich gab der ukrainische Geheimdienst zu, daran mitgewirkt zu haben. 

    Das wissen natürlich auch die Russen, weshalb die Armeeführung schon vor Monaten den Befehl gab, umfangreiche Verteidigungsstellungen auszuheben.

    "Storm Shadow" trifft Russen hart

    Zu den bekannten HIMARS-Mehrfachraketenwerfern, die mit den dazu gelieferten GLMRS-Raketen nur etwa 70 Kilometer weit entfernte Ziele angreifen können, kommt nun eine weitere neue Waffe in das Arsenal der Ukraine. Die Briten haben die bereits Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow" geliefert, die mit einer Reichweite von 560 Kilometern eine weitaus größere Bedrohung für die russischen Besatzer darstellen. Am 24. Mai tauchte erstmals ein Foto auf, das eine ukrainische Su-24 mit montierten "Storm Shadow" zeigt (siehe Teaserbild oben).

    Diese Waffe ermöglicht es den Ukrainern, Ziele im gesamten besetzten Territorium anzuvisieren und zu zerstören. Auch in der Sprengkraft gibt es einen gewaltigen Unterschied. Vergleicht man GLMRS mit Nadelstichen, dann wäre "Storm Shadow" mit seinem doppelten Sprengkopf eine durchschlagende Abrissbirne, speziell entwickelt gegen Betonbunker. 

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      Großbritannien hat der Ukraine <strong>Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow"</strong> und eröffnet dem angegriffenen Land völlig neue Möglichkeiten für Gegenschläge.
      Großbritannien hat der Ukraine Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow" und eröffnet dem angegriffenen Land völlig neue Möglichkeiten für Gegenschläge.
      Reuters (Archivbild 2003)

      Und: während die russische Luftabwehr bereits Monate den Abschuss von in weitem Bogen anfliegenden GLMRS üben konnte, sind die französisch-britischen Marschflugkörper eine völlig neue Bedrohung. "Storm Shadow" verfügt über Tarnkappentechnik und rauscht relativ langsam (Mach 0,8) im Tiefstflug in nur 30 bis 40 Metern Höhe heran.

      Der Einsatz der High-Tech-Waffe hat aber auch ihren Preis. Mit einem Stückpreis von 770.000 bis 1,3 Millionen Euro lohnt sie sich erst für größere oder wichtige Ziele. Zur Bekämpfung einer einzelnen Artilleriestellung etwa wäre "Storm Shadow" absoluter Overkill.

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        Denise Auer