"Jose Mourinho ist für mich eine Inspiration und wird das bleiben", sagt LASK-Trainer Joao Sacramento, der bei Tottenham und Roma Mourinhos Assistent war, zu "Heute".
"Aber ich muss jetzt ich selbst sein – keine Kopie. Bin ich das nicht und kopiere die Ideen anderer, werden die Spieler das spüren und mir nicht folgen."
Ein Schnitzel mit Kartoffel, aber ohne Reis gönnt sich der 36-jährige Portugiese nach dem "Heute"-Interview. Beim Gespräch davor ist er hungrig und sprüht nur so vor Energie.
"Für meinen ersten Job als Cheftrainer ist es von Vorteil, in einer mittelgroßen bis kleinen Stadt wie Linz zu arbeiten", ist Sacramento sicher. "Hier kann ich mich besser mit den Menschen und Spielern vernetzten. Ich will den Spielern nahe sein. Für mich ist es auch wichtig, den Fans nahe zu sein. Ich will die Verantwortung spüren, die ich als LASK-Trainer habe."
„Ich war beeindruckt von der Kriegermentalität der LASK-Spieler“Joao Sacramento
Der LASK verfehlte letzte Saison die Top 6. Sacramento soll den Erfolg zurück nach Linz bringen, obwohl Schlüsselspieler wie Lawal, Zulj, Ljubic oder Stojkovic den Klub verließen. Wie soll das gehen?
"Ich war beeinduckt von der Kriegermentalität der LASK-Spieler, als ich in der Covid-Zeit mit Tottenham in Linz spielte. Von dieser Intensität, die sie gemeinsam als Team erzeugten. Diese DNA will ich zurückholen."
Ein 3:3 holte der LASK im Dezember 2020 mit Trainer Dominik Thalhammer gegen die "Spurs". Sacramento saß auf der Gugl neben Mourinho auf der Trainerbank. Jetzt ist er zurück in Linz – und nach zwölf Jahren als Co-Trainer erstmals der Chef.
"Hör zu", sagt Sacramento, bevor die Spielidee nur so aus ihm sprudelt. "Wir wollen hoch pressen – organisiert, nicht chaotisch. Wir wollen den Ball. Nicht nur um ihn zu haben, sondern um Räume zu öffnen. Gehen die Räume auf, spielen wir vertikal. Wir wollen ein Team sein, das von der ersten bis zur letzten Minute zusammensteht – mit und ohne Ball."
Wenn Sacramento über Fußball redet, müsste man ihn niedergrätschen, um ihn zu stoppen. "Wir müssen uns als Team bewegen am Platz, nicht jeder für sich. Wir dürfen nie auseinanderbrechen am Platz. Das ist jetzt die Hauptaufgabe von mir, daran arbeiten wir hart."
Joao Sacramento ist 18 Jahre alt, als er seine Heimatstadt Barcelos im Norden Portugals verlässt, um nach Südwales zu ziehen und seinen Traum zu verwirklichen, Fußballmanager zu werden.
Wie Mourinho ist Sacramento auch nie Profikicker, beginnt ganz unten und arbeitet hart für seine Chancen. Mourinho war Ende der 1980er Jahre Sportlehrer. Sein großer Durchbruch kam, nachdem er sich bei seinem Heimatverein Setúbal vom Jugendtrainer zum Assistenztrainer der ersten Mannschaft hocharbeitet.
"Ich muss Jose Danke sagen, was er alles für mich getan hat. Ich bin damit aber nicht allein", stellt Sacramento im "Heute"-Talk klar. "Jose hat die Denkweise von vielen jungen Fußballtrainern verändert. Vor ihm konnten nur Ex-Profis Trainer werden. Er hat das verändert. Er hat die Türen geöffnet – nicht nur für mich, für viele."
Bei Sacramento ist die Bande aber enger: Mit 19 Jahren schickt er detallierte Analysen von Mourinhos Arbeit direkt an den Trainer von Inter Mailand. Der Starcoach meldet sich zurück und lobt ihn. Das gibt dem Teenager Auftrieb und er kündigt an, dass er in zehn Jahren als Trainer in der Champions League arbeiten würde.
Für Sacramento geht es steil bergauf: Er wird Chefanalytiker von Lille, arbeitet für Claudio Ranieri, der später Leicester City zum Meister-Märchen in der Premier League führen wird. Dann lernt Sacramento als Co-Trainer beim argentinischen Taktik-Giganten Marcelo Bielsa. Bei Paris SG ist er später "Co" von Christophe Galtier – und coacht den Supersturm Lionel Messi, Kylian Mbappe und Neymar.
Es wäre also zu einfach Sacramento auf den Lehrmeister Mourinho zu reduzieren. Das zeigt sein Lebenslauf und die Star-Parade auf seinem Instagram-Account, wo er auch mit Sergio Ramos oder David Beckham posiert.
Und das verdeutlicht er im Gespräch, wenn man ihn fragt, wie viel Mourinho denn in Zukunft beim LASK so einfließen wird?
„Mourinho würde jetzt zurecht antworten: ,Was ist mein Stil?'“Joao Sacramento
Dann herrscht kurz Stille. "Mourinho würde jetzt zurecht antworten: ,Was ist mein Stil?‘ Er ließ immer anders spielen – bei Real, Chelsea, Tottenham, Roma oder jetzt bei Fenerbahce. Sein Stil hängt von vielen Faktoren ab. Es macht also keinen Sinn, meine Vision beim LASK mit Mourinho zu vergleichen."
Sacramentos Kontakt zu Mourinho riss nie ab: "Wir sprechen immer noch oft miteinander. Er hat mir zur Geburt meines Sohnes gratuliert, oder nach meiner Hochzeit. Wir sprechen auch über Fußball, tauschen Ideen aus. Aber es ist natürlich anders als früher, wo wir täglich gemeinsam gearbeitet haben und für unser Team das Beste wollten."
In Zukunft wird auch der LASK Gesprächsthema sein. Linz gefällt Sacramento übrigens. "Das war eine große Überraschung für mich. Ich bin ganz ehrlich. Linz ist gemütlich."