Nach über drei Jahren Krieg und hunderttausenden Toten ist ein Waffenstillstand nach der russischen Invasion in der Ukraine aktuell so nahe wie noch nie. Die Ukraine stimmte einem von den USA vorgeschlagenen 30-tägigen Waffenstillstand zu, der in Verhandlungen in Saudi-Arabien ausgearbeitet wurde. Im Gegenzug sagten die USA die Wiederaufnahme ihrer Militärhilfe und Geheimdienstunterstützung zu.
Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte sich grundsätzlich positiv zu einer Feuerpause, stellte jedoch Bedingungen wie die Einstellung der ukrainischen Aufrüstung und das Ende westlicher Militärhilfe, während Russland seine eigenen militärischen Aktivitäten fortsetzen möchte.
Um die komplizierte Situation zu analysieren, war am Freitag der Historiker und Russland-Experte Wolfgang Mueller von der Universität Wien in der "Zeit im Bild 2" zu Gast.
"Ich würde davon ausgehen, dass Russland wahrscheinlich versuchen wird, noch vor einem Waffenstillstand seine Kriegsziele umzusetzen", so der Professor einleitend. Doch seitens der USA wurden in den letzten 24 Stunden tatsächlich die Gangart gegenüber Russland verschärft. Trump habe jedoch bereits den Fehler begangenen, einige Trümpfe aus der Hand gegeben zu haben, etwa die Möglichkeit eines NATO-Beitritts der Ukraine.
Russland sei eine sehr große Volkswirtschaft, die ihre Rohstoffexporte in den ersten beiden Jahren sehr gut umdirigieren und Sanktionen umgehen konnte. Diese wirken deshalb nur sehr langsam. In der zweiten Jahreshälfte 2025 könnten in Russland dann wirtschaftliche Schwierigkeiten auftreten.
Nach wie vor sei unklar, ob Russland tatsächlich zu einem Waffenstillstand bereit ist oder die Situation nur nützt, um am Schlachtfeld Fortschritte zu erzielen.